# taz.de -- Designer Joop trifft Sahra Wagenknecht: Gegen die Mode der Politik | |
> Ungewöhnliches Duo: Modeikone Wolfgang Joop und Sahra Wagenknecht | |
> diskutieren über Politiktrends, Kommunismus und die Grünen. | |
Bild: Wagenknecht und Joop vor der Veranstaltung am Montagabend in Berlin | |
BERLIN taz | Früher verstand Modeikone Wolfgang Joop unter Kommunismus nur | |
„Leute, die viel rauchten, soffen und schlechte Zähnen hatten.“ Die PDS? | |
Eine „unattraktive Partei“. Bei Oskar Lafontaine redet er von einem | |
„Rotlicht-Dunst“. Spricht der Designer allerdings über Sahra Wagenknecht, | |
kriegt er sich vor Bewunderung gar nicht mehr ein. Die Frau, die dieses | |
„madonnenhafte Antlitz der wilden Politikszene präsentiert“: Mit ihr wollte | |
er am Montag auf Einladung der Linksfraktion bei einer Diskussion über die | |
drängenden Probleme der Welt sprechen. | |
Die Idee zu der Veranstaltung im Berliner Babylon-Kino kam nach einem | |
gemeinsamen Talkshow-Auftritt der Linkenpolitikerin und des Modeschöpfers. | |
Damals hätten die beiden festgestellt, dass sie zwar aus zwei Welten | |
stammen, aber irgendwie „dieselbe Sprache sprechen“, erzählt Wagenknecht. | |
Sie, die Politikerin, die in Sachen Mode eher „aus dem Bauch heraus“ | |
entscheide. Er dagegen der selbst erklärte Außenseiter, der als „Rebell | |
gegen die Rebellen“ während der 68er Jahre gänzlich unpolitisiert unter | |
seinen Kommilitonen gewandelt sei. | |
Ein ungewöhnliches Duo mit Mitteilungsbedarf. Denn mittlerweile hat sich | |
der 74-Jährige Wolfgang Joop auf die Suche nach einer Utopie gemacht und | |
erkannt, dass er sich im Alter „entweder für den Kommunismus oder das | |
Christentum“ zu entscheiden habe. Junge Menschen wie Rezo mit seiner | |
„Youtuber-Sprache“ und Wörtern wie „Lol und nice“ würden doch auch nu… | |
aussprechen, was er wissen möchte. | |
Heimspiel also für Sahra Wagenknecht: Die Linkenpolitikerin muss nicht tief | |
in ihrer Phrasenkiste graben und erklärt zentrale gesellschaftliche | |
Probleme zum Symptom der wirtschaftlichen Verhältnisse. Auch die aggressive | |
Stimmung, die letztlich zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten | |
Walter Lübcke geführt habe, sei ein Spiegelbild der Verrohung und Härte in | |
der Ökonomie. Man könne da zwar das „Öko-Thema“ als Mode machen, aber: �… | |
gibt keinen grünen Kapitalismus“. Dem Publikum gefällt es – Applaus für … | |
Seitenhiebe gegen die erfolgreichen Grünen. | |
## Doch nur den Kapitalismus retten | |
Und Wolfgang Joop? Der stimmt unaufhörlich zu, ohne dabei Unterschiede zu | |
seinen eigenen Positionen zu bemerken. Zwar blickt er mit Nostalgie auf | |
seine Kindheit in der DDR zurück, hatte er doch im Osten schon früh | |
gesehen, wie billig die moderne Produktion wirkte. Dem Kapitalismus den | |
Kampf ansagen möchte er dann im späteren Verlauf aber doch nicht. | |
Stattdessen müsse der Kapitalismus gerettet werden, man solle ihn eben nur | |
erneuern und anders gestalten. | |
Also doch etwas Uneinigkeit zum Ende der Veranstaltung. Über ihr | |
Verständnis von Kapitalismus müssten sie wohl beim nächsten mal weiter | |
diskutieren, witzelt Wagenknecht. | |
25 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Julian Schmidt-Farrent | |
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Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke | |
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