# taz.de -- Vor dem Brexit-Sondergipfel: Spanien droht mit Absage | |
> Kurz vor dem Brexit-Gipfel müssen die Unterhändler noch einen | |
> „Affenfelsen“ aus dem Weg räumen: Spanien könnte wegen Gibraltar ein Ve… | |
> einlegen. | |
Bild: Ein Stück Fels gefährdet den Brexit-Deal: Gibraltar vom spanischen Fest… | |
Brüssel dpa | Der für Sonntag geplante Brexit-Sondergipfel steht auf der | |
Kippe. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez drohte mit einer | |
Absage, [1][wenn der Streit über Gibraltar] nicht beigelegt wird. Deswegen | |
wird derzeit hastig diplomatisch verhandelt. Es werde mit Hochdruck nach | |
Lösungen gesucht, sagten Diplomaten in Brüssel. Bereits am Samstag reist | |
die britische Premierministerin Theresa May zu Gesprächen in die belgische | |
Hauptstadt. Dort will sie am Samstagabend nochmals mit EU-Kommissionschef | |
Jean-Claude Juncker zusammenkommen. | |
Tags drauf dann sollen bei einem Sondergipfel der Vertrag über den | |
britischen EU-Austritt im März 2019 und eine Absichtserklärung über eine | |
künftige Wirtschafts- und Sicherheitspartnerschaft beschlossen werden. Das | |
seit mehr als eineinhalb Jahren währende Auseinandersetzung zwischen London | |
und Brüssel wäre damit zwar abgeschlossen, die schwierigste Aufgabe für May | |
würde aber danach noch warten: Die Premierministerin müsste den | |
ausgehandelten Deal im Dezember durch das britische Parlament bringen. | |
[2][In Sachen Brexit-Deal] hatte der spanische Ministerpräsident Sánchez | |
zuletzt eine neue Konfliktlinie aufgemacht. Er verlangte Änderungen am | |
Entwurf für den Austrittsvertrag mit Großbritannien, weil Spanien | |
Festlegungen über den künftigen Status von Gibraltar fürchtet. Das Gebiet | |
am Südzipfel der Iberischen Halbinsel steht seit 1713 unter britischer | |
Souveränität, wird aber von Spanien beansprucht. | |
EU-Kommissionschef Juncker war nach Angaben eines Sprechers in ständigem | |
Kontakt mit Sanchez. Regierungsvertreter der 27 EU-Staaten versuchten bei | |
einem Treffen, den Konflikt zu entschärfen – zunächst ohne greifbares | |
Ergebnis, wie Diplomaten berichteten. Sánchez sagte in Havanna, bei den in | |
Brüssel hinter verschlossenen Türen laufenden Verhandlungen habe seine Land | |
„noch keine ausreichenden Garantien“ erhalten. Immerhin schienen andere | |
Bedenken – darunter der Zugang zu Fischgründen – wenn nicht ausgeräumt, so | |
doch verschoben. | |
## DUP tagt in Belfast | |
Obendrein tagt am Samstag im nordirischen Belfast die DUP, von deren | |
Stimmen die konservative Minderheitsregierung von May in Großbritannien | |
abhängt. Als Gastredner ist ausgerechnet der Tory-Politiker Boris Johnson | |
eingeladen, der aus Protest gegen Mays Brexit-Pläne [3][als Außenminister | |
zurückgetreten war]. Die DUP lehnt den von May ausgehandelten Deal wie auch | |
etliche Politiker aus Mays Konservativer Partei ab. Kritiker werfen May | |
vor, schlecht verhandelt zu haben. | |
DUP-Chefin Arlene Foster drohte am Freitag damit, die Zusammenarbeit mit | |
den Tories zu beenden. „Noch sind wir nicht soweit“, sagte Foster in einem | |
BBC-Radio-Interview. Sollte sich May aber mit ihrem Abkommen im Parlament | |
durchsetzen, würde die Zusammenarbeit auf den Prüfstand kommen. Ohne die | |
Unterstützung der DUP wäre Mays Regierung gescheitert. | |
Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Evelyne Gebhardt, plädierte | |
dafür, den Gipfel nicht an der Gibraltar-Frage scheitern zu lassen. Das | |
Thema sei ebenso schwierig wie Nordirland. „Da muss natürlich eine | |
vernünftige Lösung gefunden werden“, sagte die SPD-Politikerin am Samstag | |
im Bayerischen Rundfunk. | |
Der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn gab sich optimistisch: „Ich | |
glaube, da kommt man raus“, sagte er am Samstag im Deutschlandfunk. „Da | |
wird man höchstwahrscheinlich eine interpretative Erklärung des | |
Europäischen Rates ausarbeiten“, der zufolge Gibraltar-Themen von Madrid | |
und London auszuhandeln seien. „Die Spanier haben Angst, dass eine | |
Verlängerung der Übergangsphase nach 2020 auch auf Gibraltar angewandt | |
wird“, sagte Asselborn. Das sei aber mit einer entsprechenden Erklärung zu | |
lösen. | |
Auch der CDU-Europapolitiker David McAllister sieht das Abkommen trotz | |
aller Querelen nicht in Gefahr. Das Verhalten des spanischen | |
Ministerpräsidenten hängt seiner Ansicht nach mit den anstehenden | |
Regionalwahlen in Andalusien zusammen. Dort grenzt Gibraltar an Spanien. | |
Das Selbstbestimmungsrecht gelte auch für das britische Überseegebiet, | |
sagte McAllister in MDR aktuell. „Ich glaube, dass man mit gutem Willen | |
auch hier zu einer Lösung kommen kann.“ | |
CSU-Europapolitiker Manfred Weber, der die europäischen Konservativen als | |
Spitzenkandidat in die Europawahl 2019 führt, verlangte, es dürfe trotz | |
allem keine Nachverhandlungen mehr am Brexit-Papier geben. „Die Brexiteers | |
haben die Menschen angelogen. Deswegen ist jetzt viel Enttäuschung da“, | |
[4][sagte Weber der Passauer Neuen Presse]. | |
24 Nov 2018 | |
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[2] /Schwerpunkt-Brexit/!t5313864 | |
[3] /Brexit-fuehrt-zu-Regierungskrise/!5521499 | |
[4] https://www.pnp.de/nachrichten/bayern/3139775_Livestream-Durchbruch-beim-Br… | |
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