# taz.de -- Kommentar Guaidós Marsch auf Caracas: Gefährliche Provokation | |
> Guaidó setzt auf eine bewaffnete Eskalation. Längst gibt es in Venezuela | |
> Furcht vor einem Bürgerkrieg. Die USA spielen eine unrühmliche Rolle. | |
Bild: Kein Strom bedeutet auch: kein Wasser, weil die Pumpen ausfallen | |
Venezuelas selbsternannter Interimspräsident Juan Guaidó setzt auf eine | |
bewaffnete Eskalation. Anders kann man seine [1][Sätze vom Wochenende], | |
nach denen alle Optionen auf dem Tisch liegen, nicht bewerten. Er sagte, | |
die Verfassung erlaube einen venezolanischen Militäreinsatz im Ausland, | |
aber auch einen von Ausländern in Venezuela. Allerdings wiederholt Guaidó | |
hier nur, was ihm der US-Einflüsterer [2][Elliott Abrams] eingibt. Seit | |
Abrams als Venezuela-Sonderbeauftragter der US-Regierung für den | |
Regimewechsel in Venezuela zuständig ist, stehen die Zeichen auf Krieg. | |
In Venezuela macht deshalb längst das Wort vom Bürgerkrieg die Runde. Doch | |
dazu gehören mindestens zwei bewaffnete Seiten. Und noch ist nur eine Seite | |
bewaffnet. Militär und Nationalgarde samt ihrer brutalen Spezialeinheiten, | |
ebenso die Milizen und die paramilitärischen Colectivos stehen | |
waffenstrotzend auf Seiten der Regierung und sorgen, wenn nötig, skrupellos | |
und brutal für eine trügerische Ruhe. | |
Wenn also US-Sicherheitsberater John Bolton wie am vergangenen Sonntag | |
öffentlich über geheime Gespräche zwischen Opposition und den Militärs | |
schwadroniert, dann bleibt das zwar alles im Nebulösen, legt aber gewollt | |
den Spaltpilz an der Regierungsfront ab. Sollte die US-Strategie darauf | |
abzielen, zwei bewaffnete Seiten zu schaffen, dann leistet Guaidó dazu | |
willig seinen Beitrag und offenbart zugleich seine ganze Machtlosigkeit. So | |
versuchte er den Stromausfall zur Mobilisierung der Bevölkerung zu nutzen. | |
Doch die Demonstrationen vom Wochenende zeigten einen nur mäßigen Erfolg. | |
Weit weniger Menschen gingen auf die Straße, als die Opposition erwartet | |
hatte. Und sollte Guaidó jetzt wie angekündigt den Notstand ausrufen, würde | |
sich daran nichts ändern. | |
Warum im ganzen Land [3][tagelang die Lichter ausgingen], ist noch immer | |
nicht geklärt. War der Blackout das Resultat einer Cyberattacke der USA | |
oder der schlechten Instandhaltung der Kraftwerke geschuldet? | |
Paradoxerweise könnte der Stromausfall der Regierung von größerem Nutzen | |
sein. So zeigte Staatschef Nicolás Maduro mit dem ausgestreckten Finger auf | |
den feindseligen Nachbarn im Norden und ein Gutteil der Bevölkerung glaubte | |
ihm den digitalen Angriff durch die USA. | |
Noch wichtiger: der Blackout könnte die Krise derart verschärfen, dass er | |
Maduro die Rechtfertigung liefert, seinerseits den Notstand zu verhängen | |
und so ein noch härteres Durchgreifen gegen die Opposition zu legitimieren | |
– und auch gegen Spaltpilzinfizierte in den eigenen Reihen. | |
11 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Machtkampf-in-Venezuela/!5579260 | |
[2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5578749 | |
[3] /Streit-in-Venezuela-um-Energie-Blackout/!5579175 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## TAGS | |
Venezuela | |
Juan Guaidó | |
Nicolás Maduro | |
Lateinamerika | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Machtkampf in Venezuela: Russische „Hilfe“ für Maduro | |
In Caracas sind zwei Militärjets aus Russland gelandet. An Bord sind auch | |
100 Soldaten. Das Regime Maduro erhöht den Druck auf die Opposition. | |
Krise in Venezuela: Stromausfälle sollen beendet sein | |
Laut Regierung funktioniert die Elektrizitätsversorgung wieder landesweit. | |
Damit ist die unterrichtsfreie Zeit beendet. Geschäftsleute beklagen | |
Pünderungen. | |
Krise und Machtkampf in Venezuela: USA ziehen Botschaftsmitarbeiter ab | |
Wegen fortgesetzter Stromausfälle erklärt Präsident Nicolás Maduro auch | |
Dienstag und Mittwoch für arbeits- und unterrichtsfrei. | |
Daniel Kriener muss Venezuela verlassen: Deutscher Botschafter ausgewiesen | |
Diplomat Daniel Kriener hatte zuvor den selbsternannten Interimspräsidenten | |
Guaidó am Flughafen in Empfang genommen. Die Regierung wertet das als | |
Einmischung. | |
Juan Guaidó wieder in Venezuela: Die triumphale Rückkehr | |
Venezuelas selbsternannter Übergangspräsident Guaidó ist trotz Drohungen | |
des Regimes zurückgekehrt. Dort ruft er zu neuen Demonstrationen auf. | |
Machtkampf in Venezuela: Grenzen für Hilfsgüter gesperrt | |
Nicht alle Hilfsgüter von Juan Guaidó gelangten ins Land. Derweil kam es zu | |
Kämpfen zwischen Oppositionellen und Militär. |