# taz.de -- FC Bayern nach der Medienkritik: Hoeneß und Rummenigge schweigen | |
> Nach dem souveränen 3:1 in Wolfsburg: Was bleibt vom Aufschrei der | |
> selbstbesoffenen Rundum-Medienschelte der FC Bayern-Chefs? | |
Bild: Ein seltenes Bild: Uli Hoeneß mit geschlossenem Mund | |
WOLFSBURG taz | Die zynische Verachtung für die freie Presse, die aus Uli | |
Hoeneß’ jüngster Abrechnung mit Fußballmedien spricht, kann einen in ihrer | |
illiberalen Anmutung speiübel werden lassen. Kann, muss aber nicht. Die | |
Ankündigung, [1][Journalismus „nicht mehr zu akzeptieren“], wenn er einem | |
nicht passt und als „respektlos“ eingestuft wird, ist ja von einer | |
weitgehend verdrängten Realität begleitet, in der die Unterhaltungsbranche | |
Fußball sowieso längst ihre eigenen Jubelmedien in der ersten Reihe hat. | |
Und dann, drittens, gibt es halt auch wirklich miese | |
Fußballunterhaltungsberichterstattung, das muss man redlicherweise | |
eingestehen, und das reduziert sich nicht auf den vom FC Bayern explizit | |
attackierten Springer-Konzern. | |
Dessen Bild-Chef, Julian Reichelt, war offenbar getroffen, weil er sofort | |
gegen Hoeneß und den sekundierenden Vorstandsvorsitzenden Rummenigge | |
zurückbellte: „Zwei vorbestrafte Steuerhinterzieher erklären anständiges | |
Verhalten.“ Die Versuchung ist groß, dazu etwas zu sagen. Aber lassen wir | |
den Anstand bei Reichelt, da wäre er ja gut aufgehoben. | |
Aber: Nicht nur beim gerne mit Scheißdreck werfenden Hoeneß und seinem | |
Moral-Hiwi Rummenigge verlaufen ethische Ansprüche an andere und eigenes | |
Verhalten bisweilen bizarr entgegengesetzt. Dass der Fußball eine gewaltige | |
Unterhaltungsindustrie geworden ist, deren süffigster „Content“ Trash- und | |
Tratschbedürfnisstrukturen bedient, das können die wenigsten jungfräulich | |
beklagen, weil sie selbst darin verstrickt sind. | |
Wer sich jedenfalls gewünscht hätte, dass die Bayern zur Strafe am Samstag | |
in der VW-Arena eine anständige Packung bekommen: Das gibt Bruno Labbadias | |
Fußball derzeit nicht her. Der von ihm trainierte VfL Wolfsburg machte es, | |
als es darauf ankam, nicht gut und ermöglichte den Bayern so ein relativ | |
lockeres 3:1 nach zuvor vier sieglosen Bundesligaspielen. | |
## „Ein super Zeichen“ | |
Und die Bayern-Profis, so ist das dann halt auch wieder, werden danach in | |
den Katakomben der VW-Arena gefragt, ob ihnen denn die Medienattacke der | |
Bosse geholfen hätte. Die meisten schwiegen vorsichtig. Nur Joshua Kimmich | |
sagte, es sei „ein super Zeichen“ gewesen und wichtig, dass „der Verein d… | |
Spieler schützt“. | |
Der „Druck“ sei sehr groß gewesen, sagte Bayern-Trainer Niko Kovac, was man | |
auch 20 Minuten lang sah. Dann wurde den Bayern klar, dass der VfL | |
Wolfsburg nicht in der Lage war, das auszunutzen. Die erste | |
Vertikal-Tempo-Kombination überforderte den VfL, sie war aber von dem | |
Weltklassespieler Mats Hummels auch brillant initiiert. Und anders als in | |
den Spielen zuvor erwies sich der fürs Toreschießen zuständige | |
Mittelstürmer Lewandowski als perfekter Vollstrecker (30.), ebenso wie kurz | |
nach dem Wechsel nach einem Fehler von VfL-Linksverteidiger William (48.). | |
Arjen Robbens „Geschenk“ (Labbadia), ein Gelb-Rot-Platzverweis (57.), den | |
er mit einer klassischen Robben-Schwalbe vorbereitet hatte, brachte die | |
Wolfsburger nur für eine kurze Phase zurück ins Spiel, durch Weghorsts 1:2 | |
(63.). Statt geordnet die Überzahl auszuspielen, ließ man die Bayern mit | |
zehn gegen elf den dritten und entscheidenden Treffer schießen (72., | |
James). Das war der Treffer, der Koon Casteels wirklich ärgerte, „da müssen | |
wir schlauer sein“, sagte er. Der Torhüter hielt noch herausragend, sonst | |
wäre das Spiel längst entschieden gewesen. Damit ist der VfL nun seit sechs | |
Spielen ohne Sieg und hat die klare Aussicht auf eine weitere trübe Saison. | |
Hoeneß und Rummenigge verließen Wolfsburg übrigens ohne weitere Worte. Das | |
war selbstverständlich auch nicht ideal. Mein Vorschlag ist jedenfalls, die | |
Sache damit abzuhaken, dass die beiden Bayern-Chefs sich – Stand jetzt – | |
maximal lächerlich gemacht haben. Aber schon jazzen kritisierte Medien, die | |
sich empören, gleichzeitig den Schmarren zu einem „denkwürdigen“ Ereignis | |
auf. | |
21 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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