# taz.de -- Kommentar Sanktionen nach Giftanschlag: Kalter Krieg reicht nicht | |
> Theresa May darf Russlands Ignoranz nicht nur mit Symbolpolitik | |
> beantworten. Sie muss die russischen Kapitalinteressen in London | |
> angreifen. | |
Bild: Der Sitz des russischen Botschafter im Sonnenuntergang. Die Beziehungen w… | |
Eine Alternative gab es für Theresa May nicht. Nach dem mit einem | |
chemischen Kampfstoff verübten Mordanschlag von Salisbury am 4. März musste | |
Großbritannien hart reagieren. Die russische Regierung hätte dies abwenden | |
können, wenn sie sich kooperativ gezeigt hätte. Aber auf die einfache | |
Frage, die die britische Premierministerin am Montag an Russland stellte – | |
wie kommt ein Nervenkampfstoff aus russischen Beständen in Großbritannien | |
zum Einsatz? – gab es aus Moskau nicht den Hauch einer Antwort oder auch | |
nur ein seriöses Angebot der Zusammenarbeit. | |
Stattdessen: Die [1][ganze Palette von Herablassung], Sophisterei und | |
verklausulierten Drohungen, die man bereits aus anderen Fällen kennt – vom | |
Abschuss der MH-17-Passagiermaschine über der Ukraine bis zu den | |
wiederholten Giftgaseinsätzen gegen die syrische Zivilbevölkerung. | |
Symbolpolitik ist darauf keine ausreichende Antwort. Die unmittelbaren | |
Maßnahmen, die May angekündigt hat, sind zwar alle unverzichtbar, aber sie | |
stammen aus dem Lehrbuch des Kalten Krieges: Ausweisung von Diplomaten, | |
Abbruch hochrangiger Kontakte. Dabei kann es nicht bleiben, denn die Welt | |
des 21. Jahrhunderts ist eine andere. Russisches Kapital steckt überall in | |
der Weltwirtschaft, russische Wirtschaftsinteressen sind wichtig auch im | |
Westen – nicht nur bei Gerhard Schröder und Schalke 04, sondern auch auf | |
den Londoner Immobilien-, Finanz- und Rohstoffmärkten. | |
Theresa May hat nun versprochen, „korrupte Eliten“ und ihr Geld in London | |
anzutasten – da ist sie sich ausnahmsweise mit Labour-Oppositionschef | |
Jeremy Corbyn einig. Wie auf diese Worte Taten folgen – das wird die | |
spannende Frage. Der globale Finanzschauplatz London darf keine | |
Geldwaschanlage mehr sein, und das keineswegs nur in Bezug auf Russland. | |
Gewaltregime weltweit genießen nur deshalb Einfluss, weil andere käuflich | |
sind oder sich einschüchtern lassen. Einschüchterung funktioniert in London | |
nicht. Geld darf auch nicht funktionieren. | |
14 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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