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# taz.de -- Österreicher in der Türkei festgenommen: Journalist als „Geisel…
> Der österreichische Student und Journalist Max Zirngast wurde in Ankara
> wegen „Terrorpropaganda“ verhaftet. Sein Anwalt ist hoffnungsvoll.
Bild: Max Zirngast und eine Aufnahme seiner Festnahme
In der Türkei wird man schnell zum Terroristen gestempelt. So zuletzt der
Österreicher Max Zirngast, der Dienstag um 5 Uhr früh gemeinsam mit zwei
türkischen Mitbewohnern in einer Wohnung in Ankara festgenommen wurde. Die
türkischen Behörden werfen ihm „Terrorpropaganda“ vor und für einen
„radikalen Ableger der Kommunistischen Partei“ in der Türkei gearbeitet zu
haben.
Der Student der Politikwissenschaft an der Middle East Technical University
in Ankara arbeitet als freier Mitarbeiter für das linke Online-Magazin
[1][re:volt] und andere politisch einschlägige Publikationen wie auch die
[2][Junge Welt]. Dabei hat er Sympathien für linke kurdische Bewegungen
gezeigt. In einem Beitrag für das Buch „Kampf um Kobane“ hat er sich
kritisch mit der Beziehung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)
mit der Türkei auseinandergesetzt.
Auf seiner Homepage stellt sich das re:volt-Magazin als
antiimperialistische Kraft vor: „Der Faschismus und Autoritarismus werden
wieder zur Herrschaftsoption für die Eliten weltweit. Trump, Erdoğan, Le
Pen, Wilders, Putin, Orbán und andere stehen exemplarisch für diese
autoritäre Fratze des kapitalistischen Systems“.
Und auch die folgende Analyse dürfte nicht nach Erdoğans Geschmack sein:
„Noch nie seit über einem Jahrhundert waren die objektiven Bedingungen so
reif wie heute für eine revolutionäre Überwindung der herrschenden
Gesellschaftsordnung hin zu einer Gesellschaft, in der die Menschen nicht
mehr geknechtete, ärmliche Wesen sind“.
## Funktionäre geben sich gelassen
Für Fred Turnheim, Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC),
kommt die Festnahme nicht überraschend: „Dass nun auch ein österreichischer
Journalist von Recep Tayyip Erdoğan und seinen Schergen verhaftet wurde,
war zu erwarten, nachdem zahlreiche österreichische Politiker auf die
Menschenrechtsverletzungen in der Türkei hingewiesen haben. Nun hat sich
Recep Tayyip Erdoğan eine neue Geisel geholt“.
Österreichs Außenministerin Karin Kneissl gab sich gelassen: „Meinungs- und
Pressefreiheit sind Grundrechte, Pfeiler der internationalen Ordnung“. Sie
erwarte, „dass die türkischen Behörden umgehend Gründe für die Haft
vorlegen oder ihn sofort freilassen“. Eine Belastung der Beziehungen zur
Türkei sieht sie in der Causa nicht: „Konsularfälle haben wir in
verschiedensten Ländern des Nahen Ostens.“
Zuversichtlich zu der Verhaftung Zirngasts und seiner beiden Mitbewohner
äußerte sich auch Zirngasts Anwalt Murat Yilmaz im Ö1-Morgenjournal am
Mittwoch. Es gebe „keinerlei Anzeichen, dass sie etwas Illegales getan
haben“.
Spätestens am Freitag müssen die Festgenommenen einem Untersuchungsrichter
vorgeführt werden. Nach türkischem Recht müssen die drei Männer dann
entweder formal angeklagt oder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Türkei
solle darlegen, was dem Journalisten vorgeworfen werde. Wenn das nicht
möglich sei, müsse eine „sofortige Freilassung“ erfolgen, sagte der
österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch in Wien.
Seit dem Putschversuch im Juli 2016 sind in der Türkei zahlreiche
ausländische Staatsbürger unter dem Vorwurf „Terrorverdacht“ festgenommen
worden. Darunter auch ein [3][55-jähriger Deutscher,] der laut deutschen
Medien bereits im Juli 2017 zu neun Jahren und neun Monaten Haft verurteilt
worden sein soll.
13 Sep 2018
## LINKS
[1] https://revoltmag.org
[2] https://www.jungewelt.de/artikel/274173.aggressiv-in-der-krise.html
[3] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Deutscher-offenbar-zu-langer-H…
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Pressefreiheit in der Türkei
Österreich
Ankara
Türkei
Schwerpunkt Türkei
taz.gazete
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