# taz.de -- UNO-Syrienvermittler Geir Pedersen: Der neue Mann aus Norwegen | |
> Pedersen hat Erfahrungen in Nahost. Ob die ihm in Syrien nützen, wird | |
> sich zeigen. Die Bedingungen sind schließlich denkbar schlecht. | |
Bild: Der neue Syrienvermittler Pedersen bei einem Termin im Oktober in Dunhuan… | |
Warum übernimmt jemand eine Aufgabe, an der bereits drei zum Teil noch | |
erfahrenere und geeignetere Vorgänger gescheitert sind? Vielleicht | |
beantwortet Geir Pedersen, seit 2017 Norwegens Botschafter in China, diese | |
Frage ja, wenn er am 1. Dezember in Genf den Job als inzwischen vierter | |
UNO-Vermittler im Syrienkonflikt übernimmt. | |
Der 1955 in Oslo geborene Pedersen, studierter Historiker, verheiratet und | |
Vater von fünf Kindern, diente vor seiner Entsendung nach Peking fünf Jahre | |
als Norwegens UNO-Botschafter in New York. Zuvor war er Vertreter Norwegens | |
bei der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah sowie | |
Sonderbeauftragter der UNO im Libanon. Vor allem wegen dieser Erfahrungen | |
berief UNO-Generalsekretär António Guterres Pedersen zum Nachfolger von | |
[1][Staffan de Mistura]. | |
Der schwedisch-italienische Diplomat, seit 1971 in zahlreichen | |
UNO-Missionen im Einsatz, hatte Mitte Oktober nach vier erfolglosen Jahren | |
als Syrienvermittler seinen Rücktritt angekündigt. Vor de Mistura war 2014 | |
der als UNO-Vermittler in Kriegs- und Konfliktsituationen noch erfahrenere | |
ehemalige algerische Außenminister Lakhdar Brahimi resigniert | |
zurückgetreten. Und im August 2012 hatte der ehemalige UNO-Generalsekretär | |
Kofi Annan nach nur sieben Monaten im Amt frustriert das Handtuch | |
geschmissen. | |
Der bereits seit über siebeneinhalb Jahre andauernde Gewaltkonflikt in | |
Syrien gilt wegen der Beteiligung zahlreicher ausländischer Akteure – | |
Saudi-Arabien, Iran, Türkei, Katar, USA, Russland – mit gegensätzlichen | |
Interessen sowie der Terrororganisationen „Islamischer Staat“ und Al-Qaida | |
als der komplizierteste Konflikt zumindest seit Ende des Kalten Kriegs. | |
## Erfahrung in Nahost | |
Für den neuen Syrienvermittler spricht, dass er an einem Vermittlungserfolg | |
bei einem Konflikt beteiligt war, den viele BeobachterInnen für unlösbar | |
halten: Pedersen gehörte zu den norwegischen DiplomatInnen bei den | |
Geheimverhandlungen zwischen Israel und der Palästinensischen | |
Befreiungsbewegung (PLO), die zu dem im September 1993 unterzeichneten | |
„Oslo-Abkommen“ führten. Das Abkommen ist allerdings längst gescheitert. | |
Nicht zuletzt weil die Kernpunkte des Konfliktes (endgültige Grenzen, | |
Status von Jerusalem, Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge et cetera) | |
von den Vermittlern ausgeklammert wurden. | |
Das kann Pedersen im Syrienkonflikt nicht machen. Er ist gebunden an die | |
Resolution 2254 des UNO-Sicherheitsrats vom Dezember 2015. Diese schreibt | |
das Ziel der Verhandlungen („ein demokratisches, säkulares, multiethnisches | |
und multireligiöses Syrien auf dem bisherigen Staatsterritorium“) und die | |
vier Umsetzungsschritte (Waffenstillstand, Übergangsregierung, neue | |
Verfassung, Wahlen) eindeutig vor. | |
Wenn die ausländischen Akteure durch ihre fortgesetzte Unterstützung | |
innersyrischer Konfliktparteien auch künftig gegen die Resolution verstoßen | |
und die syrische Regierung diese weiterhin ablehnt, ist das Scheitern auch | |
von Pedersen nur eine Frage der Zeit. | |
1 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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