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# taz.de -- Kunstradfahrerin Viola Brand: Sich aus der Nische strampeln
> Viola Brand ist Kunstradfahrerin. Um sich und ihren Sport bekannt zu
> machen, radelt sie ungewöhnliche Wege – und lässt sich dabei filmen.
Bild: Viola Brand nutzt öffentliche Räume sehr kreativ
Schorndorf taz | Der Aufwand, den Athleten in sogenannten Nischensportarten
betreiben, ist ähnlich hoch wie bei Profifußballern. In der öffentlichen
Wahrnehmung und in der Bezahlung klaffen die beiden Gruppen jedoch weit
auseinander. Diese Erfahrung hat auch Viola Brand machen müssen. Obwohl sie
zweimal Platz zwei bei Weltmeisterschaften belegte, war die
Kunstradfahrerin vom RSV Unterweissach lange Zeit nur Insidern bekannt.
Doch das hat sich auf einen Schlag geändert. „Sexy Rad-Akrobatin verzückt
nicht nur mit ihrem Lächeln“, titelte auf ihrer Onlineseite die Krone,
Österreichs Pendant zur Bild-Zeitung. Und der Blick, das Gegenstück in der
Schweiz, schrieb: „Viola Brand verzaubert in den Sozialen Netzwerken ihre
Fans.“
Bekommen hat die 23-jährige Schwäbin diese Aufmerksamkeit durch
verschiedene, sehr ungewöhnliche Filme auf Instagram: Viola Brand fährt auf
ihrem Kunstrad durch Schorndorf, ist da zu sehen, oder: Viola Brand dreht
vor dem Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart auf dem Hinterrad Pirouetten;
Viola Brand zeigt in einem Einkaufszentrum Kunststücke; Viola Brand
radelt in einer Bibliothek an den Regalen vorbei und greift sich im
Vorbeiradeln ein Buch.
„Auf einmal ist mein Account explodiert“, sagt die Sportlerin. Selbst in
Chile werden ihre Beiträge geliked. Mehr als 140.000 Follower hat sie
bereits. Und es werden ständig mehr. „Ich freue mich darüber“, sagt sie,
„wegen mir und wegen des Sports.“
Gern würden die KunstradfahrerInnen ins olympische Programm aufgenommen
werden. Und dazu müssen sie raus aus der Nische. Dieses Ziel hat Brand
ständig im Hinterkopf. Wenn sie unterwegs ist, hält sie nach ebenen Plätzen
mit passendem Belag Ausschau. Und wenn sie etwas Passendes gefunden hat,
dann kommt sie mit dem Rad und ihrem Freund Edgar Kuligovszky zurück, der
dreht die meisten Sequenzen.
## Anfang Juni findet die Europameisterschaft statt
Dass Viola Brand beim Kunstradfahren gelandet ist, war beinahe eine
Selbstverständlichkeit. Ihr älterer Bruder Manuel ist gefahren, das
Training leitet bis heute Mutter Heike. Weil dann niemand mehr zu Hause
war, musste eben auch die kleine Viola mit in die Halle gehen. „Als das
kleinste Kunstrad endlich gepasst hat, habe ich angefangen“, erzählt sie.
Da war sie sechs.
Mittlerweile ist sie in der Weltspitze angekommen. Bei den letzten
Weltmeisterschaften war sie nur knapp Milena Slupina (Bernlohe) unterlegen.
Das Ziel für dieses Jahr bei den Titelkämpfen ist klar: „Ich will
Weltmeisterin werden.“ Doch in Deutschland gibt es mindestens fünf
Sportlerinnen auf einem ähnlich hohen Niveau, allerdings nur zwei
Startplätze.
„Es ist schwerer, sich für die WM zu qualifizieren, als dann den Titel zu
gewinnen“, sagt Brand. Für die Europameisterschaft Anfang Juni in Wiesbaden
hat sie es geschafft und wird gemeinsam mit Iris Schwarzhaupt (Stuttgart)
für Deutschland starten. In der Qualifikation konnten sie Weltmeisterin
Milena Slupina hinter sich lassen.
Im Herbst kann Viola Brand ihr Studium in Ernährungsmanagement an der
Universität Hohenheim mit dem Bachelor abschließen. Doch sie will noch den
Master machen. Vor allem wegen des Sports. Und natürlich auch, damit sie
weiterhin Filme ins Netz stellen kann. „Aufnahmen in der Halle in
Wettkampfkleidung kommen nicht so gut an“, hat Brand schon bemerkt, „im
Freien und in Freizeitkleidung ist gefragter.“
Einen angenehmen Nebeneffekt ihrer Aktivitäten auf Instagram hat sie auch
schon registriert. Die Kunstradfahrerin bekommt viel mehr Anfragen für
Auftritte bei Vereinsfesten oder Einweihungsfeiern. Und damit kommt auch
ein wenig Geld auf ihr Konto. Davon leben kann sie allerdings nicht.
27 May 2018
## AUTOREN
Klaus-Eckhard Jost
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Radsport
Hipster
Debatte
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