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# taz.de -- Wolfsangriff auf Kinder in Polen: Bissiger Wolf könnte Lockopfer s…
> Veranstalter von Fotosafaris füttern Wildtiere und nehmen ihnen so die
> Scheu vor Menschen. Für die Tiere endet das oft tragisch.
Bild: Wild, aber nicht frei: Dieser junge Wolf lebt in einem Gehege im Wildpark…
Warschau taz | Das Rätselraten um den bissigen Wolf im polnischen
Bieszczade-Gebirge geht weiter. Er hatte Mitte Juni eine Frau und wenig
später zwei spielende Kinder [1][angegriffen] und ihnen leichte Bisswunden
an den Unterschenkeln zugefügt. Zwar konnte inzwischen durch eine
DNA-Analyse des getöteten Tiers festgestellt werden, dass es sich
tatsächlich um einen Wolf handelte – und nicht wie vermutet um eine
Kreuzung zwischen Hund und Wolf. Doch der Grund für seine
„Verhaltensauffälligkeit“ konnte noch immer nicht eindeutig geklärt werde…
Warum hatte dieser kaum einjährige Jungwolf keine Scheu vor Menschen? War
er wie im Falle der Wölfin Harda und dem Welpen Dymek von Menschen aus dem
Wald mitgenommen und dann in einem Hundezwinger neben einem Wohnhaus
gehalten worden? Oder war er von Menschen mit Futter angelockt worden, um
Fototouristen das Schießen fantastischer Wolfsbilder zu ermöglichen? Diese
Fragen sind nach wie vor offen.
Sabina Nowak, Wolfsexpertin und Vorsitzende des „Vereins für die Natur –
WOLF“, warnt auf der Website ihres Vereins nicht nur vor dem Anlegen
solcher Lockplätze. Sie appelliert auch an Tierfotografen, sich nicht auf
solche Reiseangebote einzulassen. Denn die regelmäßig durch Köder
angelockten Tiere – seien dies nun Wölfe, Luchse oder Bären – verlören m…
der Zeit die Scheu vor Menschen. Sie gewöhnten sich an die Fütterung wie
auch an das Gefilmt- oder Fotografiertwerden. Für die Tiere ende dies
irgendwann tragisch, sagt Nowak. Denn sie werden abgeschossen, sobald sie
sich zu sehr den Menschen näherten.
So wurde vor einiger Zeit in Sachsen das Todesurteil über einen Wolf
verhängt, der sich in Dörfern nahe der Grenze über Essensreste hergemacht
hatte. In diesem Fall zeigen die Nachforschungen, dass das Tier mit hoher
Wahrscheinlichkeit Opfer einer dieser Wolfsfallen für Fotosafaritouristen
geworden war und so seine Scheu vor Menschen verloren hatte.
Da vor kurzem auch ganz in der Nähe des beliebten Ferienortes Wetlina im
Bieszczady-Gebirge solche Fotofallen mit Fleischködern gefunden wurden,
liege die Vermutung nahe, so Sabina Nowak, dass auch der Wolf, der die
beiden Kinder angegriffen hatte, so seine Menschenscheu verloren habe. Zwar
gibt es dafür keine konkreten Beweise, aber diese Erklärung wäre plausibel.
Auf Fotos, die vor kurzen vermehrt aufgetaucht seien, seien immer wieder
die gleichen Wölfe zu sehen. Auch dies sei ein Hinweis für eine Fotofalle.
Eine der Wölfinnen sei trächtig. Sie werde demnächst wohl mit den
Wolfswelpen zum Futterplatz kommen.
Nowak warnt davor, Wolfbilder auf sozialen Netzwerken zu „liken“, die ganz
eindeutig alle an einem Ort aufgenommen worden seien. Dies deute auf eine
Fotofalle hin. Auch Touristen sollten keine Fotosafari buchen, bei der
Raubtiere durch Köder angelockt würden. Dies sei auf den ersten Blick zwar
effizient für all jene, die keine Zeit für eine echte Naturbeobachtung
mitbringen. Letztlich sei es aber gefährlich – für Mensch und Tier
gleichermaßen.
17 Jul 2018
## LINKS
[1] /Wolfsattacke-in-Polen/!5516929
## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
Wölfe
40 Jahre taz
Landwirtschaft
Polen
Schäfer
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