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# taz.de -- Relegation Fußball-Bundesliga: Das Goliath-Problem
> Nach dem Sieg des VfL Wolfsburg gegen Holstein Kiel in der Relegation
> kocht eine erneute Relegationsdebatte hoch. Und Jörg Schmadtke wird neuer
> Wölfe-Geschäftsführer.
Bild: In der Fußball-Hölle: Kiels Johannes van den Bergh nach dem 0:1 gegen W…
KIEL taz | Sein Plädoyer für das wirklich Gute am Fußball war durchaus
stichhaltig. Und doch wäre es Dominic Peitz zu wünschen gewesen, er hätte
schon während des Spiels und nicht erst danach so bissig agiert. Holstein
hatte gerade das zweite Relegationsspiel gegen den VfL Wolfsburg mit 0:1
(0:0) verloren. Der Frust saß beim Zweitligisten so tief, dass eine
Generalabrechnung mit dem Reglement folgte. „Die Relegation gehört
abgeschafft“, befand Kiels nun bissiger Mittelfeldspieler Peitz. „Man wirft
dem Drittletzten der Bundesliga noch mal einen Rettungsring zu und gibt ihm
die Chance, eine katastrophale Saison zu retten.“
Allzu gerne hätte das Holsteinteam das Märchen zu Ende geschrieben, das in
der laufenden Saison seinen Anfang genommen hatte. Nur das letzte Kapitel,
das fehlte eben.
Natürlich war die Atmosphäre in diesem kleinen Stadion wunderbar. Und
bestimmt hätten bundesweit viele gejubelt, wenn es mit Kiel ein David gegen
den Goliath bis in die erste Liga geschafft hätte. Aber vor 12.000
Zuschauern war offensichtlich geworden, wie groß der Leistungsunterschied
zwischen einem etablierten Erstligaverein und einem euphorisierten
Zweitliga-Aufsteiger ist. „Man spürt das auf dem Platz“, sagte Wolfsburgs
Kapitän Maximilian Arnold, als er gefragt wurde, wie unterschiedlich das
individuelle Leistungsvermögen ist.
Die Kieler waren unter der Regie von Trainer Markus Anfang zwar angerannt
und hatten ganz nett kombiniert, aber im Duell Mann gegen Mann konnten sie
sich selten bis gar nicht durchsetzen. „Ich finde es schade, dass wir uns
nicht belohnt haben. Aber der Bundesligist wird sich in solchen Duellen
immer durchsetzen“, erklärte der Kieler Chefcoach, der als neuer Trainer in
Köln nun den FC in die Erstklassigkeit zurückführen soll.
Seit 2009 gibt es die Relegation wieder. Achtmal konnte sich dabei der
Erstligist durchsetzen – nur zweimal der Zweitligist. Robin Knoche war auf
Wolfsburger Seite für das Tor des Abends in der 75. Minute zuständig.
Spätestens mit seinem Kopfballtreffer war klar, dass der 3:1-Erfolg des VfL
aus dem Hinspiel nicht mehr aufgeholt werden konnte. Was das Publikum in
Kiel aufregte und zu höhnischem „Und ihr wollt 1. Liga sein“-Gesang
brachte, war auf Wolfsburger Seite zu erledigende Pflicht.
„Momentan sehe ich das alles relativ nüchtern“, gestand Bruno Labbadia. Er
war als dritter Wolfsburger Trainer innerhalb von nur einer Saison als
Retter engagiert worden. Der vermeintliche Spezialist für den Klassenerhalt
möchte aber beim VfL bleiben, am Neuaufbau mitwirken. Am Dienstag wurde
zunächst einmal die Neubesetzung des Geschäftsführerpostens bekannt: Jörg
Schmadtke, der bis Ende vergangenen Jahres in Diensten des 1. FC Köln
stand, soll den Neuaufbau bei den Wölfen einleiten.
Mit dem Abpfiff des zweiten Relegationsspiels am Pfingstmontag und dem Ende
der Saison 2017/18 sind in Kiel wenig bis keine neuen Freundschaften
geschlossen worden. Unter den Cheftrainern Anfang und Labbadia war ein
handfester Streit darüber ausgebrochen, wie leidenschaftlich am
Spielfeldrand diskutiert werden darf.
Insgesamt erschienen dieser Abend und dieses ungleiche Duell wie eine
Farce. Wenn es auf Wolfsburger Seite notwendig war, stellten die wuchtigen
Profis wie Innenverteidiger John Anthony Brooks ihre mächtigen Körper in
den Weg. Dass sich der VfL alle Zeit der Welt ließ, nach Zweikämpfen viele
Behandlungspausen in Anspruch nahm und sich zahlreiche taktische Fouls
leistete, mag fies ausgesehen haben. Aber der Favorit bediente sich
legitimer Mittel. Wolfsburg wollte keinen Schönheitspreis gewinnen, das
Team funktionierte im Vernunftmodus.
„Die Erleichterung über den Klassenerhalt ist riesengroß. Aber es fühlt
sich nicht so an, als wenn man den DFB-Pokal gewinnt“, sagte Wolfsburgs
Kapitän Arnold frei von jeder Lust auf Party. Sein Team startet Ende August
also in seine 22. Bundesligasaison in Serie. Ob das gerecht, gut oder am
Ende von ganz oben gewollt ist, dürfte in Kiel noch lange diskutiert
werden.
23 May 2018
## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
Relegation
Fußball
Fußball-Bundesliga
VfL Wolfsburg
Holstein Kiel
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Fußball
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