# taz.de -- Erdbebenkatastrophe in Indonesien: Ausländische Nothelfer unerwün… | |
> Bei der Katastrophe in Sulawesi dürfen nur noch Organisationen mit | |
> lokalen Partnern helfen. Andere Ausländer sollen abziehen. | |
Bild: Ein Freiwilliger verteilt Lebensmittel in der schwer getroffenen Provinzh… | |
BERLIN taz | Indonesiens Regierung hat die internationalen | |
Hilfsorganisationen aufgefordert, ihr ausländisches Personal aus dem | |
Katastrophengebiet in Zentralsulawesi umgehend abzuziehen. Dies gab die | |
Katastrophenschutzbehörde BNBP am Dienstag auf ihrer Webseite bekannt. | |
Indonesien hatte ausländische Hilfe nach der Erdbeben- und | |
Tsunami-Katastrophe vom 28. September erst verzögert angefordert, nachdem | |
Staatspräsident Joko Widodo einige Tage später die betroffene Region | |
besucht hatte. | |
Das jetzt verkündete Verbot der Arbeit ausländischer Helfer betrifft | |
allerdings nur jene Organisationen, die nicht vor Ort als lokale | |
Organisation mit lokalem Personal registriert sind. Weiterarbeiten können | |
auch diejenigen, deren Hilfe komplett über lokale Partner läuft. | |
Indonesien hatte schon nach der Erdbebenkatastrophe Ende Juli und Anfang | |
August dieses Jahres auf der Ferieninsel Lombok keine ausländischen Helfer | |
ins Land gelassen. Im Fall der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 hatte | |
die damalige Regierung die betroffene Region Aceh aber sofort für | |
ausländische Helfer geöffnet. Dabei war die Bürgerkriegsregion schon aus | |
offiziellen Sicherheitsgründen zuvor für Ausländer gesperrt gewesen. | |
## Schulung jetzt in Borneo statt Sulawesi | |
Der jetzige Schritt der indonesischen Regierung ist umstritten. Sicher | |
spielt Nationalstolz eine Rolle und dürften auch die Wahlen im nächsten | |
Jahr ihren Schatten vorauswerfen. Doch geht es nicht nur um Fragen der | |
Souveränität, sondern um eine notwendige Koordinierung durch die nationalen | |
und lokalen Behörden und den erstrebenswerten Aufbau lokaler Kapazitäten. | |
„Indonesien hat viel Erfahrung mit Naturkatastrophen und ist etwa zum | |
Vergleich zu Haiti recht gut aufgestellt“, sagt Edith Wallmeier, die | |
Leiterin der Einsatzdienste beim Arbeiter-Samariter-Bund in Köln, der taz. | |
Ihre Organisation schickt am Mittwoch vier deutsche Experten nach | |
Indonesien, die dort Schulungen im Betrieb mobiler Trinkwasseranlagen | |
durchführen. | |
Normalerweise hätten diese Schulungen in Sulawesi stattgefunden, weil die | |
Anlagen dort benötigt werden. Stattdessen würden Schulungen jetzt auf der | |
Insel Borneo stattfinden, um der Anordnung zu folgen. | |
„Wir würden uns wünschen, direkter helfen zu können und keine Umwege gehen | |
zu müssen“, sagt Wallmeier. Ihre schon seit zwölf Jahren in Indonesien | |
arbeitende Organisation habe schon in der Vergangenheit indonesisches | |
Personal ausgebildet und werde inzwischen auch von einem Einheimischen | |
geleitet. | |
„Unser Ansatz ist ja nicht, möglichst viel internationales Personal | |
einzusetzen, sondern nachhaltig die Menschen vor Ort zur Bewältigung der | |
Katastrophe zu befähigen“, sagt Wallmeier. „Internationale Personen, die | |
vor Ort einen Mehrwert bringen, sollten aber eigentlich ins Land gelassen | |
werden.“ | |
## „Nothelfer werden entmutigt“ | |
Der britische Guardian zitiert einen Mitarbeiter der Hilfsorganisation | |
World Vision, der die indonesische Anordnung als „sehr merkwürdig“ | |
bezeichnet und sich darüber beschwert: Internationale „humanitäre Helfer, | |
die erfahren und eine Entlastung für überarbeitetes und traumatisiertes | |
lokales Personal sind, werden jetzt entmutigt“. | |
Die offizielle Zahl der Toten hat sich derweil auf 2.010 erhöht. Die Suche | |
nach Tausenden Vermissten in den am stärksten betroffenen Vierteln der | |
Stadt Palu werde am Donnerstag eingestellt, kündigte der Sprecher der | |
Katastrophenschutzbehörde am Dienstag in Jakarta an. Es wird befürchtet, | |
dass sie unter Schlamm und Trümmern begraben liegen. (mit ap) | |
9 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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