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# taz.de -- Legendärer bayerischer Filmkobold: Hurra, der Pumuckl ist wieder da
> Ab März sind auf Amazon alle Folgen von „Meister Eder und sein Pumuckl“
> abrufbar. Für das moderne Kind von heute digital restauriert und in HD.
Bild: Rote Haare und Klamauk im Kopf: so ist er, Meister Eders Pumuckl
Da ist ja wirklich unerhört! Ausgerechnet den vifen, von Ellis Kaut genial
erfundenen Kobold und seinen grübigen Schreinermeister Franz Eder, diese
Urbilder einer gemütlich-frechen Bavarität – die hat sich jetzt der
undemokratischste aller Medienkolosse unter den Nagel gerissen: Ab 1. März
zeigt der US-Streaming-Dienst Amazon [1][Prime Video] alle 52 Folgen der
Fernsehserie von „Meister Eder und sein Pumuckl“, selbstverständlich
inzwischen digital restauriert und in scharfem HD aufbereitet. Sonst will
das ja das modern-depperte Kind nicht mehr sehen, so uralt wie das dann
daherkommen würde.
Doch so schnell schießen die Amis nicht und bevor wir vollends in
kulturkritische Klagen abdriften, scheinen ein paar Anmerkungen angebracht:
Der heute ach so liberale [2][Bayerische Rundfunk], der den Pumuckl vor nun
schon fast 60 Jahren verdienstvoll mit aus der Taufe hob, muss nämlich noch
sehr viel wiedergutmachen, bevor man ihm seine Vergangenheit als
zensierendes und heimatverhunzendes Schwarzes-CSU-Loch verziehen hat. Da
hat Amazon jedenfalls bislang noch durchaus weniger Dreck am Stecken.
Zudem hat der BR nach langen Streitigkeiten – nicht zuletzt um des Pumuckls
Bauch, der in einer Neuillustration für ein Buchprojekt kein netter kleiner
Ranzen, sondern ein anorektisches Waschbrett werden sollte – nun ja auch
selbst den Kobold wieder ins Programm genommen: Vom 15. April an zeigt der
Sender von Montag bis Donnerstag jeweils am frühen Nachmittag eine
Doppelfolge „Pumuckls Abenteuer“.
In der 13-teiligen Serie aus dem Jahr 1999 zieht es den Pumuckl, vom Beginn
im Hörfunk 1962 bis 2005 gesprochen von [3][Hans Clarin], also fast bis zu
dessen Tod, hinaus in die Welt jenseits der Eder’schen Werkstatt. Und im
Frühjahr 2020 bringt der BR dann auch die klassischen Episoden mit dem
Meister Eder alias Gustl Bayrhammer wieder ins Fernsehen. Sie hatten 1982
ihre TV-Premiere gehabt.
## Unvergessene Kindheitserinnerungen
Interessanter als diese, heutigen Sehgewohnheiten schon bemerkenswert nahe
kommenden Filme, sind aber die frühen Hörfunkaufnahmen. Und zwar nicht nur,
weil sie nie mehr vergisst, wer mit ihnen, auf Schallplatte gezogen, als
Kind allabendlich langsam in den Schlaf rübergesegelt ist, bis man eben vom
Kratzen des Tonabnehmers noch mal kurz hochschreckte.
Sondern weil in ihnen Sprache als Dialekt aufbewahrt ist, die es heute in
München nicht mehr gibt – man höre sich nur an, wie die Schulkinder
sprechen: ausgestorben! Und dass man sich in München an
Gründerzeit-Hinterhöfe, in denen Schreinermeister mit lächerlichen
Gewinnspannen vor sich hin klabautern, nur mehr sentimental erinnern kann –
das ist ja eh klar.
Und einen weiteren Vorteil hat die akustische Version: Gustl Bayrhammer war
ein großartiger Schauspieler; aber wer den Sprecher Alfred Pongratz als
Ur-Eder hört, wird seiner zwischen Grant und hagestolzer Zärtlichkeit
changierenden Stimme verfallen: Wer hören will, könnte man also sagen, wird
mal wieder sehr viel sehen.
27 Feb 2019
## LINKS
[1] http://www.amazon.de/Amazon-Video/b?ie=UTF8&node=3010075031
[2] http://www.br.de/index.html
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Clarin
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
Bayerischer Rundfunk
Kinderfernsehen
Zeichentrick
Kinderbuch
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