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# taz.de -- Prozess im Mordfall Susanna: Zweites Verfahren gegen Ali B. startet
> Der 22-Jährige ist wegen Mordes und Vergewaltigung der 14-jährigen
> Susanna angeklagt. Außerdem soll er eine 11-Jährige vergewaltigt haben.
Bild: Beim Prozessauftakt gestand Ali B., die Schülerin Susanna getötet zu ha…
Wiesbaden taz | Vor einer Jugendkammer des Landgerichts Wiesbaden hat am
Dienstag ein weiteres Strafverfahren gegen den Ali B. begonnen. Der
22-Jährige muss sich seit einer Woche vor der ersten Strafkammer desselben
Landgerichts wegen des Mordes an der 14-jährigen Susanna verantworten.
[1][Ali B. hat beim Auftakt des ersten Verfahrens] [2][gestanden, Susanna
getötet zu haben]. In dem zweiten Verfahren sitzt ab Dienstag neben ihm der
14-jährige Mansoor Q. auf der Anklagebank. Die beiden sollen vor knapp
einem Jahr ein 11-jähriges Mädchen mehrfach vergewaltigt haben.
Die Wiesbadener Fälle hatten eine bundesweite Debatte ausgelöst, weil beide
Beschuldigte Asylbewerber sind. Ali B. hatte sich nach den Taten in den
Irak absetzen können und war von dort in einer [3][umstrittenen Aktion vom
Chef der Bundespolizei persönlich nach Deutschland zurückgeholt worden].
Beide Strafverfahren werden formal getrennt geführt und doch gehören sie
zusammen. Mansoor Q. hatte die Polizei nämlich im Juni vergangenen Jahres,
zwei Wochen nach Susannas Verschwinden, zu deren verscharrter Leiche
geführt. Er hatte der Polizei Ali B. als Täter benannt. Da in diesem
zweiten Verfahren das Opfer ein Kind ist und einer der Angeklagten ein
Jugendlicher, dürften JournalistInnen von wesentlichen Teilen des
Verfahrens ausgeschlossen werden.
Im Gerichtsaal 0.020 wird es zu einem unfreiwilligen Wiedersehen ehemaliger
Kumpel kommen. Vor einem Jahr waren sie noch mit ihrer Clique durch die
Stadt gezogen und hatten gemeinsam gefeiert. Nun sitzen sie nebeneinander
auf der Anklagebank. Von ihren Aussagen hängt viel ab. Als Mansoor Q. der
Polizei im Juni vergangenen Jahres bei der Aufklärung des Mords an Susanna
geholfen hatte, war er noch als Held gefeiert worden. Im Verlauf der
Ermittlungen ergab sich indes, dass er wohl auch Komplize war.
## Der 14-jährige Kumpel hat eine Schlüsselrolle
Dem 14-jährigen Q. kommt nun eine Schlüsselrolle zu. Die Staatsanwaltschaft
ist davon überzeugt, dass Ali B. Susanna zunächst vergewaltigt und dann
umgebracht hat. Das wäre Mord und hieße lebenslange Haft. Die
Vergewaltigung bestreitet Ali B. Doch was hat er seinem Kumpel Mansoor
unmittelbar nach der Tat gesagt? Außerdem könnte die Aussage der
11-jährigen Zeugin aufschlussreich sein, welche die beiden Angeklagten
vergewaltigt haben sollen. In diesem zweiten Verfahren, könnten deshalb
auch entscheidende Weichen für den Mordprozess gestellt werden.
Im vergangenen Jahr war öffentlich diskutiert worden, ob der Mord hätte
verhindert werden können. Schließlich hatte der Vater des 11-jährigen
Mädchens am 17. Mai die Vergewaltigung seiner Tochter angezeigt und einen
„Ali“ aus einer Wiesbadener Asylunterkunft als Täter genannt. Fünf Tage
später war Susanna erwürgt worden. Den Asylantrag von Ali B. hatten die
Behörden längst abgelehnt. Hätte man ihn abschieben können? Viele Fragen,
auf die der Prozess vor dem Wiesbadener Landgericht vielleicht Antworten
geben kann.
19 Mar 2019
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## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Mordfall Susanna
Ali B.
Vergewaltigung
Strafprozess
Sexualisierte Gewalt
Frauenmord
Mord
Mordfall Susanna
Rechtsstaat
Schwerpunkt Rassismus
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