Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wochenvorschau: Kunst im Spiegel
> Die Museumsinsel bekommt eine sehr teure Garderobe und Potsdam einen
> griechischen Selbstverliebten aus italienischer Hand.
Bild: Fand sich richtig gut: Narziss, hier aus Caravaggios Pinsel im Museum Bar…
Das mit der Liebe, das kann natürlich auch mal mächtig schiefgehen. In
diesem Zusammenhang mag man zum Beispiel an das Schicksal von Narziss
erinnern.
Man weiß, dieser Bewohner der unter Umständen reichlich grausamen
griechischen Mythologie. Eine Schönheit soll er gewesen sein, der Sohn vom
Flussgott Kephissos und der Nymphe Liriope. Schnöde aber wies er alle
Verehrerinnen und Verehrer ab, unter anderem auch die Bergnymphe Echo. Mit
anderen hatte es Narziss einfach nicht so. Er fand seine Liebe, als er sich
mal ans Wasser setzte und sich dabei in sein eigenes Spiegelbild verguckte.
Das alles kann man sich jetzt einfach mal merken und sich zwischendurch
Dingen zuwenden, in denen sich der Mensch schon auch gern spiegelt oder
sonnt, je nachdem. Es geht also um die Kunst. Und die hat ja auf der
Museumsinsel einen ganz besonderen Auftritt bekommen mit der
[1][James-Simon-Galerie].
So schick sieht die aus und auch pompös mit der Treppe und dem tempelhaften
Kolonnadengang, dass man darüber fast vergessen könnte, dass das von David
Chipperfield entworfene Gebäude eigentlich nur einen neuen Eingang schaffen
sollte. Die „teuerste Garderobe der Welt“ soll der Bau von den Berlinern
deswegen bereits spottweise genannt werden. Hat ja immerhin 134 Millionen
Euro gekostet, was am Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel als recht
ranghohe Steuerzahlerin bauprüfend begucken darf bei der feierlichen
Eröffnung.
Einen Tag später, am Samstag, können sich dann auch alle anderen auf der
prächtigen Freitreppe und sonstwo in diesem neuen zentralen Eingangsgebäude
der Museumsinsel umschauen, bei dem [2][Eröffnungsfest] mit einem
umfänglichen kostenfreien Aktionsprogramm.
Und, wie war das jetzt nochmal mit dem Narziss?
Mit seiner Geschichte hat man jedenfalls schon mal ein prima
Smalltalk-Wissen, wenn man demnächst beabsichtigt, im Museum Barberini in
Potsdam vorbeizuschauen. Dort werden ab Samstag „[3][Wege des Barock]“
gezeigt – und Prunkstück dieser Ausstellung mit 54 Werken Alter Meister ist
eben ein Bild von Caravaggio, auf dem ein Jüngling zu sehen ist, am Wasser
kauernd, so fragend wie liebevoll sein Spiegelbild betrachtend. Caravaggios
„Narziss“.
Was bei seiner Liebe schief lief? Als einmal ein Blatt ins Wasser fiel,
heißt es, trübten die Wellen sein Spiegelbild derart, dass Narziss meinte,
plötzlich hässlich geworden zu sein. Halt ein ganz besonderer Fall von body
shaming. Er wollte es nicht ertragen. Und starb.
8 Jul 2019
## LINKS
[1] https://www.preussischer-kulturbesitz.de/news-detail/article/2019/03/27/die…
[2] https://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/james-simon-galerie/ueber-u…
[3] https://www.museum-barberini.com/
## AUTOREN
Thomas Mauch
## TAGS
Museum Barberini
Museumsinsel
Mythologie
Museumsinsel
## ARTIKEL ZUM THEMA
James-Simon-Galerie öffnet: Endlich Klos und Kleiderständer
Auf der Berliner Museumsinsel eröffnet nach 10 Jahren Bauphase die
James-Simon-Galerie – und vorher kommt noch mal die Kanzlerin.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.