# taz.de -- Spannungen im Kaschmir-Konflikt: Pakistan greift ein bisschen durch | |
> Die Regierung verbietet zwei mutmaßliche islamistische Terrorgruppen. Und | |
> sie lässt Verdächtige in Verbindung mit dem Anschlag in Kaschmir | |
> festnehmen. | |
Bild: Ein Polizist steht am Mittwoch Wache vor der Moschee einer verbotenen isl… | |
MUMBAI taz | Die Lage zwischen Indien und Pakistan bleibt weiter | |
angespannt. Auch am Mittwoch gab es wie an den Tagen zuvor Schusswechsel | |
über die inoffizielle Grenze in der umstrittenen Kaschmir-Region. Über | |
Opfer gab es keine Angaben. Doch Pakistan hat auch Schritte gegen | |
mutmaßliche antiindische islamistische Terrorgruppen eingeleitet. Zwei | |
Organisationen, die Hafiz Saeed, dem mutmaßlichen pakistanischen | |
Drahtzieher des verheerenden Anschlags im indischen Mumbai 2008 nahestehen, | |
wurden am Dienstag von der Anti-Terror-Behörde verboten. | |
Die Entscheidung fiel unter Vorsitz von Premierminister Imran Khan, doch | |
nahm an dem Treffen auch Armeechef Qamar Javed Bajwa teil. Der Schritt | |
folgte einen Tag nachdem indische Medien kritisiert hatten, dass die beiden | |
Organisationen weiterhin nur beobachtet würden. Dies hatte die Regierung | |
bereits eine Woche nach dem Selbstmordattentat im indischen Teil Kaschmirs | |
vom 14. Februar angekündigt. | |
Bei dem Anschlag auf einen Konvoi waren 41 indische Polizisten von einem | |
Selbstmordattentäter getötet worden. Das Attentat hatte die Spannungen | |
zwischen den beiden verfeindeten Ländern drastisch verschärft. | |
Pakistans Regierung fror jetzt auch die Konten mutmaßlicher Terrorgruppen | |
ein und nahm 44 Verdächtige im Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag in | |
Kaschmir fest. | |
## Druck auf Jaisch-e-Mohammed wächst | |
Darunter soll sich auch der Sohn und ein Bruder des | |
Jaisch-e-Mohammed-Führers Masud Azar befinden. Die Gruppe, die schon einige | |
Zeit verboten ist, aber offenbar ungestört weiter agieren konnte, | |
reklamierte das Attentat für sich. Auch zwei Koranschulen wurden jetzt | |
geschlossen. | |
Vergangene Woche sah es fast nach einem neuen Krieg zwischen den beiden | |
Atommächten Indien und Pakistan aus. Doch Pakistan ließ am Freitag einen | |
gefangenen indischen Piloten frei, dessen Kampfjet von Pakistan | |
abgeschossen worden war. | |
Premierminister Khan nannte die Freilassung eine Geste des Friedens. Dies | |
brachte ihm internationales Lob ein. In Pakistan selbst unterschrieben mehr | |
als 400.000 Menschen eine Petition, um ihn für den Friedensnobelpreis zu | |
nominieren. | |
## Macht der Regierung ist beschränkt | |
In Pakistan hatten bisher weder die zivile Regierung noch die Justiz die | |
volle Kontrolle über das Militär und seinen Geheimdienst. Damit die | |
jüngsten Maßnahmen glaubhaft seien, müsste auch ein Umdenken in der | |
pakistanische Armee erfolgen, mahnt der indische Militärstratege und | |
Ex-Offizier Ajai Shukla. | |
Denn Teile des pakistanischen Militärs nutzten bisher militante Islamisten | |
zur Durchsetzung innen- und außenpolitischer Interessen: „Islamabad und die | |
pakistanische Armee müssen sich von ihrer bisherigen Überzeugung trennen, | |
terroristische Gruppen gewähren zu lassen, um Indien in der Defensive zu | |
halten.“ | |
Die Namen der 44 jetzt Festgenommen hatten auf einer Liste gestanden, die | |
Indien an Pakistan übergeben hatte. Doch Pakistans Militärsprecher bestritt | |
am Mittwoch gegenüber CNN, dass die Festnahmen auf indischen oder | |
internationalen Druck erfolgten. Die Festnahmen seien vielmehr ein Teil | |
pakistanischer Innenpolitik, so der Militärsprecher. | |
Schon in der Vergangenheit sind Pakistans Sicherheitsbehörden immer wieder | |
sporadisch gegen militante Islamisten vorgegangen, die in Indien oder sogar | |
im eigenen Land in Terroranschläge verwickelt gewesen sein sollen. | |
## Halbherziges Vorgehen gegen mutmaßliche Terrorgruppen | |
Doch oft kamen sie schnell wieder frei und gründeten ihre halbherzig | |
verbotenen Organisationen unter anderem Namen unbehelligt neu. Pakistans | |
Regierung und Justiz waren oft unfähig oder unwillig, mutmaßliche | |
islamistische Terroristen und ihre geistigen Väter effektiv auszuschalten. | |
Oft schienen diese aber auch von Teilen des Militärs protegiert zu werden, | |
obwohl das pakistanische Militär bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit | |
bewaffneten Islamisten selbst hohe Verluste hatte. | |
Ob Pakistans jetziges Vorgehen wirklich ernst gemeint ist und einen | |
Unterschied zu früheren Fällen macht, wird sich erst noch zeigen müssen. | |
6 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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