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# taz.de -- Kommentar Doping bei den Winterspielen: Der Beweis für gute Kontro…
> Der erste Dopingfall in Pyeongchang ist ein Glücksfall für den IOC. Die
> Botschaft: Selbst japanische Ersatzläufer haben keine Betrugschancen.
Bild: In Innsbruck 2012 gab es noch keine Vorwürfe gegen Kei Saito
Olympische Spiele ohne Dopingfälle? An solche Luftschlösser glauben nur
sehr phantasiebegabte Menschen. Das wissen mittlerweile selbst die Profis
im Luftschlösserbau, die obersten Repräsentanten vom Internationalen
Olympischen Komitee. Deshalb ist die Nachricht über den ersten überführten
Betrüger bei den Winterspielen in Pyeongchang auch für den IOC eine
phantastische. Sie kommt vielleicht ein wenig früh, aber ansonsten hat
ihnen der entlarvte japanische Shorttrackläufer Kei Saito einen großen
Gefallen getan.
Mit dem systematischen Dopingbetrug in [1][Russland] sind zuletzt auch jede
Menge prominente Sportler aufgeflogen, die nicht nur als Vorzeigeathleten
in ihren jeweiligen Disziplinen ausgedient haben, sondern auch ihre
Sportarten in erheblichen Misskredit gebracht haben.
Wer aber kennt denn schon den 21-jährigen Kei Saito, der lediglich als
Ersatzläufer für die 5.000-Meter Staffel im japanischen Team eingeplant
war? Besser hätte es nicht kommen können. Denn nun ist der Beweis erbracht,
wie feingliedrig das Kontrollnetz des IOC ist, wie zuverlässig die
Anti-Doping-Maßnahmen greifen.
Kurz vor den Winterspielen standen die selbst ernannten Anti-Dopingkämpfer
des Sportweltverbands noch wie Idioten da, weil ARD-Journalisten zeigten,
dass man die vorgesehenen Flaschen für die Proben öffnen und schließen
kann, ohne Spuren an den Sicherheitsverschlüssen zu hinterlassen.
Sportrechtler Michael Lehner spottete, man solle das eingeplante Budget für
die Doping-Kontrollen in Pyeongchang lieber an ein Waisenhaus in Nepal
spenden.
Mit dem ersten Dopingfall hat das IOC Lehner zumindest gezeigt, dass es
noch größere Idioten gibt. Und die Botschaft an die Sportfans ist: Selbst
diejenigen, die eigentlich gar nicht laufen sollen, werden erwischt. Auch
außerhalb der Wettbewerbe wachen die Anti-Doping-Kontrolleure über wirklich
alle Athleten auf Schritt und Tritt.
Dass Kei Saito sich selbst sogar von seiner Überführung überrascht zeigte,
ist zwar einerseits ein altbekanntes Reaktionsmuster, unterstreicht aber
andererseits das detektivische Geschick der Kontrolleure. „Dieses Ergebnis
geht über meine Vorstellungskraft hinaus“, sagte Kei Saito. „Ich habe
niemals Doping beabsichtigt. Ich habe das japanische Anti-Doping-Seminar
besucht und alle Anweisungen befolgt.“
Glaubt man dem Sportler, wurde er vom Verbot des Diuretikum Acetazolamid
nicht unterrichtet. Diuretika sind maskierende Stoffe, die den Körper
vermehrt Wasser abgeben lassen und dadurch auch den Urin verdünnen.
Genutzt haben ihm diese Versicherungen natürlich nichts. Das IOC pflegt
schließlich eine Null-Toleranz-Politik. Der Japaner wurde sofort von den
Winterspielen suspendiert und hat das olympische Dorf bereits verlassen.
Und Saito, der die Strafe umgehend akzeptierte, teilte schon ein wenig
reumütig mit: „Wenn etwas anderes in meinen Körper gelangt sein sollte, war
das überhaupt nicht meine Absicht.“
Ein unbeabsichtigter Dopingversuch von einem der unbekanntesten Athleten
dieser Spiele. Das internationale olympische Komitee hätte sich seinen
ersten Dopingfall nicht schöner malen können.
13 Feb 2018
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## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
Pyeongchang
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Doping
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Fußball
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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