# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Venezuela: Maduro wird zum Wahlsieger erkl… | |
> Der venezolanische Staatschef ist laut dem Wahlrat Sieger einer Wahl, die | |
> die Opposition schon im Vorfeld als Farce kritisiert hat. Diese fordert | |
> eine Neuwahl. | |
Bild: Der neue, alte Präsident: Nicolás Maduro wurde wiedergewählt | |
Caracas ap | Venezuelas umstrittener Staatschef Nicolás Maduro ist nach | |
Angaben des nationalen Wahlrats für eine zweite sechsjährige Amtszeit | |
wiedergewählt worden. Sein Hauptrivale Henri Falcón beklagte jedoch | |
Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentschaftswahl vom Sonntag und forderte | |
eine Neuwahl. Beobachter befürchten nun eine Eskalation der schwelenden | |
Krise in Venezuela. Maduro rief seine Gegner indes unmittelbar nach | |
Bekanntgabe der Ergebnisse zum Dialog auf. | |
Laut dem nationalen Wahlrat entfielen auf Maduro fast 68 Prozent der | |
Stimmen. Sein ärgster Kontrahent Falcón sei auf nahezu 40 Prozent gekommen, | |
hieß es nach Auszählung von fast 93 Prozent der Wahlurnen weiter. | |
Beobachter sprachen von der niedrigsten Beteiligung seit Beginn der linken | |
Revolution in Venezuela vor zwei Jahrzehnten. | |
Schon vor der Verkündigung der Ergebnisse hatten Maduros Gegner dem | |
Urnengang jegliche Legitimität abgesprochen, da viele Wähler zu Hause | |
geblieben seien. Der Wahl „mangelt es ohne Zweifel an Legitimität und wir | |
lehnen es kategorisch ab, diesen Prozess anzuerkennen“, erklärte der | |
unabhängige Kandidat Falcón vor Anhängern. | |
Dessen Neuwahl-Forderung schloss sich auch der drittplatzierte Kandidat | |
Javier Bertucci an, der laut dem Wahlrat elf Prozent der Stimmen bekam. Im | |
Falle einer erneuten Abstimmung sollte Maduro so mutig sein und nicht | |
erneut antreten, verlangte der Fernsehprediger. Ansonsten drohe in | |
Venezuela eine Explosion der sozialen Krise, die durch Lebensmittelengpässe | |
und Hyperinflation befeuert wird. | |
Maduro zeigte keinerlei Anzeichen für eine Bereitschaft zu einer Neuwahl. | |
„Die Wahlprozesse sind fürs erste beendet“, erklärte der Präsident | |
vielmehr. In den kommenden zwei Jahren vor den bereits geplanten | |
Kongresswahlen wolle er sich auf eine Wiederherstellung der Wirtschaft | |
fokussieren. | |
In sein Gesprächsangebot an die Opposition mischte Maduro allerdings auch | |
scharfe Kritik an Falcón, der wie er selbst ein Gefolgsmann des 2013 | |
verstorbenen Staatschefs Hugo Chávez war. Er habe noch nie erlebt, dass ein | |
Kandidat die Wahlergebnisse angefochten habe, noch ehe sie bekanntgegeben | |
worden seien, sagte Maduro. | |
## Die Wahllokale wirkten verwaist | |
Sowohl Falcón als auch Bertucci warfen den Wahlbehörden vor, die Augen vor | |
einer Reihe von Verstößen verschlossen zu haben. Unmut gab es unter anderem | |
darüber, dass Aktivisten der regierenden Sozialisten nur wenige Schritte | |
von Wahllokalen entfernt rote Zelte aufbauten, in denen Wähler eine von der | |
Regierung ausgegebene „Vaterlandskarte“ scannen lassen konnten. Wähler | |
sagten, sie hofften, Bargeld oder sogar eine kostenlose Wohnung zu | |
gewinnen. Falcón sagte, seine Wahlkämpfer hätten sogenannte „Rotpunkte“ | |
landesweit an 86 Prozent der Urnen vorgefunden. Er sprach von einem | |
„Druckmechanismus, einem Element der politischen und sozialen Erpressung“, | |
der sich an die Armen richte. | |
Nach dem Gesetz müssen Wahlkampfaktionen mindestens 200 Meter von | |
Wahllokalen entfernt stattfinden. Die Leiterin der Wahlkommission, Tibisay | |
Lucena, gab den Kritikern zumindest teilweise recht und sagte, es seien | |
Korrekturen vorgenommen worden. Die Beschwerden seien im Übrigen im | |
Vergleich zu früheren Wahlen unerheblich, ergänzte sie. | |
Die Wahllokale wirkten in weiten Teilen des Landes verwaist – trotz | |
Beteuerungen von Regierungsvertretern, wonach bis zur Mittagszeit Millionen | |
gekommen seien, um ihr Kreuz zu machen. Bei den letzten drei | |
Präsidentschaftswahlen hatte die Wahlbeteiligung im Schnitt bei rund 79 | |
Prozent gelegen. Das Oppositionsbündnis Breite Front sah in der offenbar | |
niedrigen Wahlbeteiligung einen Beleg, dass die Menschen seinem Aufruf zum | |
Boykott der Abstimmung gefolgt seien. Falcón und Bertucci waren dennoch | |
angetreten und hatten das Volk zur Stimmabgabe aufgerufen. | |
Venezuela ächzt unter einer schweren Wirtschaftskrise, die Beobachter als | |
Folge eines zunehmend autoritären Regierungsstils Maduros und einem | |
Missmanagement der staatlich geführten Ölindustrie sehen. | |
21 May 2018 | |
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