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# taz.de -- Serie A in Italien: 18 Jahre DDR gehen zu Ende
> Daniele De Rossi hört beim AS Rom auf. Er blickt auf eine große Karriere
> zurück, stets beim selben Klub. Und immer war er auch Fan des Vereins.
Bild: Ganzer Fan und ganzer Spieler: Daniele De Rossi, abgekürzt DDR
Am 17. Juni 2001 war der damals 17-jährige Daniele De Rossi noch unter den
Fans, die nach dem 3:1-Sieg des AS Rom über Parma die dritte Meisterschaft
der Giallorossi, wie Roma genannt wird, feierten.
18 Jahre später, am 26. Mai 2019, wird DDR, wie De Rossi bei Fans und
Medien heißt, zum letzten Mal das Olympiastadion als Roma-Spieler betreten.
Wieder geht es gegen Parma.
Aber da der AS Rom den am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängert,
darum wird DDR sein Lieblingsteam verlassen. Zwischen den beiden Spielen,
zwischen 2001 und 2019, lässt sich eine große Karriere erzählen: 615
Spiele, 63 Tore, und das alles nur im Trikot eines Klubs, was im modernen
Fußball nur noch selten vorkommt. Dass der Klub ihm nun keine
Vertragsverlängerung angeboten hat, war eine Enttäuschung, zumal De Rossi
überzeugt ist, auch mit fast 36 Jahren der Mannschaft noch helfen zu
können. Zwar konnte er verletzungsbedingt in dieser Saison nur 17-mal
auflaufen, aber wenn er auf dem Platz stand, brachte er stets eine starke
Leistung.
Die Fans haben die Gelegenheit ergriffen, um gegen den Präsidenten James
Pallotta, einen Milliardär aus den USA, zu protestieren. Der habe den
Kapitän rücksichtslos entlassen, statt ihn selbst das Datum des
Karriereendes bestimmen zu lassen.
Zwei Jahre nach dem emotionalen Rücktritt von Team-Legende Francesco Totti
stehen nun die Fans vor einem weiteren schmerzhaften Abschied. Mit Totti
hat man die Genie verloren, mit De Rossi das Herz. DDR war nämlich einer
jener seltenen Spieler, die wie ein Ultra jubeln, zugleich aber für die
taktische Balance der Mannschaft sorgen. Er wollte Teil der Stadt Rom sein,
daher wohnte er auch nicht in einer Villa am Stadtrand, sondern im Zentrum,
in einer Wohnung am historischen Platz Campo de’ Fiori.
## Durch den Vater zum Fan geworden
Sechs Monate nachdem der jugendliche De Rossi auf der Tribüne den Scudetto,
die Meisterschaft, bejubelt hatte, ließ ihn Trainer Fabio Capello als
18-Jährigen in der Champions League debütieren. Mit 21 Jahren war er
bereits Stammspieler. Es war ein Traum, der für ihn in Erfüllung gegangen
war, für ihn, den Fan, der mit zwölf Jahren in die Roma-Nachwuchsabteilung
eingetreten war. Schon sein Vater Alberto war Roma-Fan: Nach einer
Profikarriere in der Dritten Liga wurde er Nachwuchstrainer bei Roma,
sieben Meistertitel mit der A-Jugend hat Vater Di Rossi vorzuweisen.
Was die Fans am Sohn am meisten lieben, ist die Fähigkeit, seine
Leidenschaft als Fan auf dem Feld umzusetzen – was nicht immer nur Vorteile
hat. Manchmal sah er für solche ungestümen Exzesse eine Rote Karte – auch
wenn Fans darauf verweisen, dass er nie absichtlich gefoult hat. Als
deutlichster Beleg für seine Sportlichkeit und Ehrlichkeit gilt eine
Geschichte aus dem Jahr 2006. Da hatte er den Schiedsrichter gebeten, sein
eigenes Tor zu annullieren, weil er den Ball mit der Hand geführt hatte.
## Große Karriere ganz ohne den ganz großen Titel
Ein ehrlicher Fan. Ein Spieler, der sich auch als Fan sah. „Klar, dass es
sich heute als Roma-Fan prima anfühlt“, sagte De Rossi, als im April 2018
sein Team mit einem 3:0-Heimsieg eine 1:4-Hinspielniederlage im
Champions-League-Viertelfinale den FC Barcelona bezwingen konnte. Aber De
Rossi fügte noch einen Gedanken an: „Bei mir fühlt es sich als Fan doch
auch an wie nach dem 1:7 gegen Manchester United.“
2007 war der AS Rom von ManU im Old Trafford quasi überrollt worden, und
ausgerechnet De Rossi wurde zur tragischen Figur: Sein Treffer zum
zwischenzeitlichen 6:1 war der schönste des Spiels, ein Rechtsschuss, den
er mit dem Rücken zum Tor abgab. „Es war derart schön, dass die Partie 8:7
hätte ausgehen müssen“, kommentierte der Schauspieler und Oscar-Preisträger
Roberto Benigni.
In De Rossi kommen die Eigenschaften der besten Mittelfeldspieler seiner
Generation zusammen: im Zweikampf so stark wie Steven Gerrard, schirmt die
Abwehr ab wie Sergio Busquets und gestaltet das Spiel von hinten raus wie
Xavi. So ist es wohl kein Zufall, dass Roma in diesem März nach der
verletzungsbedingten vorzeitigen Auswechslung De Rossis den Einzug ins
Viertelfinale der Champions League verspielt hatte.
Nun tritt DDR also ab. Und bei der Abschiedspressekonferenz wurde er
mehrmals gefragt, ob er es bedauert, mit der Roma keinen großen Titel
geholt zu haben. In der Tat war er zweimal Pokalsieger, sein Tor per
Elfmeter schenkte dem Klub einen Supercup, und während seiner Karriere
kämpfte Roma fast jedes Jahr um die Meisterschaft – aber der Scudetto oder
gar ein europäischer Titel kam nie rum. Immerhin, 2018 zog der Klub
erstmals seit 1984 ins Halbfinale der Champions League ein.
Der Fan DDR bedauert den fehlenden Titel nicht. Er hat ja alles gegeben.
„Das Einzige, was ich bedauere, ist, dass ich nur eine Karriere der Roma
widmen kann.“
24 May 2019
## AUTOREN
Valeria Meta
## TAGS
Fußball
Italien
AS Rom
Italien
Diskriminierung
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