# taz.de -- Presseschau Russland nach Achtelfinalsieg: Wo war die Hauptperson? | |
> „Sehr her, jemand, der ganz real für sein Land kämpft!“ Russlands Presse | |
> feiert nach dem Sieg gegen Spanien die Sbornaja ab. Aber es gibt auch | |
> kritische Töne. | |
Bild: Nach dem Sieg gegen Spanien: Jubel in Moskau | |
Am Tag nach dem [1][unerwarteten Sieg] der russischen Nationalmannschaft | |
gegen Spanien und ihrem ersten Einzug ins Viertelfinale einer | |
Fußballweltmeisterschaft gibt es in den russischen Medien kein Halten mehr | |
– anders als beim Elfmeterschießen. Das Nachrichtenportal Sports.ru | |
dekliniert die Partie aus allen möglichen Perspektiven rauf und runter | |
durch und lässt auch den Stürmer Artem Dzyuba zu Wort kommen. Er könne gar | |
nicht glauben, was da jetzt im Land vor sich ginge, aber alle seien | |
unglaublich glücklich. Das Wichtigste sei, dass das ganze Land jetzt stolz | |
auf die Spieler sei. „So viele Jahre – und wir haben den Glauben nicht | |
verloren. Der Fußballgott hat sich jedes Mal von uns abgewandt. Aber jetzt | |
hat er geholfen, so wie noch nie.“ | |
Auch mehrere User können das Wasser nicht halten. „Dzyuba, das ist das | |
Feuer dieser Mannschaft. Der Junge hat eine unglaubliche Motivation. Sehr | |
her, jemand, der ganz real für sein Land kämpft!“ Ein anderer meint: „Igo… | |
Artem! Die ganze Mannschaft! Vielen Dank für die Emotionen und die | |
Zuversicht, die ihr uns geschenkt habt.“ | |
Aber es ist auch Häme im Spiel. „Interessant, ober der große Verehrer | |
Spanien, Wassilij Utkin, (Sportkommentator Anm. d. Red.) sich schon an | |
einem Laternenpfahl aufgehängt hat oder noch darunter kauert?“, fragt ein | |
weiterer User. Die russische Tageszeitung Kommersant schreibt den Sieg der | |
Sbornaja der Standhaftigkeit der Verteidigung und des Torwarts zu und | |
feiert den Sieg als größten Sieg in der Geschichte des russischen Fußballs. | |
Trotz einer aussichtslos erscheinen Konstellation im Achtelfinale, hätten | |
die Russen gewonnen – sowohl wegen ihrer Klasse, als auch wegen ihres | |
Charakters und ihrer Geduld. | |
Die russische Ausgabe des EurAsia Daily bildet Russlands Präsidenten | |
Wladimir Putin ab – im Kreml und mit einem Ball auf der Schuhspitze. Ah ha, | |
der Dauerherrscher kann also nicht nur Judo. Gleich nach dem Spiel soll er | |
den russischen Trainer Stanislaw Tscherschessow angerufen und dem Team zu | |
dem beeindruckenden Sieg gratuliert haben. „Das Wichtigste im Sport ist das | |
Ergebnis. Und dieses Ergebnis ist ein siegreiches für unsere Mannschaft“, | |
zitiert ihn der EurAsia Daily unter Bezugnahme auf die Agentur Interfax. | |
## Medwedjew statt Putin | |
Der Radiosender Ekho Moskvy hingegen mokiert sich über den Staatschef, das | |
heißt über dessen Abwesenheit. Aber warum hätte Putin auch ins Stadion | |
kommen sollen, um dieses dann geschlagen mit der Sbornaja, zu verlassen? | |
Stattdessen habe er seinen Regierungschef Dmitri Medwedjew hingeschickt. | |
Der habe dann im Stadion gesessen und sich belustigt über die Wangen | |
gestrichen. Un dann sei das Unglaubliche passiert: Russland gewann! | |
„Medwedjew und nicht Putin nahm Anteil an dem Sieg, er fieberte mit und | |
gewann die Lotterie des Elfmeterschießens. Und wo war die Hauptperson? | |
Womit war sie am Sonntagabend wohl beschäftigt? Man muß an die Mannschaft | |
glauben, Putin! Immer. Und ins Stadion gehen, sie unterstützen und sich | |
nicht verstecken! Doch nicht nur Putin lag, wie Ekho Moskvy findet, | |
gründlich daneben. | |
Das gleiche gilt für den vom Sender zitierten Pressesprecher Putins, | |
Pressesprecher Dmitri Peskow. Der verstieg sich zu der kruden These, dass | |
der Jubel der Fans vergleichbar mit dem Siegestag im Jahre 1945 sei. | |
Allerdings unterstrich er, dass es sich im vorliegenden Fall nicht um das | |
Feiern eines Sieges im Krieg, sondern um Sport handle. Na bitte, das | |
beruhigt uns! | |
2 Jul 2018 | |
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