| # taz.de -- Fall Jamal Khashoggi: Deutschland verhängt Einreisesperre | |
| > 18 Saudis dürfen nicht mehr nach Deutschland, weil sie in Verbindung zum | |
| > Fall Khashoggi stehen könnten. US-Präsident Trump pocht auf die | |
| > Unschuldsvermutung. | |
| Bild: Wer hat die Tötung des Journalisten Khashoggi befohlen? | |
| Brüssel/Washington/Kairo dpa | Deutschland belegt wegen der Tötung des | |
| saudi-arabischen Regierungskritikers Jamal Khashoggi 18 saudische | |
| Staatsangehörige mit Einreisesperren. Die Betroffenen stünden mutmaßlich in | |
| Verbindung zu der Tat, sagte Außenminister Heiko Maas am Montag am Rande | |
| eines EU-Treffens in Brüssel. Sie würden im Schengen-Informationssystem der | |
| EU gespeichert, erklärte Maas vor einem Treffen der europäischen | |
| Außenminister, bei dem es auch um den Fall Khashoggi gehen sollte. | |
| „Nach wie vor gibt es für uns mehr Fragen als Antworten bei der Aufklärung | |
| dieses Falles“, sagte Maas. Das betreffe sowohl die Tat als solche als auch | |
| die Identität der Hintermänner. Deutschland habe sich bei dem jetzt | |
| entschiedenen Schritt eng mit Frankreich und Großbritannien abgestimmt. | |
| „Wir sind innerhalb der Europäischen Union in dieser Frage insgesamt in | |
| einer engen Abstimmung.“ Weitere Schritte behalte man sich vor, sagte Maas. | |
| Die Staatsanwaltschaft beschuldigt hochrangige Regierungsmitarbeiter, | |
| eigenmächtig ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat geschickt | |
| zu haben. Riads Generalstaatsanwalt hatte zuletzt für fünf Beteiligte die | |
| Todesstrafe gefordert – angeklagt würden elf. Auch der saudische Kronprinz | |
| könnte nach Medienberichten in den Fall verwickelt sein. | |
| Das Außenministerium in Washington stellte am Samstag aber klar, dass keine | |
| abschließende Bewertung im Fall Khashoggi getroffen worden sei. Der | |
| Kronprinz soll auch nicht auf der Liste der 18 Personen stehen, die jetzt | |
| von Deutschland mit Einreisesperren belegt werden. | |
| Angesichts neuer Erkenntnisse zur möglichen Beteiligung des saudischen | |
| Kronprinzen gerät auch US-Präsident Donald Trump unter Druck. Am Wochenende | |
| kündigte der Republikaner einen „umfassenden Bericht“ zu der Ermordung an, | |
| der bis Dienstag vorliegen soll. Darin werde es auch darum gehen, wer die | |
| Tötung veranlasst und wer es getan habe. „Das war eine schreckliche Sache, | |
| diese Tötung eines Journalisten“, fügte Trump am Rande eines Besuchs in | |
| Kalifornien hinzu. Das „hätte nie passieren dürfen“. | |
| US-Medien hatten tags zuvor berichtet, dass der Auslandsgeheimdienst CIA zu | |
| der Einschätzung gelangt sei, dass Thronfolger Mohammed bin Salman selbst | |
| die Tötung des Journalisten und Regierungskritikers im Konsulat in Istanbul | |
| angeordnet habe. Dies sei das Ergebnis der Auswertung mehrerer Quellen, | |
| schrieb die [1][Washington Post]. Das Außenministerium in Washington | |
| stellte am Samstag aber klar, dass keine abschließende Bewertung im Fall | |
| Khashoggi getroffen worden sei. | |
| ## Soll der Kronprinz geschützt werden? | |
| Der im US-Exil lebende Khashoggi war am 2. Oktober im Konsulat seines | |
| Heimatlandes Saudi-Arabien in Istanbul [2][umgebracht worden]. Er hatte | |
| dort Dokumente für seine Hochzeit mit einer Türkin abholen wollen. Unter | |
| immensem internationalen Druck gab Riad erst viel später den Tod des | |
| „Washington Post“-Kolumnisten zu. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt | |
| hochrangige Regierungsmitarbeiter, eigenmächtig ein 15-köpfiges Spezialteam | |
| zur Ausführung der Tat geschickt zu haben. [3][Riads Generalstaatsanwalt | |
| hatte zuletzt für fünf Beteiligte die Todesstrafe gefordert] – angeklagt | |
| würden elf. | |
| Beobachter sehen darin den Versuch, Mohammed bin Salman – auch „MbS“ | |
| genannt – zu schützen. Die Affäre hat ihn in den vergangenen Wochen | |
| international in die Defensive gedrängt. Trump hingegen hatte bislang unter | |
| Verweis auf gute Geschäfte, Waffendeals und die Stabilität in Nahost | |
| gezögert, gegen den Kronprinzen vorzugehen. | |
| ## Aufnahme von der Tötung des Journalisten | |
| In einem am Wochenende veröffentlichten Interview betonte Trump, dass der | |
| Thronfolger ihm gesagt habe, dass er nichts mit der Tat zu tun habe. Es | |
| gebe zudem „viele Menschen“, die sagten, Mohammed bin Salman habe kein | |
| Wissen davon gehabt, sagte Trump in dem Interview des Senders Fox News, das | |
| am Freitag aufgezeichnet und am Sonntag ausgestrahlt wurde. Darin machte | |
| der Präsident auch klar, dass er eine Aufnahme zum Tod Khashoggis nicht | |
| anhören wolle, weil sie leidvoll sei und er über den Inhalt unterrichtet | |
| worden sei. | |
| Die „Washington Post“ berichtete, Trump seien Erkenntnisse über die | |
| Beteiligung des Kronprinzen gezeigt worden, er bleibe aber skeptisch, dass | |
| dieser die Tötung angeordnet habe. | |
| ## Rüstungsexporte werden geprüft | |
| Der Tod des kritischen Journalisten sorgte international für Entsetzen. Die | |
| Umstände des Verbrechens seien noch nicht befriedigend aufgeklärt, sagte | |
| Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel (CDU) hatte nach Bekanntwerden der Tat angekündigt, dass | |
| Deutschland zunächst keine Genehmigungen für Rüstungsexporte nach | |
| Saudi-Arabien geben wird. Diese Aussage gelte nach wie vor, betonte | |
| Seibert. | |
| Die Bundesregierung hatte außerdem angekündigt, zu prüfen, wie sie mit | |
| bereits erteilten Genehmigungen umgehen will. Ein Sprecher des | |
| Bundeswirtschaftsministeriums erklärte am Montag, auf Inhaber solcher | |
| Genehmigungen werde eingewirkt mit dem Ziel, dass tatsächliche Ausfuhren | |
| nicht stattfinden. Wie dies genau stattfindet, verriet er nicht. | |
| 19 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.washingtonpost.com/world/national-security/cia-concludes-saudi-… | |
| [2] /Tuerkische-Justiz-zum-Fall-Jamal-Khashoggi/!5547427 | |
| [3] /Fall-Jamal-Khashoggi/!5551011 | |
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