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# taz.de -- Urteil gegen U-Boot-Konstrukteur Madsen: Lebenslange Haft für Mord…
> Das Gericht kommt zu dem Schluss, dass Peter Madsen die Journalistin Kim
> Wall ermordete. Der dänische Erfinder hat Berufung eingelegt.
Bild: Schwimmender Tatort: In seinem U-Boot soll Madsen Wall getötet haben
Stockholm taz | Mittwoch 13 Uhr, Gerichtssaal 60 im Amtsgericht Kopenhagen:
Die Vorsitzende Richterin Anette Burkø verkündet nach den einleitenden
Worten „thi kendes for ret“, dass der Angeklagte Peter Madsen nach
Überzeugung des Gerichts die 30-jährige schwedische Journalistin Kim Wall
sexuell misshandelte, folterte und tötete und anschließend ihre Leiche
zerstückelt habe. Weshalb er wegen eines „zynischen und geplanten
Verbrechens“ zu einer lebenslangen Haftstrafe zu verurteilen sei. Madsen
legte noch im Gerichtssaal Berufung gegen das Urteil ein.
In dem Prozess um den Tod von Wall im Inneren des von Peter Madsen gebauten
U-Boots „Nautilus“, folgte das Schöffengericht damit dem Antrag der
Staatsanwaltschaft. Diese hatte dem 47-jährigen vorgeworfen, ein „zutiefst
perverser und rücksichtsloser Mann“ zu sein, der mit Wall als eher
zufälligem Opfer schon lange geplante Sexfantasien habe ausleben wollen:
„Es war nicht geplant sie zu ermorden, es war geplant zu morden. Und
plötzlich war da eben die Frau, die mit Madsen allein im U-Boot sein
wollte.“
Der Angeklagte, dem ein rechtspsychiatrisches Gutachten bescheinigt, ein
pathologischer Lügner zu sein, der an einem starken Mangel an Empathie,
Reue und Schuldgefühlen leide, habe versucht „den perfekten Mordplan“ in
die Tat umzusetzen. Was ihm zumindest insoweit gelungen sei, als es den
Rechtsmedizinern nicht gelang eine Ursache für Walls Tod festzustellen.
Was an Bord des U-Boots wirklich geschah und wie Wall zu Tode kam, weiss
also nur Madsen selbst. Der hatte seit die Journalistin am Abend des 10.
August vergangenen Jahres mit ihm eine Fahrt mit seinem U-Boot unternommen
hatte, unterschiedliche Versionen eines angeblichen Unfalls präsentiert und
lediglich das anschliessende Zerstückeln der Leiche zugegeben.
## Wechselnde Erklärungen für das Geschehen
Es gebe für das, was damals passiert sei, nur „Annahmen und schwache
Indizien“ war deshalb auch die Linie der Verteidigung von Madsen gewesen,
die der Anklagebehörde vorwarf eine „Gruselgeschichte“ „ohne den Hauch v…
Beweisen“ zu präsentieren. Dass der Angeklagte nach dem – von ihm
behaupteten – Unfall „völlig pervers und irrational reagiert“ habe, um s…
der Leiche zu entledigen, könne jedenfalls keine andere Verurteilung als
die wegen Leichenschändung begründen.
Wenn für das Gericht der ersten Instanz die von der Staatsanwaltschaft
vorgelegten Indizien entgegen solcher Einwände ausreichend für eine
Verurteilung wegen Mord waren, so ist dies nach Einschätzung erster
juristischer Kommentare vor allem aufgrund der wechselnden
Sachdarstellungen durch Madsen nachvollziehbar. „Ein Angeklagter kann
natürlich wechselnde Erklärungen abgeben“, äusserte Rechtsanwalt Ulrik
Sjølin Pedersen gegenüber der Tageszeitung „Politiken“: „Aber das wird …
belastend für ihn, wenn er diese jeweils ändert, sobald eine andere Version
widerlegt wird.“
## Kritik an der Berichterstattung
Der Madsen-Prozess hatte zu einer umfassenden – auch internationalen –
Medienberichterstattung geführt. Angesichts derer „Politiken“ kritisiert,
manche Medienkollegen hätten „ihren journalistischen Kompass verloren“ und
statt Tatsachen „spekulative Geschichten“ verbreitet. Der Tod eines
männlichen Journalisten hätte nicht ansatzweise eine solche Aufmerksamkeit
erregt.
Ein regelrechtes „Schwelgen in Einzelheiten“ der Kim Wall beigebrachten
Verletzungen und der dabei verwendeten Werkzeuge warf die Tageszeitung
„Information“ vielen Berichten vor. Und auch eine Kommentarin der
stockholmer „Dagens Nyheter“ fordert: „Wir müssen endlich über die
Faszination der Gesellschaft an Details bei der Ermordung von Frauen reden.
Sollen wirklich die ihr zugefügten makabaren Scheusslichkeiten das sein,
was als Andenken von einer Frau bleibt, einem Menschen der sicher nie eine
solche Publizität haben wollte?“
25 Apr 2018
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
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Dänemark
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