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# taz.de -- Warnstreiks im öffentlichen Dienst: Luftverkehr bleibt am Boden
> Um Druck in den laufenden Tarifverhandlungen aufzubauen, ruft Verdi
> erneut zu Warnstreiks auf. Im Fokus stehen diesmal die Flughäfen.
Bild: Die Reisenden wissen nicht, ob sie loskommen, die Streikenden schon
BERLIN taz | Am Dienstag kam es erneut zu großen Einschränkungen im
öffentlichen Dienst. Nachdem die Berliner Stadtreinigung vergangene Woche
keinen Müll abholte, blieben gestern in vielen Kommunen Kindergärten
geschlossen. Auch an den vier Flughäfen in Frankfurt, München, Köln und
Bremen kam es zu Einschränkungen.
Dort werden die Bodenverkehrsdienste und die Flughafenfeuerwehr bestreikt.
Diese waren betroffen, weil dort im Gegensatz zu anderen Flughäfen noch
viele Beschäftigte nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden.
In München wurde ein Drittel der Flüge gestrichen, in Frankfurt am Main
fiel fast die Hälfte aus.
Laut Verdi legten am Dienstag 60.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst
die Arbeit nieder, um für bessere Bedingungen zu kämpfen. Die
Dienstleistungsgewerkschaft hatte für diesen Tag zu Warnstreiks aufgerufen,
um Druck in den Tarifverhandlungen mit Bund und Kommunen aufbauen.
Betroffen war auch an vielen Orten der öffentliche Nahverkehr.
Hintergrund ist die anstehende dritte Verhandlungsrunde mit
Arbeitnehmervertretern, die am 15. und 16. April in Potsdam stattfinden
soll. Die ersten beiden Gespräche im Februar und März waren bereits ohne
Einigung zu Ende gegangen. In den zwei Wochen vor Ostern hatten deshalb
bereits 70.000 Beschäftigte – vor allem in Nordrhein-Westfalen – die Arbeit
niedergelegt. Wie bereits vor der letzten Verhandlungsrunde fordern Verdi
und Beamtenbund 6 Prozent mehr Lohn für 2,3 Millionen Beschäftigte im
öffentlichen Dienst, mindestens aber ein Plus von 200 Euro.
## Bezahlung von Auszubildenden strittig
Verdi kritisiert, dass die Gehälter im öffentlichen Dienst im Vergleich zu
den steigenden Löhnen in der Privatwirtschaft zu niedrig seien. „Die
Wirtschaft boomt, und die Steuereinnahmen von Bund und Kommunen sind so
hoch wie lange nicht mehr“, sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske. Damit
sinke die Attraktivität einer Beschäftigung im öffentlichen Dienst.
Strittig ist zudem die Bezahlung und Übernahme von Auszubildenden. Verdi
fordert speziell für diese Gruppe mindestens 100 Euro mehr Lohn sowie die
garantierte Übernahme nach einer erfolgreichen Ausbildung.
Aus Sicht der Gewerkschaft blieben tragfähige Angebote von Arbeitgeberseite
in den letzten Verhandlungen aus. Um Druck auf den Bund und die Kommunen
aufzubauen, wurde nun erneut zu Streiks aufgerufen. Klaus-Dieter Klapproth,
Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände,
hält die Ausstände für unnötig. „Es waren von Anfang an drei
Verhandlungsrunden angesetzt, es muss nicht schon währenddessen gestreikt
werden“, sagte Klapproth der taz. „Wir kennen die Situation der
Beschäftigten und wissen um die Notwendigkeit, diese zu verbessern“, so
Klapproth weiter.
Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, betont dagegen, dass es
sich beim aktuellen Ausstand explizit um einen Warnstreik handle. Damit
solle Druck aufgebaut werden, um Bewegung in die Verhandlungen zu bringen.
„Wenn die Arbeitgeberseite bis zur dritten Verhandlungsrunde noch immer
kein vernünftiges Angebot abgegeben hat, dann zeigt das eher Interesse am
Blockieren“, so Riexinger.
Die Gewerkschaften kritisieren zudem, dass der Staat sehr hohe
Steuereinnahmen hätte, diese aber nicht an die Beschäftigten weitergebe.
Das Bundesinnenministerium führt dagegen den laufenden und notwendigen
Schuldenabbau an. Die Opposition sieht in dieser Haltung fehlende
Wertschätzung für soziale Berufe. „Wir haben einen Mangel an Fachkräften �…
gerade bei der Pflege. Mir ist deshalb unverständlich, warum diese Berufe
durch bessere Löhne nicht aufgewertet werden“, sagt Linkspartei-Chef
Riexinger der taz.
Auch im Rest der Woche muss laut Verdi in allen Bundesländern mit „massiven
Streiks“ gerechnet werden.
10 Apr 2018
## AUTOREN
Sebastian Kränzle
## TAGS
Verdi
Warnstreik
Öffentlicher Dienst
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