# taz.de -- Kommentar über Vorwürfe gegen Hamburger Kita: Die Empörungsmasch… | |
> Einer Kita in Hamburg wird Diskriminierung vorgeworfen und die Medien | |
> springen darauf an – ohne Reflexion, ohne Recherche. Sie bedienen | |
> Ressentiments der Leser. | |
Bild: Fast alle reihen sich ein: Medien werfen Kita unreflektiert Diskriminieru… | |
HAMBURG taz | Ein Elternpaar stößt in der Broschüre einer Hamburger Kita | |
auf den Satz „Von den Familien mit Migrationshintergrund nehmen nur wenige | |
unsere Betreuung in Anspruch“ und wendet sich damit an die Presse. [1][Es | |
sei migrantenfeindlich, mit eben diesem Sachverhalt zu werben.] Die Presse | |
greift den Vorwurf auf, bezeichnet das Verhalten der Kita als „asozial“, in | |
den sozialen Medien empört man sich ebenfalls, die Kita erhält anonyme | |
Schmähmails. Grundtenor der Empörung: die Elite bliebe unter sich, | |
Integration würden nur die anderen leisten. | |
Es ist eine Empörungsmaschinerie, die einem Pawlowschen Reflex gleicht – | |
sie kommt ohne Reflexion aus. Hätte irgend jemand die Broschüre zu Ende | |
gelesen, wäre er auf die Passage gestoßen, dass Kinder jeglicher Herkunft | |
in der Kita willkommen sind. Hätte sich jemand über den städtischen Träger | |
informiert, hätte er oder sie erfahren, dass sie in nahezu allen | |
Stadtteilen vertreten sind – auch in denen mit hohem Migrationsanteil. | |
Medien haben schon immer mit Emotionen gearbeitet, es enthebt sie nicht der | |
Pflicht der Recherche. | |
Die Treibjagd auf eine mutmaßlich diskriminierende Kita unterscheidet sich | |
strukturell nicht von der auf die Bremer Außenstelle des Bundesamts für | |
Migration: In beiden Fällen bedient ein mäßig gut begründeter Vorwurf die | |
Ressentiments der LeserInnen. Bei der Kita-Debatte zielt er auf die reichen | |
Vorortler von Hamburg. Sie als die eigentlichen und einzigen Verhinderer | |
von Integration zu brandmarken, ist ein bisschen zu schlicht. | |
Die Mittelschicht zieht, da, wo sie es kann, ebenso ihre Mauern hoch. Die | |
Ummeldungen, um das eigene Kind auf die richtige Schule im richtigen Umfeld | |
zu bringen, finden unübersehbar in den Stadtteilen statt, wo die | |
Mittelschicht zu Hause ist – und, anders als die Vorortler, gelegentlich | |
unbeabsichtigt in die Nähe bildungsfernerer Milieus rückt. Und noch ein | |
Blick vor die eigene Haustür: Die Redaktionen der bundesdeutschen | |
Zeitungen, inklusive der taz, sind nach wie vor fest in der Hand der | |
biodeutschen, bildungsbürgerlichen Mittelschicht. Homogener geht es kaum. | |
16 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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