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# taz.de -- Kettensägenkurs im Pfälzer Wald: Auch Schärfen der Zähne wird g…
> Mit der Kettensäge selbst das Brennholz aus dem Wald holen. Beim Sägekurs
> im Pfälzerwald kann man lernen, wie das geht.
Bild: Sicherheit wird groß geschrieben: eine Kursteilnehmerin beim Zerkleinern…
Schon nach zwei Minuten steckt die Kettensäge fest im Kieferstamm, der auf
dem Waldboden liegt und zerkleinert werden soll. Nichts geht mehr. „Der
Schnitt ist zu“, stellen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fest und
schauen etwas ratlos in die Runde. Gerade kommen sie aus dem Theorieteil
des Basis-Motorsägenkurses und eigentlich wollten sie jetzt im Praxisteil
so richtig Gas geben. Kursleiter Guido Sprenger lacht: „Sehr schöner
Anfängerfehler. Daraus kann man am besten lernen.“
Guido Sprenger weiß, wovon er spricht. Er ist staatlich geprüfter
Forsttechniker und Forstwirtschaftsmeister, anerkannter Instruktor für
Privatwaldbesitzer und Brennholzwerber des Landes Rheinland-Pfalz. Das
Zertifikat M1, für das er Kurse anbietet, ist bundesweit bei allen
Forstbetrieben und -verwaltungen anerkannt. Insgesamt sechs Personen haben
sich angemeldet, um den Umgang mit der Motorsäge am liegenden Holz bei ihm
zu lernen. Wer sich für das Fällen von Bäumen qualifizieren will, kann den
Kurs mit einem zusätzlichen Modul erweitern.
Seine Gruppen sind oft bunt gemischt: Neugierige, aber auch routinierte
Holzmacher, die den Schein für den privaten Holzerwerb nachweisen müssen
oder Städter, die ihren Stress beim Holz machen abbauen wollen. Auch ein
Chirurg war schon in Guidos Kettensägenkurs. „Der wollte mal sehen, wie die
Verletzungen zustande kommen, die manchmal auf seinem OP-Tisch landen“,
erläutert er.
Damit es aber auf keinen Fall soweit kommt, gehört zu den Lerninhalten eine
ausführliche Sicherheitseinweisung. Sensibilisierung für Gefahren und
Unfallverhütung nehmen sowohl in den Theoriestunden als auch in den
Praxisübungen großen Raum ein. Immer wieder weist Guido Sprenger freundlich
darauf hin, den Gesichtsschutz zu schließen, auf den Schwenkbereich der
Säge zu achten oder den Krallenanschlag sauber anzusetzen.
Der Mann ist fest verwurzelt in seiner Region, dem Pfälzerwald an der
Südlichen Weinstraße. Er kennt hier jeden Fleck und lässt es sich nicht
nehmen, mit seinen Gästen auch kleine Schlenker zu den schönsten
Aussichtspunkten zu machen. Großartige Ausblicke auf die Rheinebene und ins
Elsass sind die Belohnung.
## Sichtverhältnisse per Internet
Die Pfalz bietet spektakuläre Aussichten und hat dazu sogar einen passenden
Service entwickelt. Auf der Kalmit, mit 672 Metern der höchste Berg der
Region, erfasst eine Messstation die Sichtverhältnisse. Per SMS oder E-Mail
kann man sich informieren lassen, wenn die gewünschte Sichtweite erreicht
ist. Auch für die schnelle Suche und exakte Angabe von Rettungspunkten
wurde ein App entwickelt: „Hilfe im Wald“. Sie spielt für die Rettungskette
im Notfall eine wichtige Rolle für alle Menschen, die im Wald arbeiten,
kann aber auch für Wanderer oder Mountainbiker hilfreich sein.
Zurück am Übungsplatz geht es wieder an die Arbeit. Schon verteilt Guido
erneut Komplimente: „Wie eine Göttin an der Motorsäge.“ Dass immer mehr
Frauen das Zertifikat erwerben, findet er nicht ungewöhnlich. „Ich arbeite
sehr gerne mit Frauen zusammen. Die meisten setzen alles schneller um und
haben dazu noch die feinere Schnitttechnik – man muss sie nur machen
lassen.“ Für einige der Frauen hat der Motorsägenkurs besonders den
Vorteil, sich in einem neutralen Raum unter fachkundiger Anleitung schulen
zu lassen, unabhängig von Lebensgefährten, Schwiegervätern oder
wohlwollenden Nachbarn.
Der Kurs wird abgerundet mit den Themen Maschinenpflege und Wartung. Es ist
beeindruckend zu sehen, wie Guido Sprenger die Motorsäge auseinandernimmt,
reinigt und für den nächsten Einsatz vorbereitet. Nichts bleibt dem Zufall
überlassen. Auch die Schärfe der Kette wird überprüft und schon üben die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer das sachgerechte Schärfen der Zähne. Die
Schnittleistung einer Motorsäge hängt entscheidend von der Auswahl und der
Pflege der Schnittgarnitur ab, lernt die Gruppe.
Dann geht es darum, Schadensbilder zu erkennen und zu beheben, also heißt
es: mit Gefühl feilen. Doch die Routine für diese Handarbeit haben nicht
alle. Wie praktisch, dass Guido nicht nur einen Blick, sondern auch einen
Griff in seinen Werkzeugkasten gestattet. Darin finden sich Feilhilfen vom
Feinsten. Schon werden die ersten Weihnachtswunschzettel geschrieben.
Solange die Maschine läuft, können die meisten Personen damit umgehen.
Interessant wird es, wenn es nicht rund läuft. Dann ist es umso wichtiger
zu wissen, wie einzelne Teile schnell gereinigt oder mit wenigen
Handgriffen wieder zum Laufen gebracht werden können.
Da die Teilnehmer ihre Motorsägen selbst mitbringen ist der Kurs auch eine
gute Gelegenheit, die unterschiedlichen Sägen auszuprobieren. Im Einsatz
sind die Stihl MSA 140 und die Stihl MS 271. Das robuste, größere Gerät
läuft über einen 2-MIX-Motor. Dass für die Betankung kein Werkzeug nötig
ist, fiel positiv auf. Denn die Maschine wurde erst kurz vor dem Start im
Wald befüllt, in unebenem Gelände, und dort gilt: je einfacher die
Handhabung, desto besser. Im direkten Vergleich zu diesem
semiprofessionellen Gerät fallen vor allem die deutlich leichtere und
wendigere Handhabung der kleinen kompakten Akkumotorsäge von Stihl auf. Vor
allem beim Entasten stellt sich dies als großer Vorteil heraus.
Bei David aus München bemerkt man nach drei Stunden Arbeit im Wald erste
Ermüdungserscheinungen. Aber die Vorfreude auf ein gutes Abendessen bei
einem prämierten jungen Winzer motiviert ihn. Das Arrangement aus
Motorsägenkurs und Genießerwochenende wurde für ihn vom Tourismusverein
Südliche Weinstraße zusammengestellt und wird dreimal pro Jahr angeboten.
Es beinhaltet zusätzlich zum Sägekurs zwei Übernachtungen mit Frühstück in
Bad Bergzabern sowie ein Abendessen. Die Südpfalz ist nicht nur für das
größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands bekannt, auch als
Schlemmer- und Weinregion hat sie sich einen Namen gemacht. Und wer den
ganzen Tag mit Bäume zerkleinern verbracht hat, für den sind die
Informationen, wo Pfälzer Lewwerworscht oder frisches Kastanienbrot
serviert wird, mindestens genauso wichtig wie die Frage nach dem richtigen
Motorenöl für die Säge.
21 Jul 2018
## AUTOREN
Jutta Käthler
## TAGS
Wein
Zelten
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