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# taz.de -- Sportlerin Vibeke Skofterud: Langlauf-Olympiasiegerin ist tot
> Die 38-jährige Norwegerin Vibeke Skofterud ist bei einem Bootsunfall ums
> Leben gekommen. Sie hatte zuletzt als TV-Kommentatorin gearbeitet.
Bild: Vibeke Skofterud zu ihrer aktiven Zeit beim Weltcup 2004 in Italien
„Ich zittere am ganzen Leib, bin schockiert und vollständig gelähmt
angesichts der schrecklichen Nachricht“, schreibt ihre Teamkollegin Marit
Bjørgen auf der Website des norwegischen Skiverbands: „Und ich bin
unglaublich froh über die schönen Stunden, die wir zusammen hatten.“ Der
norwegische Skilanglaufchef Vidar Löfshus spricht von einer „unfassbaren
Tragödie, dass unsere lebensfrohe Vibeke nicht mehr ist“, und
Kultusministerin Trine Skei Grande beklagt die „ungemein traurige
Nachricht“.
Nicht nur der norwegische Skisport trauert um Vibeke Skofterud. Die
38-jährige Langlaufsportlerin weilte seit Freitag auf einem Urlaub auf der
südnorwegischen Insel Tromøy nahe Arendal. Am Samstagabend kurz vor 20 Uhr
hatte sie über Instagram noch ein Bild gepostet, das sie und ihre
Lebensgefährtin Marit Stenshorne auf Jetbooten zeigte. Sie seien unterwegs
zum Musikfestival „Canal Street“ in Arendal.
Ein Update einige Zeit später zeigt beide dort lachend im Publikum. Kurz
nach Mitternacht kontaktierte Stenshorne die Polizei und meldete Skofterud
als vermisst an. Zehn Stunden später wurde sie von einem Seenotrettungsboot
leblos in einer Bucht am Felsenufer auf der zwischen Arendal und Tromøy
liegenden Schäre St. Helena aufgefunden. In unmittelbarer Nähe lag das
Wrack eines Jetboots am Ufer.
## „Alles deutet auf einen Unfall hin“
Die Polizei geht davon aus, dass Skofterud allein mit diesem Jetboot
unterwegs auf dem Heimweg nach Tromøy war. „Alles deutet auf einen reinen
Unfall hin“, äußerte Bård Austad, Einsatzleiter der Polizei. Offenbar sei
das Jetboot in schneller Fahrt auf das Felsenufer geprallt. Die
Sichtverhältnisse seien wohl nicht besonders gut gewesen, da es bereits
dunkel war und ein kräftiger Regen eingesetzt hatte. Sie sei seit Jahren
Jetboot gefahren, berichtete ein Sprecher der Familie von Vibeke Skofterud
gegenüber Medien.
Vibeke Skofterud war bis zu ihrem Abschied aus der Nationalmannschaft
2014 eine der erfolgreichsten norwegischen Langläuferinnen der letzten
Jahre. Höhepunkt ihrer Karriere war die Goldmedaille in der 4x5-km-Staffel,
die sie 2010 bei der Olympiade in Vancouver zusammen mit Therese Johaug,
Kristin Størmer Steira und Marit Bjørgen gewonnen hatte. 2005 und 2011
hatte sie bei den Weltmeisterschaften ebenfalls Staffelgoldmedaillen über
4x5 km geholt und 2012 mit neuer Rekordzeit in der Frauenklasse und als
erste Norwegerin den schwedischen Vasa-Lauf gewonnen. Zuletzt arbeitete sie
im Februar als TV-Kommentatorin bei der Winterolympiade in Pyeongchang.
## „Ich habe meinen Traum gelebt“
Ihr Körper habe seit längerer Zeit signalisiert, dass es höchste Zeit sei
aufzuhören, begründete sie ihren Abschied vom Spitzensport: „Ich habe
meinen Traum gelebt, mich mit den Besten der Welt gemessen, Freunde fürs
Leben gewonnen und einen Platz in der erfolgreichsten Nationalmannschaft
der Welt einnehmen dürfen.“ In Interviews in den Folgejahren beschrieb sie
diese Zeit aber auch als „brutales Leben“: „Wenn du die Beste sein willst,
lebst du konstant auf Messers Schneide und musst jeden Tag das Beste geben.
Beim Training, beim Essen, beim Schlafen. Du stehst ständig unter einem
wahnsinnigen Druck.“
Ihre eigentliche Stärke sei wohl weniger der Kampf gegen Konkurrentinnen,
sondern mehr mit sich selbst gewesen: „Ich kann gut mit mir selbst fighten.
Ich habe keine Angst, wenn es wehtut. Vielleicht war es sogar eher ein
Nachteil, dass ich das zeitweilig zu weit getrieben habe.“
30 Jul 2018
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Wintersport
Norwegen
Leistungssport
Fußball
Olympische Winterspiele 2022
Langlauf
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