Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Abstiegskampf in der Bundesliga: 96 sendet Lebenszeichen
> Hannover 96 hat gegen Mainz 05 gewonnen. Am Tabellenplatz ändert das
> nichts, aber die Fans feiern, als wäre der Klassenerhalt geschafft.
Bild: Was für eine Erleichterung: Hendrik Weydandt trifft und Jonathas jubelt
Hannover taz | Dieser Sieg bedeutet alles und nichts: Der Tabellenletzte
Hannover 96 hat endlich mal wieder gewonnen – im heimischen Stadion, vor
Fans, die das kaum glauben konnten, 1:0 gegen Mainz 05. Nur: In der Tabelle
der Fußball Bundesliga kommt der Verein trotzdem nicht von der Stelle.
Auf der Zielgeraden der Saison, die aus Sicht von Hannover 96 gründlich
misslungen ist, kommen noch einmal ungeahnte Emotionen ins Spiel. Fast alle
der 30.400 Zuschauer im Stadion hatten sich in der Schlussphase des
Heimspiels gegen Mainz 05 von ihren Plätzen erhoben. Nach einem kuriosen
Tor durch Hendrik Weydandt in der 66. Minute, das durch Mainzer Fehler
begünstigt wurde, war frische Hoffnung aufgekeimt.
Das Team des Tabellenletzten wurde vom Applaus zum 1:0-Heimsieg getragen.
„Ich kann es gar nicht in Worte fassen“, sagte Kapitän Marvin Bakalorz, als
die starke Mannschaft aus Mainz endlich in die Knie gezwungen war. Er
konnte in diesem Moment noch nicht wissen, dass der VfB Stuttgart, der auf
Relegationsplatz 16 steht, auch mit 1:0 gewinnen sollte und das Pflänzchen
der Hoffnung auf den Klassenerhalt gleich wieder zertrampelte.
Für den moralischen Sieger eines Bundesliga-Spieltages sehen das Regelwerk
und die Tabelle nichts vor. Aber Hannover 96 hat immerhin ein Lebenszeichen
gesendet. „Hier ist etwas zusammengewachsen“, findet Cheftrainer Thomas
Doll. Er kämpft nach Wochen der Frustration und Erfolglosigkeit um seine
Weiterbeschäftigung.
## Die Tränen flossen
Beim Spiel gegen Mainz sorgte Doll mit einer Einwechslung nach der
schwachen ersten Halbzeit der Gastgeber für einen Gänsehautmoment: Nach
fast zweijähriger Verletzungspause durfte der Publikumsliebling und frühere
Kapitän Edgar Prib wieder aufs Feld. Nach zwei Kreuzbandrissen war nicht
klar, ob er seinen Beruf jemals wieder ausüben kann. Spieltag 31 hat
beweisen: Er will, kann und soll.
Nach Spielende sank Mittelfeldspieler Prib zu Boden und weinte: „Beim
Schlusspfiff sind alle Emotionen hochgekommen. Ich habe von Tag eins nach
der Operation von diesem Moment geträumt.“
Eine Heldengeschichte mitten im Abstiegskampf: Hannover 96 hatte den
Vertrag mit Prib im Mai vergangenen Jahres verlängert, obwohl zu diesem
Zeitpunkt noch gar nicht absehbar war, ob er jemals wieder an das gewohnte
Leistungsvermögen anknüpfen kann. Dieser Vertrauensvorschuss hat sich für
den Verein nun ausgezahlt. Auch wenn Prib als Impuls- und neuer
Schwunggeber in dieser Saison zu spät kommen dürfte.
Denn Hannover 96 steht weiterhin mit einem Bein in der 2. Liga. Und am
Samstag ist Doll mit seiner Mannschaft bei einem Verein zu Gast, der mit
einem Bein schon wieder deutscher Meister ist. „Der Rest der Welt lacht uns
aus, wenn wir sagen, dass wir beim FC Bayern München gewinnen wollen“, sagt
Torschütze Weydandt.
## Spieler zu Geld machen
Holt am nächsten Spieltag Stuttgart bei Hertha BSC einen Punkt, können die
Bayern Hannover sogar zeitgleich in die 2. Liga schießen. Doch nach dem
glücklichen Sieg gegen Mainz wagt auch Wiederkehrer Prib zu hoffen, „dass
das bei jedem die letzte Energie freisetzen wird“.
Klar ist bereits, dass sich die Mannschaft stark verändern wird – egal in
welcher Liga. Die Profigesellschaft von Hannover 96 macht in der laufenden
Saison rund 18 Millionen Euro Verlust. Auch für die neue Spielzeit wird das
Minus im zweistelligen Millionen-Bereich liegen. Die Deutsche Fußball Liga
(DFL) hat dem Verein die neue Lizenz nur unter Auflagen erteilt.
Der Verein müsse nun „Liquidität nachweisen“, sagt Hauptgesellschafter
Martin Kind. „Aber es ist unsere Entscheidung, wie wir das machen.“ Eine
Möglichkeit seien Kapitalerhöhungen. Schnelleres Geld bringt jedoch der
Verkauf von Spielern: Den Anfang machte Hannover kürzlich mit Niclas
Füllkrug.
Der Stürmer wechselt zu Werder Bremen. Dafür erhält 96 nach Medienberichten
eine Ablösesumme zwischen sechs und sieben Millionen Euro. Es ist
wahrscheinlich, dass weitere Spielerverkäufe folgen werden – selbst wenn
der Klassenerhalt gelingt.
28 Apr 2019
## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
Fußball-Bundesliga
Hannover 96
Abstiegskampf
FSV Mainz 05
Fußball
50+1-Regel
Hannover 96
Hannover 96
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hannover 96 nur noch zweitklassig: Ratlos vor den Trümmern
Hannover 96 ist am Samstag vorzeitig aus der 1. Fußball-Bundesliga
abgestiegen. Wie es weitergehen soll, ist ob der Querelen im Verein völlig
unklar.
Vereinspräsident Martin Kind abgewählt: Götterdämmerung bei Hannover 96
Martin Kind ist nicht mehr Präsident von Hannover 96. Allerdings behält er
das Sagen in der Kapitalgesellschaft, in der der Profi-Fußball
ausgegliedert ist.
Nazi-Suche bei Hannover 96: Rechte Geister im Stadion
Es gibt Gerüchte, dass sich rechte Fans bei Hannover 96 ausbreiten. Der
Verein widerspricht. Die Kampagne „Hannover Rechtsaußen“ sammelt Belege.
Mitglied über Verhalten von Hannover 96: „Mangelnder Respekt“
Hannover 96 wird trotz Mitgliedervotum keine außerordentliche
Mitgliederversammlung abhalten. Die Mitglieder sind sauer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.