# taz.de -- Eichbaumsee bleibt fürs Baden gesperrt: Kapitulation vor der Blaua… | |
> Der Eichbaumsee ist ökologisch mausetot und nach zehn Jahren Badeverbot | |
> ist jetzt klar, dass der See als Naherholungsgebiet endgültig ausgedient | |
> hat. | |
Bild: Trügerische Idylle: Baden im Eichbaumsee ist definitiv ungesund | |
HAMBURG taz | Der Eichbaumsee in den Vier- und Marschlanden ist nicht mehr | |
zu retten. Er bleibe „als Badegewässer gesperrt“, umschreibt die | |
Umweltbehörde auf Anfrage der taz den Sachverhalt, dass der 24 Hektar große | |
See an der Dove-Elbe ökologisch tot ist. | |
„Es werden keine Sanierungsmaßnahmen durchgeführt“, bestätigt | |
Behördensprecher Björn Marzahn. Das Baden im Eichbaumsee, der in den | |
1970er-Jahren als Naherholungsgebiet angelegt worden war, bleibt verboten. | |
Denn er ist inzwischen in Fachkreisen bundesweit berüchtigt für seine | |
regelmäßigen Blaualgen-Epidemien. | |
2007 wurde der See, in dem sich zuvor mindestens 30.000 Badegäste pro | |
Saison tummelten, zum ersten Mal wegen zu vieler Blaualgen gesperrt. Damals | |
nannte die Umweltbehörde das Verbot „die wahrscheinlich letzte Chance, das | |
mit Nährstoffen hoch belastete Gewässer als Badesee zu erhalten“. | |
Die Hoffnung trog. Blaualgen gehören zu den Cyanobakterien und produzieren | |
Stoffe, die Fische und Plankton schädigen können, einige Arten können auch | |
für Menschen gesundheitsgefährdend sein – Hautausschlag und beim | |
Wasserschlucken auch Magen-Darm-Verstimmungen können die Folge sein. | |
„Mit Blaualgen ist nicht zu spaßen“, sagt auch Helmut Hoffmann, Leiter des | |
Fachamtes für Verbraucherschutz und Umwelt im zuständigen Bezirksamt | |
Bergedorf. Durch Senkung des Sauerstoffgehaltes im Gewässer können | |
Blaualgen auch zu Fischsterben führen. | |
Ein wesentlicher Faktor für das starke Algenwachstum waren die vielen | |
Menschen, die sich in heißen Sommern im Eichbaumsee abkühlten. Jeder | |
Badende bringt etwa 100 Milligramm Phosphor ins Wasser ein, | |
Unterwasserpinkler deutlich mehr. Während einer gewöhnlichen Badesaison | |
wurde das stehende Gewässer also mit etlichen Kilo Phosphor angereichert – | |
und das fiel sozusagen auf fruchtbaren Boden. | |
Denn die zweite Ursache für die Probleme im See ist eine geologische | |
Besonderheit. Aus dem Grund in rund 16 Meter Tiefe ragen Reste | |
vor-eiszeitlicher uralter Wälder empor. In ihnen sind hohe Konzentrationen | |
unterschiedlicher Gase und anderer Stoffe gebunden – darunter auch in | |
großen Mengen Phosphor. Der löst sich im warmen Wasser und führt vor allem | |
im Sommer immer wieder zu Blaualgen-Seuchen. | |
Mindestens 1,6 Millionen Euro hat die Stadt nach Angaben der Umweltbehörde | |
inzwischen investiert, um den See zu retten. Doch weder zwei | |
Sauerstoffanreicherungsanlagen noch mehr als 100 Tonnen des | |
Phosphor-Bindemittels Bentophos führten zu nachhaltigem Erfolg. Der | |
Eichbaumsee bleibt zum Baden ungeeignet. „Alle Lösungen haben nicht | |
funktioniert“, sagt Hoffmann: „Das wird nichts mehr werden.“ | |
Als Badegewässer bleibt der See dennoch weiterhin bei der EU gemeldet, so | |
die Umweltbehörde. Denn nur dann darf das Baden in ihm rechtlich untersagt | |
werden. Und außerdem müsste die Stadt den Eichbaumsee sonst renaturieren: | |
Aber Sandstrände abbaggern und Schilfgürtel anlegen würde weitere Millionen | |
kosten – und nur Enten und Schwäne freuen. | |
23 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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