# taz.de -- Kampf gegen Boko Haram in Niger: 287 tote „Terroristen“ | |
> Angriffe auf Boko Haram in Niger nahe der Grenze zu Nigeria waren | |
> angeblich erfolgreich. In Nigeria sieht es weniger gut aus. | |
Bild: Nigerianische Armeeparade | |
BERLIN taz | Große Erfolge im Kampf gegen die islamistische Untergrundarmee | |
Boko Haram aus Nigeria hat die Regierung des nördlichen Nachbarn Niger | |
gemeldet. Mindestens 287 „Terroristen“ seien zwischen dem 28. Dezember und | |
2. Januar von Nigers Streitkräften getötet worden, heißt es in einer | |
Erklärung von Nigers Verteidigungsministerium, die am Donnerstag | |
veröffentlicht wurde. | |
Im Einzelnen habe die Luftwaffe „über 200 Terroristen unschädlich gemacht“ | |
und Bodentruppen hätten weitere 87 „neutralisiert“. Es seien acht Pirogen | |
zerstört und drei Fahrzeuge erbeutet worden, außerdem zwei | |
Maschinengewehre, zwei Raketenwerfer, mehrere Sturmgewehre, acht Handys und | |
2.000 Schuss Munition, schließlich auch „pharmazeutische Produkte, darunter | |
Drogen“. | |
Die extrem magere Bilanz, was erbeutete Waffen angeht, lässt daran | |
zweifeln, ob die Militäroperation wirklich ein so großer Erfolg war, dass | |
der Staatspräsident „Glückwünsche“ für die „schweren Verluste des Fei… | |
an die entsprechende Einheit schickt. | |
Die Erklärung macht aber deutlich, dass Niger sich im Krieg sieht – ein | |
Krieg, der von den traditionellen Rückzugsgebieten Boko Harams um Diffa am | |
Tschadsee im äußersten Südosten des Landes bis an die Grenzregionen zu | |
Burkina Faso jenseits des Niger-Flusses im äußersten Südwesten reicht. | |
Die meisten dazwischen liegenden Grenzgebiete zu Nigeria sind mittlerweile | |
unsicher. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) | |
fliehen mittlerweile ungefähr genauso viele Menschen von Niger nach Nigeria | |
wie umgekehrt. | |
## Rückzugsgebiete im Sumpf | |
Die aktuelle Militäroperation konzentriert sich auf die Gebiete im Südosten | |
am Tschadsee und am Komadougou-Fluss, der in Nigeria als Yobe River | |
entspringt und an seinem Unterlauf kurz vor dem See die Grenze zwischen | |
Niger und Nigeria bildet. Mit dem saisonalen Rückgang der Gewässer werden | |
die Rückzugsgebiete von Boko Haram in den Sümpfen des Flusses und an seiner | |
Mündung für konventionelles Militär zugänglich. | |
Die Präsidenten Nigers, Nigerias und Tschads hatten sich bei zwei | |
Gipfeltreffen am 29. November und 15. Dezember auf ein erneutes | |
konzertiertes Vorgehen gegen die Islamisten geeinigt, nachdem diese in den | |
letzten Monaten Erfolge erzielt und mehrere nigerianische Orte und | |
Armeebasen überrannt hatten. | |
Das konzertierte Vorgehen hindert die Armeen der drei Länder nicht daran, | |
gegeneinander einen Propagandawettbewerb zu führen. Während Niger seine | |
Erfolgsmeldungen verbreitete, musste Nigerias Armeesprecher Sani Usman | |
gegenüber der Internetzeitung The Cable dementieren, dass Boko Haram besser | |
ausgerüstet sei als die Regierungsstreitkräfte. | |
„Eine Gruppe verwirrter und fehlgeleiteter Elemente, die unter dem Einfluss | |
von Drogen und verzerrten Ideologien operieren, mit nigerianischen | |
Armeetruppen zu vergleichen, aus welchem belanglosen Grund auch immer“, | |
schimpfte Usman, sei ein „psychologischer Angriff“ durch „unpatriotische | |
Elemente“. | |
Zugleich wurde gemeldet, Boko Haram habe am Dienstag im Nordosten Nigerias | |
drei Armeebasen eingenommen. | |
3 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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