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# taz.de -- Wahl auf den Philippinen: Duterte trumpft auf
> Aus den Halbzeitwahlen auf den Philippinen gehen Präsident Rodrigo
> Duterte und sein Freundeskreis gestärkt hervor.
Bild: Weiter äußerst populär: Rodrigo Duterte (m.)
Manila taz | „Zeigt mir einen Politiker, der keine Stimmen kauft. Es gibt
keinen“, stellte der philippinische Präsident Rodrigo Duterte vor Reportern
fest, nachdem er am Montag in seiner Heimatstadt Davao City seine Stimme
abgegeben hatte. Fraglich, dass einer der Kandidaten ihm Geld gegeben hat,
damit er sein Kreuzchen an der richtigen Stelle macht.
Doch landesweit, so beklagt es die Wahlkommission Comelec, sei es bei
diesen Halbzeitwahlen, bei denen es um mehr als 18.000 politische Posten
ging, mit dem Stimmenkauf besonders schlimm gewesen. Noch bis kurz vor der
Stimmenabgabe wechselten kleine braune Umschläge den Besitzer. In der
Hauptstadt Manila machten Bewerber um einen Platz im Gemeinderat 300 Pesos
(5 Euro) locker, Kongressabgeordnete spendierten hingegen 500 Pesos (8,50
Euro) oder mehr.
Ja, es sei illegal, räumte der Jurist Duterte ein. Augenzwinkernd riet er
dem zumeist armen Wahlvolk aber: „Nehmt das Geld und sagt, es sei nur, um
eure Fahrt zum Wahllokal zu bezahlen.“ Das kam gut an – so wie auch vieles
andere, was Duterte sagt oder tut.
Seine auch nach drei Jahren Amtszeit ungebrochene Popularität spiegelt sich
wie erwartet in den vorläufigen Wahlergebnissen wider: Von den zwölf
vakanten Senatsposten ging kein einziger an einen Kandidaten der
Opposition. Nur Bam Aquino, der Cousin von Dutertes Vorgänger Benigno
„Ninay“ Aquino, hat eine marginale Chance auf einen Sitz im Oberhaus.
Sicher gewählt sind hingegen gute Freunde des Präsidenten: Zum Beispiel
Imee Marcos, die Tochter von Diktator Ferdinand Marcos, Dutertes früherer
Polizeichef Bato dela Rosa sowie Dutertes früherer Berater Bong Go.
## Freie Fahrt im Senat
Dabei gab es sie, die „Acht Aufrechten“ (Otso Diretso), die für
Menschenrechte, Armutsbekämpfung und ein Wiedererstarken der Demokratie
antraten. Dass sie so krachend scheiterten, liegt an der politischen Kultur
des Inselstaates, die von einem extremen Personenkult geprägt ist. Wer
keinem der superreichen Familienclans angehört oder deren wirtschaftlich
und politische Macht hinter sich weiß, hat kaum Chancen.
Denn Wahlkampf ist auf den Philippinen eine Mischung aus Karneval und
Seifenoper, mit aufwendigen Bühnenshows wird dem Stimmvolk eingeheizt – und
zur Belohnung gibt es dann besagten braunen Umschlag. Die Kandidaten von
Otso Diretso versuchten es mit Inhalten und konnten sich im politischen
Getöse kaum Gehör verschaffen.
Rodrigo Duterte ist eindeutig gestärkt aus den Halbzeitwahlen
hervorgegangen. Der 74-Jährige hat nun kaum noch zu befürchten, dass seine
Lieblingsprojekte im Senat blockiert werden. Dazu gehören die
Wiedereinführung der Todesstrafe, die Herabsetzung des
Strafmündigkeitsalters von 15 auf 12 Jahre und eine Änderung der Verfassung
zugunsten einer föderalen Regierungsform. Diese, so befürchten Gegner
Dutertes, könnte dem zunehmend autokratisch regierenden Staatschef die
Möglichkeit einer zweiten Amtszeit gewähren.
Und der hätte gute Chancen auf eine Wiederwahl, denn das so katholische
Land akzeptiert paradoxerweise seinen mörderischen Drogenkrieg. Auch dass
das Wirtschaftswachstum etwas erlahmt, kaum Jobs für die rasch wachsende
Bevölkerung da sind oder das im Volk ungeliebte China von Duterte
umschmeichelt wird, sehen sie ihrem raubeinigen Präsidenten, der sich
vortrefflich als Mann des Volkes verkauft, noch nach.
Und sollte seine schlechte Gesundheit ihn doch zum Rückzug zwingen, dann
ist da ja noch seine Tochter. Sara Duterte ist ihrem Vater ins
Bürgermeisteramt von Davao City gefolgt. Dass sie auch Ambitionen auf einen
Einzug in den Präsidentenpalast in Manila hat, ist längst kein Geheimnis
mehr.
16 May 2019
## AUTOREN
Hilja Müller
## TAGS
Philippinen
Rodrigo Duterte
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Vulkanausbruch
Rodrigo Duterte
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