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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Kein bisschen Restvernunft
> Weil er Schwule zur Hölle wünscht, verliert der Rugby-Star Israel Folau
> seinen Vertrag. Eine Karriere als Laienprediger dürfte ihm aber sicher
> sein.
Bild: Immerhin der Herr im Himmel bleibt dem homophoben Sportler noch
Israel Folau ist ein gläubiger Mensch. Der Rugby-Spieler, dessen familiäre
Wurzeln auf die Südseeinsel Tonga reichen, ist in einer Mormonen-Gemeinde
in Australien aufgewachsen. Später konvertierte er zu einer
christlich-fundamentalistischen Gemeinschaft, die sich „Assemblies of God“
nennt, einen baptistischen Einschlag hat und die Bibel zumeist sehr, sehr
wörtlich nimmt. Folau besucht in Sydney regelmäßig die Kirche „The Truth of
Jesus Christ“. Dort predigt der Rugby-Profi regelmäßig und liest
beispielsweise Zitate aus dem Korinther-Brief vor.
Diese Stelle hat es dem 30-Jährigen besonders angetan: „Oder wisst ihr
nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch
nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben
noch Knabenschänder noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch
Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes erben.“
Folau hat [1][durch seine Statements in den sozialen Medien] keinen Zweifel
daran gelassen, wen er für arme Sünderlein hält, Fieslinge, die alsbald in
der Hölle schmoren sollen: nicht nur Lästerer und Götzendiener et cetera,
[2][sondern auch Homosexuelle]. Dass sie postmortal vom Teufel gegrillt
werden sollen, das hat Folau nicht nur einmal gefordert. Die australische
Rugby-Liga war wirklich langmütig, aber nach einer erneuten Demonstration
seiner Unterweltsichten wurde der Star-Spieler nun suspendiert.
Er verliert einen mit vier Millionen australischen Dollar dotierten
Vertrag, seinen Glauben an den einzig wahren Gott verliert er freilich
nicht. Er versteht das vermeintliche Ende seiner Sportkarriereals Prüfung
Gottes, und er hat klar gemacht, dass er auf dem Weg in sein persönliches
Himmelreich nicht bereit ist, Umwege in Kauf zu nehmen, dabei hätte ihm
doch seine hinter Psalmen versteckte Restvernunft diktieren müssen, dass er
mit seiner Verdammung schwuler und lesbischer Lebensformen eine Grenze
überschreitet, eine Grenze moderner Zivilität.
## Die Rugby-Liga musste handeln
In einem westlichen Sportbetrieb, in dem Fußballmannschaften Kapitänsbinden
in den Farben der LGBTQ-Gemeinde tragen und Botschaften der
Antidiskriminierung allerorten zu finden sind, selbst in den Fankurven, da
wusste Israel Folau sehr wohl, was ihm blüht. Vielleicht hat er seine
Verbannung aus dem Kreis der Leistungssportler bewusst in Kauf genommen, um
seiner Gemeinde als Märtyrer zu gefallen, vielleicht konnte er auch nicht
anders, weil er sich zu sehr religiös verrannt hat.
Fakt ist jedenfalls, dass die Rugby-Liga keinen Interpretationsspielraum
mehr hatte. Sie musste handeln, auch wenn manch einer vielleicht nicht zu
Unrecht einwenden wird, dass die Freiheit der Religionsausübung damit
eingeschränkt werde. Die Kollision eines christlichen Fundamentalismus mit
der sexuellen Freizügigkeit moderner Gesellschaften hinterlässt einen
(ehemaligen) Rugby-Spieler, der sich im Würgegriff von Vergangenheit und
Gegenwart befindet.
Dem hätte er entkommen können, wenn er sich fürs Hier und Jetzt entschieden
hätte – und nicht für Glaubenssätze, die in grauer Vorzeit zu Papier
gebracht wurden. Einer Sache hätte er abschwören müssen; er hat sich für
die Sache mit dem Ei entschieden.
Die Prüfung des Glaubens erfordere Ausdauer, ist von Israel Folau jetzt zu
hören. Eine Karriere als Laienprediger dürfte ihm sicher sein.
17 May 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Markus Völker
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Rugby
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