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# taz.de -- Kurden in der Türkei: Hungerstreik beendet
> PKK-Gründer Öcalan war über Monate im Gefängnis isoliert. Ein
> Solidaritätshungerstreik wurde jetzt nach einem Aufruf von ihm beendet.
Bild: Auch die Abgeordnete Leyla Güven beendete den Hungerstreik
Istanbul taz | Tausende kurdische Gefangene haben am Sonntag einen
Hungerstreik beendet. Die Initiatorin der Aktion, die HDP-Abgeordnete Leyla
Güven, hatte seit vergangenem November die Nahrung verweigert. Ziel war es,
die Aufhebung der Isolation für den historischen Führer der PKK, Abdullah
Öcalan, zu erzwingen. Öcalan sitzt seit 1999 eine lebenslange Haftstrafe
ab. Bis Januar hatte er acht Monate lang keinen Besuch empfangen dürfen.
Seit Jahren hatte er keinen direkten Kontakt mit seinen Anwälten.
Nachdem die türkische Regierung kürzlich aber das Besuchsverbot aufgehoben
hatte, ließ Öcalan am Sonntag seine Anwältin Newroz Uysal einen Brief
verlesen, in dem er das Ende des Hungerstreiks fordert. Wörtlich heißt es:
„Das Ziel der Aktion ist erreicht. Ich erwarte, dass die Aktion beendet
wird.“ Zwei Stunden später gab Güven das Ende der Aktion bekannt. In einer
Erklärung erinnerte sie auch an neun MitkämpferInnen, die sich im Verlauf
der Aktion aus Protest selbst getötet hatten.
Der Hungerstreik, der auch von Kurden in Europa aktiv unterstützt wurde,
war innerhalb der türkisch-kurdischen Linken umstritten und stieß selbst
innerhalb der HDP auf Kritik. Denn obwohl sich nach Angaben von Leyla Güven
und der HDP Tausende Kurden beteiligten, wurde er in der Öffentlichkeit
praktisch nicht wahrgenommen.
Nicht nur die regierungsnahen Medien in der Türkei ignorierten die Aktion,
auch die meisten Oppositionszeitungen wollten sie nicht unterstützen.
Deshalb bestand für die türkische Regierung wenig Anlass, den Forderungen
der Hungerstreikenden nachzugeben. Im Januar wurde zwar Öcalans Bruder ein
Kurzbesuch auf Imrali gestattet, um zu bezeugen, dass Öcalan nicht krank
sei, mehr passierte zunächst aber nicht.
Bewegung in die Geschichte kam erst mit der für Erdoğan verlorenen
[1][Kommunalwahl in Istanbul]. Plötzlich durften Öcalans Anwälte ihren
Mandanten wieder besuchen. Wenig später hob die Regierung das Besuchsverbot
dann generell auf – für viele Beobachter ein Hinweis darauf, dass Erdoğan
hofft, auf diese Weise bei der [2][Neuwahl in Istanbul] am 23. Juni mehr
kurdische Stimmen zu holen als am 31. März. Damals hatten viele kurdische
Wähler für den Oppositionskandidaten gestimmt oder waren zu Hause
geblieben.
26 May 2019
## LINKS
[1] /Kommunalwahl-in-der-Tuerkei/!5583592
[2] /Buergermeister-von-Istanbul/!5593466
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Abdullah Öcalan
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