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# taz.de -- Nach dem Umzug ins Humboldt Forum: Dahlem soll lebendig bleiben
> Bei der Potenzialanalyse für die Nachnutzung der Dahlemer Museen hat man
> auch an die Öffentlichkeit gedacht.
Bild: Mit feinem Pinsel: Restaurator arbeitet in Dahlem an einer Holzskulptur
Ein junger Mann steht vor einem hell erleuchteten Tisch. Auf dem liegt ein
gut ein Meter langes und prächtig bemaltes Holzschwein aus Papua-Neuguinea.
Das Holzschwein sei dort Teil eines Initiationsritus gewesen, erklärt der
junge Mann, und im 19. Jahrhundert nach Berlin gekommen. Er habe nun die
Aufgabe, die damals aufgebrachten Pigmente zu festigen, sagt er und taucht
einen winzigen Pinsel in eine transparente Flüssigkeit. Dieser Leim sei aus
der Blase des Störs gewonnen, also prädestiniert für diese Aufgabe, denn er
ändere nichts an den Farbtönen der Bemalung.
Das Schwein, um das es hier geht, ist eines von 20.000 Objekten, die seit
Jahren vom Museum für Asiatische Kunst und dem Ethnologischen Museum ins
Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss umziehen, das ab Sommer 2020
etappenweise eröffnen wird. Zu diesem Zweck müssen nach wie vor Objekte
restauriert und verpackt werden, und deshalb wurde in einem ehemaligen
Ausstellungsraum des Ethnologischen Museums in Dahlem eine
Restaurierungsstraße eingerichtet.
Konservatoren über die Schulter blicken, Forscher in Fragen verwickeln: So
oder so ähnlich stellt es sich wohl Hermann Parzinger, Präsident der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, vor, wenn er kurz nach dem Rundgang für
JournalistInnen am Mittwochmittag im Foyer der Dahlemer Museen darüber
spricht, wie er sich die Nachnutzung der 38.000 Quadratmeter Museumsfläche
nach Vollzug des Umzugs vorstellt, denn einerseits verbleibt ja mit dem
Museum Europäischer Kulturen eines der ursprünglich drei Museen und
zweitens wird nicht einmal ein Zehntel der gesammelten Objekte der beiden
anderen im Humboldt Forum zu sehen sein.
Bereits Anfang 2017 hatte Parzinger publik gemacht, dass ihm in Dahlem vor
allem eine Art Forschungscampus vorschwebt, wo Depots entstehen, wo die
Bibliotheken der Museen zusammengefasst werden, wo auch gemeinsam mit
WissenschaftlerInnen aus den Herkunftsländern die Objekte beforscht werden
können. Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung in Dahlem los, denn sowohl
Anwohner als auch Politik wünschten sich natürlich weiterhin
öffentlichkeitswirksames Kulturprogramm.
Diese Kritik scheint angekommen zu sein. Nicht nur, dass Parzinger am
Mittwoch betont, interessierte Besucher durch regelmäßige Führungen an der
Forschung teilnehmen zu lassen. Auch in der am Mittwoch erstmals
vorgestellten Potenzialanalyse von Arnold und Gladisch Architekten gibt es
viel Platz für Publikum, eine neue, barrierefreie Campusachse etwa.
Vor allem aber ist neuerdings eine Art Marktplatz angedacht, der ganz
unterschiedlich bespielt werden könnte. So ist es denn auch kein Zufall,
dass am Ende noch einmal Elisabeth Tietmeyer das Wort ergreift, Direktorin
des womöglich nur vermeintlich in Dahlem abgehängten Museums für
Europäische Kunst. Sie bedankt sich für das Mehr an Raum, das ihrem Museum
in der Potenzialanalyse zugestanden wird. Dann aber wirbt sie vehement für
ein Art Europaforum rund um ihr Museum. „Das könnte hier schon etwas
werden“, schließt Parzinger die Runde ab.
5 Jul 2019
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Museen in Berlin
Humboldt Forum
Restaurierung
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