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# taz.de -- Sexuelle Gewalt in Indien: 16-Jährige vergewaltigt und verbrannt
> Strengere Gesetze haben Indiens Frauen bisher nicht schützen können. Doch
> ist die Öffentlichkeit inzwischen stärker sensibilisiert.
Bild: Protest gegen sexuelle Gewalt in Bengaluru (Bangalore) im April
BERLIN taz | Schon wieder wirft der Fall einer Gruppenvergewaltigung mit
anschließendem Mord ein erschreckendes Licht auf die Situation von Frauen
und Mädchen in Indien. Im östlichen Unionsstaat Jharkhand wurden am Samstag
15 Männer festgenommen, die eine 16-Jährige mehrfach vergewaltigt und
später verbrannt haben sollen. Fünf weitere Verdächtige sind nach
Behördenangaben noch flüchtig.
Nach Agenturberichten entführten am Donnerstagabend betrunkene Männer das
Mädchen von einer Hochzeitsfeier und missbrauchten es in einem verlassenen
Waldgebiet. Der Vater erstattete anschließend Anzeige beim Dorfrat. Der
verurteilte die Täter zu einer läppischen Geldstrafe von 50.000 Rupien
(rund 625 Euro) und 100 Kniebeugen.
Doch das empörte die Täter, die darauf in das Haus der Familie eindrangen,
die Eltern schlugen und deren Haus samt dem Mädchen mit Benzin übergossen
und anzündeten. Das Opfer sei bei lebendigem Leibe verbrannt, teilte der
stellvertretende Chef des Bezirks Chatra mit.
Die Panchayats genannten Dorfräte verhandeln in Indien häufig Streitfälle
und sind für Dorfbewohner meist die einzigen Ansprechpartner. Meist
urteilen die Räte, die oft für patriarchale Traditionen stehen, ohne
Einbeziehung der Polizei oder höherer Instanzen. Und nicht selten sind auch
Mitglieder von Dorfräten selbst an Verbrechen oder deren Vertuschung
beteiligt.
## Fast zeitgleich gibt es einen ähnlichen Fall in der Nähe
Wie die Hindustan Times am Sonntag berichtete, gibt es in Jharkhand einen
weiteren ähnlichen Fall. Im Bezirk Pakur sei eine 16-Jährige vergewaltigt
und von dem Täter angezündet worden. Sie überlebte schwer verletzt, der
Täter wurde von der Polizei festgenommen.
[1][Die Fälle sind die jüngsten in einer erschreckenden Reihe sexueller
Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Indien.] Die Sensibilisierung der
Öffentlichkeit begann im Dezember 2012 mit der bestialischen
Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in einem Bus in der Hauptstadt
Neu-Delhi.
Der Fall löste landesweite Proteste aus. In der Folge wurden Gesetze
verschärft, und seitdem berichteten Indiens Medien vermehrt über ähnliche
Fälle.
Im April wurde die Gruppenvergewaltigung und Ermordung eines achtjährigen
muslimischen Nomaden-Mädchens im indischen Teil Kaschmirs durch lokale
Hindus bekannt. Sie hatten deren Familie vertreiben wollen. Der Fall führte
erneut zu landesweiten Protesten. Darauf ordnete die Regierung die
Todesstrafe an für Vergewaltiger von unter 12-jährigen Opfern an.
In der Vergangenheit kam es nur selten zu Anklagen und fast nie zu
Verurteilungen. Es wird auch immer offensichtlicher, dass dem Problem mit
schärferen Strafen allein nicht beizukommen ist. Harte Strafen dürften
sogar das Risiko der anschließenden Ermordung der Opfer steigern.
2016 wurden in Indien rund 40.000 Vergewaltigungen gemeldet. Die
Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.
6 May 2018
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[1] /Indische-Feministin-zu-Vergewaltigungen/!5499808
## AUTOREN
Sven Hansen
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Indien
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