# taz.de -- Ultrakonservative in Rumänien: Votum gegen Ehe für alle scheitert | |
> Ein Referendum sollte dazu führen, ein Verbot der Homo-Ehe in rumänischen | |
> Grundgesetz zu verankern. Es scheitert an zu geringer Beteiligung. | |
Bild: Eine Frau während eines Protestes gegen die vorgeschlagene Verfassungsä… | |
BERLIN taz | Die zweitägige Volksbefragung über ein im rumänischen | |
Grundgesetz verankertes Verbot homosexueller Ehen ist gescheitert. Von rund | |
18 Millionen wahlberechtigten Bürgern hatten sich lediglich 3,7 Millionen | |
am Urnengang beteiligt – das sind rund 21 Prozent. Eine Beteiligung von 30 | |
Prozent hätte gereicht, um die von konservativen Kräften initiierte | |
Abstimmung zugunsten der sogenannten „traditionellen Familie“ rechtskräftig | |
zu machen – doch dazu kam es nicht. | |
Die Bürger sollten am Wochenende abstimmen, ob in Zukunft die Ehe in der | |
Verfassung ausdrücklich als Bund zwischen Mann und Frau verankert werden | |
soll. Rund 92 Prozent der Teilnehmer stimmten dafür. Derzeit ist die | |
Homo-Ehe in Rumänien nicht legal – aber eine solche Änderung hätte die | |
mögliche Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner auch künftig | |
verhindert. | |
Die rumänische Schwulen-Organisation Accept betonte, die Rumänen hätten | |
sich nicht von den Politikern zu „Hass und Zwietracht“ verleiten lassen. | |
Die Vertreter der politischen Parteien schoben sich am Sonntag gegenseitig | |
die Schuld für das Scheitern des Referendums zu. Außer Teilen der Union | |
Rettet Rumänien (USR) hatten alle im Parlament vertretenen Parteien sowie | |
die Repräsentanten der nationalen Minderheiten in der Abgeordnetenkammer | |
eine Verfassungsänderung direkt oder indirekt unterstützt. | |
Damit signalisierten sie auch ihr Einverständnis mit der unbeugsamen | |
Haltung der Religionsgemeinschaften in Rumänien, die eine Ehe für alle | |
strikt ablehnen. In einer kürzlich in der orthodoxen Zeitung Lumina | |
veröffentlichten Erklärung der rumänisch-orthodoxen Kirche, der römisch- | |
und griechisch-katholischen sowie der Evangelischen Kirche, einiger | |
neoprotestantischen Freikirchen sowie der jüdischen und muslimischen | |
Glaubensgemeinschaften heißt es wörtlich: „Der Konsultativrat aller Kulte | |
aus Rumänien empfiehlt allen rumänischen Bürgern an dem ausschlaggebenden | |
Referendum teilzunehmen und mit JA für die von Gott gesegnete Familie zu | |
stimmen, die die Zukunft Rumäniens sichert.“ | |
Die Initiatoren des Referendums hatten sich vor drei Jahren in der | |
sogenannten Koalition für die Familie zusammengeschlossen und etwa 3 | |
Millionen Unterschriften gesammelt, um die Volksbefragung in die Wege zu | |
leiten. Insbesondere deren Vorsitzender, Mihai Gheorghiu, fiel durch seine | |
lautstarken Auftritte auf. | |
Gheorghiu ist heute Vizedirektor des Bukarester Bauernmuseums. Er gehörte | |
nach der Revolution von 1989 dem rechtsgerichteten, harten Kern einer | |
Studentenvereinigung an, aus der später die ultranationalistische Partei | |
Bewegung für Rumänien (MPR) hervorgegangen war. Zu den Initiatoren der | |
„Koalition“ gehört auch der HipHop-Sänger Tudor Sişu, der in seinen Lied… | |
mit antisemitischen, europafeindlichen und verschwörungstheoretischen | |
Metaphern gegen Minderheiten hetzt. | |
8 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
William Totok | |
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Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
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