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# taz.de -- Heligsprechung in Rom: Oscar ist jetzt San Romero
> Papst Franziskus spricht den 1980 in El Salvador ermordeten Erzbischof
> Romero heilig. Einst hatte ihm der Vatikan Unterstützung verweigert.
Bild: Warten auf Livebilder: Die ganze Nacht harren Menschen in San Salvador vo…
Berlin taz | Vor rund 60.000 Menschen hat Papst Franziskus am Sonntag in
Rom sieben Personen heiliggesprochen, darunter auch den 1980 in San
Salvador ermordeten damaligen Erzbischof von El Salvador, Oscar Arnulfo
Romero. Romero, der bereits 2015 ebenfalls von Franziskus selig gesprochen
worden war, habe „auf weltliche Absicherungen, ja auf seine eigene
Sicherheit verzichtet, um evangeliumsgemäß sein Leben hinzugeben“, sagte
der Papst in seiner Predigt.
Als Oscar Romero 1977 zum neuen Erzbischof von El Salvador berufen wurde,
galt er als Konservativer, der weder für die herrschende Klasse des Landes
und seine Militärdiktatur noch die Kirchenhierarchie irgendeine Gefahr
darstellte. Doch als ein guter Freund von ihm umgebracht wurde und die
tödliche Repression gegen soziale Proteste immer größer wurde, begann er,
von der Kanzel gegen die Menschenrechtsverletzungen zu protestieren.
Bei dem im Jahr 1979 neu gewählten Papst Johannes Paul II. blitzte er ab –
der antikommunistische Pole verwehrte Romero jede Unterstützung und riet
ihm vielmehr, sich mit der Regierung gut zu stellen.
Romero erhielt immer mehr Todesdrohungen und entließ seinen Fahrer und
jegliches Security-Personal: Wenn er umgebracht würde, wollte er niemanden
mit in den Tod ziehen. Am 23. März 1980 rief er die Soldaten des Landes bei
einer Predigt dazu auf, den Befehlen zur Unterdrückung nicht mehr zu
gehorchen. Einen Tag später wurde er auf der Kanzel von einem
Scharfschützen ermordet.
## Niemand wurde für den Mord je belangt
Als Drahtzieher galt und gilt der damalige, inzwischen verstorbene Oberst
Roberto D’Aubuisson, der später die rechte Partei Arena gründete. Zur
Rechenschaft gezogen wurde jedoch bis heute niemand.
Als „Märtyrer der Kirche“ im Jahr 2015 selig gesprochen, fehlte Romero
statt den üblicherweise geforderten zwei Wundern nur noch eines bis zur
Heiligsprechung. Das kam schon bald – schließlich konnte die plötzliche
Heilung der schwerkranken und von der Medizin aufgegebenen Cecilia Flores
in San Salvador keinen anderen Grund haben als das Gebet, das ihr Mann
zuvor an Romero gerichtet hatte.
In El Salvador verfolgten Hunderte Menschen in den Nachtstunden vor der
Kathedrale, in deren Krypta er begraben ist, auf einer Großbildwand die
Zeremonie in Rom. „Arena hat ihn umgebracht, die Kirche spricht ihn heilig“
stand auf Plakaten zu lesen. Menschenrechtsgruppen forderten erneut, dass
das Verbrechen endlich aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft
gezogen werden mögen.
Für viele Gläubige in El Salvador, aber auch weltweit, galt Romero ohnehin
schon als Heiliger. Ob San Romero allerdings dem noch immer von extremer
Armut und noch extremerer Gewalt geplagtem Land wirklich weiterhelfen kann,
ist wohl Glaubenssache. Sicher ist, dass Franziskus seinen Ruf als Papst an
der Seite der Armen mit der Heiligsprechung Romeros gefestigt hat
14 Oct 2018
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
El Salvador
Oscar Romero
Papst Franziskus
Johannes Paul II.
El Salvador
Papst Franziskus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
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