# taz.de -- Werder Bremen in der Fußballbundesliga: Spaß ohne Ertrag | |
> Werder Bremen begeistert beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt seine Fans, | |
> lässt aber wieder zu viele Torchancen ungenutzt. | |
Bild: Das Spiel Werder gegen Frankfurt hatte viel zu bieten – nur keinen Sieg… | |
BREMEN taz | „Hat Spaß gebracht“, sagte Florian Kohfeldt – und das war d… | |
einzige Satz, den man dem Werder-Trainer, der ansonsten glaubwürdig wie | |
immer die Stärken und Schwächen seiner Mannschaft analysierte, nicht ganz | |
abnehmen konnte. Spaß hätte er an diesem Spiel gehabt, wenn er, was | |
mitunter vorkommt, am Spielfeldrand wieder in die Rolle des Werder-Fans | |
geschlüpft wäre, der er in seiner Jugend war. Für Fans von temporeichem, | |
kampfbetontem Fußball bot dieses Spiel in der Tat eine ganze Menge Spaß. | |
Aber nach seiner Körpersprache am Spielfeldrand zu urteilen, war Kohfeldts | |
Gefühlslage an diesem nieseligen Abend eher von Ärger geprägt. Der nahm | |
seinen Ausgangspunkt in der 35. Minute, als Frankfurts Luka Jovic den Ball | |
im Mittelfeld mit einem Körperteil mitnahm, den Kohfeldt und zigtausend | |
andere als Oberarm identifizierten, während Schiedsrichter Markus Schmidt | |
in ihm wohl gerade noch einen Teil der Brust erkannte. In der Folge tanzte | |
Ante Rebic die Bremer Abwehr aus und egalisierte die verdiente 1:0-Führung | |
der Gastgeber mit einem präzisen Schlenzer. | |
Der Ärger darüber, dass auch im Kölner Videokeller niemand ein eindeutiges | |
Handspiel gesehen haben wollte, begleitete Kohfeldt bis zum Schlusspfiff, | |
den er schon von der Tribüne aus erlebte, und verrauchte auch während der | |
anschließenden Interviews nur langsam. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich | |
das heute nicht auf den Schiedsrichter schiebe“, sagte er. „Aber es fühlt | |
sich an, dass wir ungerecht behandelt wurden, und das muss auch mal gesagt | |
werden dürfen.“ | |
In seiner Gesamtanalyse kam Kohfeldt dann aber schnell auf den zweiten Teil | |
seines Ärgers zu sprechen. Wie schon in den vergangenen Spielen gegen | |
Leipzig, Hoffenheim und Hannover vergaben die Bremer wieder jede Menge | |
hochkarätiger Chancen. | |
## Präzise herausgespielt | |
Daran ändert auch nichts, dass die Treffer gegen Frankfurt von Maximilian | |
Eggestein und Martin Harnik von der Mannschaft präzise herausgespielt und | |
von den Schützen mit überragenden Einzelleistungen vollendet wurden. Zu den | |
ungenutzten Großchancen gehörten diesmal auf jeden Fall ein Pfostenschuss | |
von Eggestein und ein gerade noch von Torwart Kevin Trapp parierter Heber | |
von Max Kruse. Bei zahlreichen weiteren guten Einschussmöglichkeiten | |
bekamen die aufopferungsvoll kämpfenden Frankfurter noch ein Bein | |
dazwischen. | |
Auf der Gegenseite standen mit Jovic, Rebic und Sebastien Haller drei | |
Spieler, die dafür bekannt sind, nur wenige Chancen für ein Tor zu | |
brauchen. So dürfte mancher Werder-Spieler insgeheim auch froh gewesen | |
sein, dass es letztlich bei den Treffern von Jovic und Haller, der in der | |
68. Minute einen unstrittigen Handelfmeter verwandelte, blieb. | |
Insgesamt gab die Bremer Defensive dem gefürchteten Eintracht-Sturm | |
überraschend wenig Raum für gefährliche Aktionen. Damit wurde ein weiterer | |
Schritt im Entwicklungsplan erfüllt, den Kohfeldt seiner Mannschaft bei | |
Amtsantritt verordnet hatte. | |
## Lernwillige Mannschaft | |
Schon während des Abstiegskampfes der vergangenen Saison hatte Kohfeldt dem | |
Team beigebracht, mutiger aufzutreten und spielerische Lösungen im Aufbau | |
zu finden. Nachdem Werder in der Hinrunde dieser Saison mit seiner | |
kreativen, offensiven Spielanlage überzeugte, ging es darum, auch im | |
letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor gefährlicher zu werden und mehr | |
Chancen herauszuspielen. | |
Auch das setzt die lernwillige Mannschaft mittlerweile um, und so lautete | |
der Arbeitsauftrag im Wintertrainingslager in Südafrika, vor beiden Toren | |
noch konsequenter zu werden. Dies ist in den ersten Rückrundenspielen | |
zumindest in der Abwehr weitgehend gelungen. Fehlt also nur noch ein | |
Schritt, aber auch der ist laut Kohfeldt nur noch eine Frage der Zeit. | |
„Wenn wir keine Chancen erspielen würden, wäre das ein Problem“, sagt er. | |
„Aber wir lernen noch, und ich hoffe, wir lernen weiter schnell. Wir | |
bleiben ruhig, irgendwann wird der Knoten platzen und dann gewinnen wir | |
auch mal hoch.“ | |
28 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Ralf Lorenzen | |
## TAGS | |
Fußball-Bundesliga | |
Fußball-Bundesliga | |
1. Bundesliga | |
Werder Bremen | |
Eintracht Frankfurt | |
Verteidiger | |
Fußball | |
Fußball-Bundesliga | |
Werder Bremen | |
FC Bayern München | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kolumne Press-Schlag: Arm dran, wer Arme hat | |
Es steht wieder ein Fußball-Wochenende mit Handelfmeter-Diskussionen bevor, | |
Besserung ist nicht in Sicht. Was ist Hand, was nicht? | |
Werder Bremen siegt zum Jubiläum: Werder beschenkt sich selbst | |
Nach dem Pokal-Coup in Dortmund fegt Werder Bremen den FC Augsburg mit 4:0 | |
aus dem Stadion – auch weil die jungen Offensivkräfte immer besser in Fahrt | |
kommen. | |
Kolumne Pressschlag: Alles bleibt, wie es ist | |
Wenn sich in der Bundesliga partout keine Veränderung andeutet, hat das | |
auch seine Vorteile. Sprechen wir also über Werder Bremen. | |
Neubaupläne von Werder Bremen: Lernort Pauliner Marsch | |
Die Diskussion um Werder Bremens Nachwuchs-Leistungszentrum dreht sich | |
hauptsächlich um Ökologie und Städtebau. Sport- und Jugendpolitik kommen zu | |
kurz. | |
Werder emanzipiert sich vom FC Bayern: Tschüss, alter Rivale! | |
Vom Klassenkampf zwischen Willi und Uli bis zum Klose-Klau – lange war der | |
FC Bayern München Lieblingsfeind der Werder-Fans. Haben sie das noch nötig? |