# taz.de -- Scharia-Gesetze in Brunei: Clooneys wollen weiter protestieren | |
> Brunei setzt die Vollstreckung der Todesstrafe für Schwule aus. | |
> Drakonische Strafen bleiben. George Clooney führte den Protest an und | |
> macht weiter. | |
Bild: Die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney mit ihrem Mann | |
Berlin taz | Das südasiatische Sultanat Brunei setzt nach internationalen | |
Protesten die Vollstreckung der Todesstrafe für gleichgeschlechtlichen Sex | |
zwischen Männern und außerehelichen Sex aus. Anfang April war ein | |
[1][verschärftes islamisches Scharia-Strafrecht] in Kraft getreten, nachdem | |
schwule und bisexuelle Männer sowie Ehebrecher gesteinigt oder zu Tode | |
gepeitscht werden können. Die Todesstrafe ist auch für Vergewaltigung, Raub | |
und die Beleidigung des Propheten Mohammed vorgesehen. Bereits zuvor konnte | |
Homosexualität mit bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug bestraft werden. | |
Seit zwei Jahrzehnten gilt ein Moratorium für die Todesstrafe. Der Sultan | |
von Brunei, Hassanal Bolkiah, teilte am Sonntag mit, dass die Aussetzung | |
auch für Fälle des neuen Strafrechts gelte. 2014 begann der autoritäre | |
Staatschef, die Scharia einzuführen. Nach der Verschärfung im April hatten | |
36 Staaten, darunter die USA und Deutschland, den Stopp des Gesetzes | |
gefordert. Prominente wie George Clooney, Ellen DeGeneres und Elton John | |
riefen zum Boykott von Hotels auf, die dem Sultan gehören. | |
Der Schauspieler und Ehemann der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney hält | |
auch nach der Ankündigung, die Vollstreckung der Todesstrafe auszusetzen, | |
an seiner Kritik fest. Zwar sei die leichte Entschärfung „ein großer | |
Schritt vorwärts, nach einem gewaltigen Sprung rückwärts“, teilte er mit. | |
„Doch das Steinigungsgesetz ist weiterhin in Kraft. Wenn der Druck | |
zurückgeht, könnte Brunei einfach beginnen, Exekutionen auszuführen. Meine | |
Familie und ich können nicht einfach weglaufen, bis das drakonische Gesetz | |
nicht mehr länger besteht.“ | |
Clooney bedankte sich außerdem bei Banken und Unternehmen, die sich dem | |
Boykott angeschlossen hatten. „Sie werden keine Geschäfte mit euch machen. | |
Das hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung“, sagte er. Unter | |
anderem die Deutsche Bank und Reiseveranstalter wie STA Travel | |
unterstützten die öffentlichkeitswirksame Kampagne des Hollywood-Stars. | |
Diese zeigt jetzt Erfolg. | |
## Drakonische Körperstrafen | |
Bruneis Sultan hatte die Gesetzesverschärfung zunächst verteidigt. In einem | |
Brief an das Europäische Parlament forderte er [2][„Toleranz, Respekt und | |
Verständnis“ für den Wunsch des Landes,] „traditionellen Werte“ und sei… | |
„Familienlinie“ zu bewahren. Auch ohne Todesstrafe sind drakonische | |
Körperstrafen Teil des verschärften Scharia-Strafrechts. So kann Dieben | |
beim ersten Vergehen die rechte Hand und beim zweiten der linke Fuß | |
amputiert werden. Frauen, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, können mit | |
bis zu 40 Stockhieben oder zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. | |
In mehreren islamischen Ländern gilt die Todesstrafe für Homosexuelle. Die | |
Bundesregierung teilte im März in einer [3][Antwort auf eine Große Anfrage | |
der grünen Bundestagsfraktion] (pdf) mit, dass die Todesstrafe für | |
gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen ihrer Kenntnis nach im Iran, | |
Jemen, Mauretanien, Saudi-Arabien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten | |
und für Muslime im Sudan verhängt werden kann. | |
„In Afghanistan und einigen Bundesstaaten in Nordnigeria ist aufgrund der | |
Scharia die Verhängung der Todesstrafe möglich, sie wird aber nach | |
Kenntnissen der Bundesregierung nicht vollstreckt“, heißt es in dem | |
Dokument weiter. Körperstrafen drohen neben Brunei in Libyen, Malaysia, | |
Somalia, Syrien, Tansania und in der indonesischen Provinz Aceh. | |
7 May 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Geplante-Steinigung-Homosexueller/!5582144 | |
[2] /Debatte-Bruneis-Strafen-fuer-Homosexuelle/!5586386 | |
[3] http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/090/1909077.pdf | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
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