| # taz.de -- Urteil gegen Anwalt in China: Menschenrechtsanwalt muss büßen | |
| > Drei Jahre hatten Chinas Behörden Ai Weiwei-Verteidiger Wang Quanzhang | |
| > festgehalten. Nun ist er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. | |
| Bild: Für seine Arbeit inhaftiert: Menschenrechtsanwalt Wang Quanzhang | |
| Peking taz | Wang Quanzhang musste schon einige Strafen auf sich nehmen. | |
| 2008 hatte er kritische Artikel über die chinesische Führung verfasst und | |
| sie im Internet veröffentlicht. Die Staatssicherheit durchsuchte daraufhin | |
| seine Wohnung. | |
| Fünf Jahre später kam der Bürgerrechtsanwalt zehn Tage in Haft, weil er | |
| einen Anhänger der in China verfolgten Falun-Gong-Bewegung verteidigt | |
| hatte. Und als sich Wang im Frühjahr 2014 im Nordosten des Landes einen | |
| Menschenrechtsanwalt unterstützte, misshandelten ihn Polizeikräfte vor Ort. | |
| Aber eine so lange Haftstrafe wie jetzt hatte der 43-Jährige noch nicht. | |
| Nachdem ihn Sicherheitskräfte bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren an | |
| einen bis vor kurzem unbekannten Ort festgehalten haben, hat ihn ein | |
| Volksgericht in der ostchinesischen Stadt Tianjin wegen „Untergrabung der | |
| Staatsgewalt“ zu einer insgesamt viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. | |
| Zudem haben ihm die Richter für fünf Jahre die politischen Rechte entzogen. | |
| Für den Prozess, der bereits im Dezember stattfand, wurde erst an diesem | |
| Montag das Strafmaß bekanntgegeben. | |
| ## Immer wieder drangsaliert | |
| Schon während seines Jura-Studiums Ende der 1990er Jahre leistete Wang | |
| Menschenrechtsaktivisten juristischen Beistand. Wegen seines Engagements | |
| ermahnten ihn staatliche Stellen mehrfach. Als er in seiner Heimatprovinz | |
| Shandong als Lehrer an einer Berufsschule tätig war, kam er auch in Kontakt | |
| mit Bauern, die in dieser Zeit häufig von Zwangsenteignung und Vertreibung | |
| betroffen waren. | |
| Als er schließlich 2007 seine staatliche Prüfung ablegte, um offiziell als | |
| Anwalt tätig sein zu können, entrissen ihm die Behörden nur kurze Zeit | |
| später die Arbeitserlaubnis wieder. Von seinem Engagement für die | |
| Menschenrechte rückte er nicht ab. | |
| Wang arbeitete darauf für die mittlerweile geschlossene Anwaltskanzlei | |
| Fengrui, einem Zusammenschluss von kritischen Anwälten aus dem ganzen Land. | |
| Wang vertrat unter anderem den derzeit noch in Berlin lebenden Künstler Ai | |
| Weiwei. In einer konzertierten Aktion stürmten am 9. Juli 2015 | |
| Sicherheitskräfte die Räume der Kanzlei und Dutzende Wohnungen. | |
| ## Kein Einzelfall | |
| Mehr als 200 Anwälte und ihre Mitarbeiter waren von der Verhaftungswelle | |
| betroffen. Fengrui-Gründer Zhou Shifeng ist inzwischen ebenfalls wegen | |
| „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu sieben Jahren Haft verurteilt. | |
| Von Wang gab es drei Jahre lang überhaupt kein Lebenszeichen. Seine Ehefrau | |
| Li Wenzu befürchtete, dass er gar nicht mehr am Leben sei. Aus Protest | |
| machte sie sich im April des vergangenen Jahres zu Fuß auf dem Weg von | |
| Peking nach Tianjin, um öffentlichkeitswirksam auf das Schicksal ihres | |
| Mannes aufmerksam zu machen. Zwölf Tage war sie für die rund 80 Kilometer | |
| unterwegs. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich persönlich für seine | |
| Freilassung ein. | |
| Schließlich durfte ihn ein Anwalt in Haft besuchen. Wangs Frau wurde der | |
| Zutritt zu ihm jedoch auch weiterhin verwehrt. Nicht einmal beim Prozess | |
| Ende Dezember durfte sie teilnehmen. | |
| Die China-Expertin von amnesty international, Doriane Lau, geht davon aus, | |
| dass bei der viereinhalbjährigen Strafe die drei Jahre Haft, die Wang | |
| bereits hinter sich hat, berücksichtigt werde. Das hieße, er dürfte in | |
| etwas mehr als einem Jahr freikommen. Ein wirklich freier Mensch wird er in | |
| China jedoch auch dann nicht sein. | |
| 28 Jan 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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