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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Wolfsburgs schönster Zugang
> Der zweite Spieltag zeigt: Außer beim FC Bayern München sind Erfolge und
> Misserfolge in der Bundesliga nur schwer zu erklären.
Bild: Lange nicht mehr gesehen: Unbändige Freude beim VfL Wolfsburg
Aller Anfang ist schön in der Fußball-Bundesliga. Am Anfang geht es im
Kampf um die Tabellenführung noch hochgradig spannend zu. Klar, der FC
Bayern München hat sich bereits am Samstag, am zweiten Spieltag, an die
Spitze gesetzt, aber Verfolger Nr. 1, der VfL Wolfsburg, ist noch
punktgleich auf Augenhöhe mit dem Serienmeister.
In nächster Nähe befinden sich gleich fünf Teams mit lediglich zwei Punkten
Abstand, darunter Mainz und Augsburg. Aufgepasst, FC Bayern! Und beim
Auflisten der besten Torschützen muss man jetzt eben noch nicht Robert
Lewandowski an oberste Stelle setzen.
Dank dem Zeitplan konnten die Wolfsburger Fans, die an dem Spieltag vor dem
FC Bayern ihren Auftritt hatten, gar „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Chöre
anstimmen. Bis vor Kurzem hatte jeder geglaubt, dass nur ein Abstieg derlei
Gesänge möglich machen könnte. Und die Dortmunder Anhänger fiebern
vermutlich dem nächsten Freitag entgegen, weil sie den dritten Spieltag
eröffnen dürfen und sogar noch für ein paar Stunden mehr am FC Bayern
vorbeiziehen könnten.
Es ist für die frühen Gewinner in der Liga eine Zeit der Unbeschwertheit.
Man gibt sich auf den Tribünen dem Glück des Augenblicks hin. „Carpe diem“
lautet das allgemeine Motto. Außer dem FC Bayern sind in den letzten Jahren
ja alle mal unter die Räder gekommen. Auch in Dortmund oder Leverkusen weiß
man genau, was Abstiegskampf bedeutet.
Der VfL Wolfsburg, der Bayern-Jäger Nr. 1, [1][twitterte am Samstag]
launig: „Sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hatten wir schon
lange nicht mehr!“ Selbstironie in Wolfsburg? Ein schöner Neuzugang! Und
preiswert noch dazu!
## Sechs Jungväter am Start
Guter, treffsicherer Humor hat zudem ja immer einen wahren Kern. Und so
müssen, abgesehen vom FC Bayern München, vielleicht auch die anderen
Bundesligavereine die Tabelle künftig von unten lesen. Von Platz zwei bis
zu Platz sechzehn, das hat die Vergangenheit gelehrt, ist schließlich für
alle immer alles möglich. Ein gutes Polster zum Relegationsplatz ist stets
von existenzieller Bedeutung.
Beim VfL Wolfsburg hat man in den letzten Jahren nie verstanden, warum man
trotz massiver Investitionen immer wieder in den Abstiegskampf verstrickt
war. Und am Wochenende wiederum konnte man sich keinen rechten Reim darauf
machen, warum man zum Saisonstart gleich zwei Teams aus den Top Fünf der
vergangenen Spielzeit geschlagen hat und nun so weit vorn steht. Vermutlich
halten sich die Verantwortlichen bei der Suche nach möglichen sportlichen
Alleinstellungsmerkmalen zurück, weil man eben weiß, wie schnell es wieder
in die andere Richtung gehen kann.
Erfolge und Misserfolge in der grauen Masse der Fußball-Bundesliga zu
erklären ist zu einem schwierigen Unterfangen geworden. Im Fall von
Wolfsburg sind die Beobachter beim Ringen um Erklärungen dafür, dass dieser
VfL plötzlich Spiele gewinnt – und dann auch noch zwei hintereinander –,
fündig geworden. Ein Babyboom soll an den sportlichen Erfolgen schuld sein.
Sechs Jungväter hat man im Team gezählt, die diesen ganz besonderen Schwung
hineingebracht haben sollen. Dass bei der Partie in Leverkusen lediglich
zwei dieser Väter überhaupt im Team waren, konnte der Popularität der These
nichts anhaben.
Bundestrainer Joachim Löw wird die Debatte aufmerksam verfolgen. Ihm hat
man ja vorgeworfen, dass seine Analyse des Scheiterns bei der WM nicht
genug in die Tiefe gegangen sei.
2 Sep 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/VfL_Wolfsburg/status/1035918669275119618
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
FC Bayern München
Fußball
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