# taz.de -- Thailands Prayut Chan-o-cha in Berlin: Juntachef von Merkel empfang… | |
> Der thailändische Militärherrscher Prayut Chan-o-cha muss sich im | |
> Berliner Kanzleramt nur ganz milde Kritik anhören. Er profitiert von dem | |
> Besuch. | |
Bild: Freut sich über die Aufwertung durch den Empfang durch Merkel: Thailands… | |
BERLIN taz | Vor dem gemeinsamen Mittagessen der Bundeskanzlerin mit dem | |
thailändischen Diktator in Berlin gab es nur kleine „Info-Happen“ für die | |
Presse: Vor Journalisten hieß Bundeskanzlerin Angela Merkel Juntachef | |
Prayut Chan-o-cha willkommen. | |
Zugleich verwies Merkel auf die politischen Verhältnisse im buddhistischen | |
Königreich mehr als vier Jahre nach dem von Prayut angeführten | |
Militärputsch: Man wolle das Land ermutigen, „zurück zu einer | |
demokratischen Ordnung“ zu finden. Freie Parlamentswahlen, ein fairer | |
Wahlkampf und eine freie Presse seien Voraussetzungen dafür, dass die | |
bilateralen Beziehungen intensiviert werden könnten. Auch Verhandlungen | |
über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und Thailand könnten dann | |
vorangebracht werden. | |
Prayut selbst versprach [1][einen Urnengang für Ende Februar 2019] und | |
einen „freien und transparenten Prozess“. Zugleich inszenierte er sich als | |
jemand, der bereit ist, von anderen zu lernen: Gemessen an Merkels | |
Erfahrung sei er in seinem Amt als Premier ein „Junior“. | |
Doch so handzahm gibt sich Prayut nur im Ausland. Zu Hause ist der | |
Ex-General als Hardliner und Hitzkopf berüchtigt: Unter anderem drohte er | |
damit – angeblich im Scherz – Journalisten exekutieren zu lassen, wenn | |
diese das Militär kritisierten. In Berlin jedenfalls waren im Anschluss an | |
die Pressestatements keine Fragen zugelassen. Prayut dürfte dies gefreut | |
haben. | |
## Abgeordneter der Grünen: „Falsches Signal“ | |
Ohnehin ist es bizarr, dass Berlin den Juntachef überhaupt empfängt. Der | |
grüne Bundestagsabgeordnete Frithjof Schmidt, Mitglied im Auswärtigen | |
Ausschuss, spricht von einem „falschen Signal“: Statt die Wiederaufnahme | |
politischer Kontakte an die Verbesserung der Menschenrechtslage und die | |
Wiederherstellung der Demokratie zu knüpfen, legitimiere die | |
Bundesregierung die Militärdiktatur, die die Menschenrechte weiterhin | |
massiv verletze, kritisierte Schmidt. | |
Unmut äußerten auch Regimegegner im Exil. Denn von der Aufwertung durch den | |
Empfang im Kanzleramt dürfte Prayut, der international eigentlich ein | |
Pariah sein müsste, politisch profitieren, sagte der in Pariser Exil | |
lebende Jaran Ditapichai der taz, einst führendes Mitglied der | |
„Rothemden“-Bewegung UDD – mehrheitlich Anhänger des 2006 von der Armee | |
gestürzten damaligen Premiers Thaksin Shinawatra. | |
Prayuts Junta schränkt in Thailand das Versammlungsrecht und die | |
Meinungsfreiheit massiv ein. Mit drakonischen Gesetzen werden alle | |
strafrechtlich verfolgt, die sich kritisch über das Regime und die | |
Monarchie äußern. | |
In den ersten Jahren nach dem Putsch wurden unter dem Vorwand der | |
Majestätsbeleidigung mehrere Haftstrafen in Rekordhöhe verhängt. Derzeit | |
gibt es vermehrt Berichte über Anschuldigungen wegen „Aufwiegelung“. | |
Etliche Regimegegner sind ins Exil geflohen. | |
## Freie Wahlen bleiben Wunschdenken | |
In diesem Klima der Unterdrückung bleiben freie und faire Wahlen ein | |
Wunschtraum. Kritiker fragen sich zudem, ob die Junta den jüngst genanten | |
Termin 2019 einhalten werde, nachdem sie vorher zugesagte Termine mehrfach | |
platzen ließ. Derweil setzten die Militärs alles daran, dass ihre | |
Kandidaten gewinnen. Sie wollen Legitimität um jeden Preis, müssen aber vor | |
allem Rivalen aus dem Lager von Ex-Premier Thaksin fürchten. | |
Deshalb ließ die Armee eine Verfassung schreiben, die ihren Machtanspruch | |
sichern soll. Während es anderen Parteien bislang verboten ist, Wahlkampf | |
zu machen, sollen die als „Partei des Militärs“ bezeichnete Palang | |
Pracharat Partei, weitere Junta-treue Gruppierungen sowie ein von den | |
Militärs größtenteils handverlesener Senat dafür sorgen, dass Prayut | |
Premier bleiben kann. | |
28 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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