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# taz.de -- Flughafen-Chef Jürgen Bula: Merkwürdige Lobeshymne
> Wirtschaftsstaatsrat Ekkehart Siering (SPD) habe den Flughafen-Chef
> Jürgen Bula abgesägt und wolle nun seinen Posten – das behauptet ein
> anonymer Briefschreiber.
Bild: Abflug für den Flughafen-Chef: Das Werk von Konkurrenten?
BREMEN taz | Seit November darf Jürgen Bula für sein Gehalt spazieren
gehen. Der Chef des Bremer Flughafens wurde nicht gefeuert, sondern nur
„freigestellt“ – sein Aufsichtsrat hatte das Vertrauen in ihn verloren.
Sein Vertrag läuft noch bis April 2019.
Bei der Vertragsverlängerung im Jahr 2013 hatte Wirtschaftssenator Martin
Günthner (SPD) noch volles Vertrauen zu ihm gehabt. Im Jahr 2017 war es
dann aber vorbei damit. Der letzte Tropfen, der dass Fass zum Überlaufen
brachte: Bula sei bei Tarifverhandlungen „voll wie ein Eimer“ gewesen,
berichteten Teilnehmer der Runde – so voll, dass ihm Staatsrat Henning Lühr
um 21 Uhr die Verhandlungsführung entzog.
Und obwohl der Betriebsrat intern einmal mehr eine lange Liste von Bulas
Verfehlungen vorlegte – keine vernünftige Zusammenarbeit mit den Gremien
des Airports, Alkoholprobleme; wankelmütig, jähzornig, mal manisch, mal
depressiv sei sein Führungsstil – bekam er offiziell lediglich eine
Abmahnung. Für eine fristlose Kündigung reichte es nicht – dafür gilt vor
allem eine scharfe Zwei-Wochen-Frist. Obwohl die Vorwürfe gegen Bula schon
länger kursierten, war die Alkohol-Nacht damals nicht umgehend zum Anlass
genommen worden.
Das könnte sich im März ändern, wenn die Wirtschaftsprüfer dem Aufsichtsrat
erste Ergebnisse ihrer Prüfung vorlegen . Für neue Erkenntnisse tickt dann
wieder eine Zwei-Wochen-Frist.
Es kursiert aber auch ein anderes Bild von Bula: Er sei überaus erfolgreich
gewesen, heißt es in einem Brief der „Bremer Fracht GmbH“, einer
Luftfracht-Spedition „seit 1966“, an die taz. Er habe über Jahre den
Flughafen beihilfefrei geführt. Das Verhältnis zu den Beschäftigten sei gut
gewesen, er habe „jede Putzfrau namentlich“ gekannt und „Koffer
geschleppt“.
Der Brief kommt dann aber zu einer anderen Sache: Staatsrat Ekkehard
Siering (SPD) habe den Flughafen-Chef „entsorgt“, um selbst den Posten
übernehmen zu können, heißt es da. Weil der aber „keine Ahnung von dem
Geschäft“ habe, solle ihm der Schwiegersohn von Finanz-Staatsrat Henning
Lühr (SPD) zur Seite gestellt werden.
Beide waren im Verfahren um seine Freistellung die schärfsten Kritiker
Bulas. Lühr sagt auf taz-Nachfrage zu dem merkwürdigen Brief, dass er keine
Kinder und insofern auch keinen Schwiegersohn habe.
Und Siering sagt einfach: „Quatsch.“ Er kenne dieses Gerücht – Bula selb…
habe es bei der Eiswette dem Bremer Klatsch-Journalisten Martin Globisch
„gesteckt“. Die im Briefkopf aufgeführte „Bremer Fracht-GmbH“ gibt es …
gar nicht. Der Brief verbreitet, anonym und schlecht getarnt, ein Gerücht.
## Wer hat den Brief geschrieben?
Wenn man die Frage aufwirft, wer einen so himmelhoch lobenden Fake-Brief
über Bula schreiben könnte, dann kommt man schnell auf – Bula selbst. Oder
auf jemanden, der ihn schon länger auf den Arm nimmt. Bei Youtube gibt es
ein Video mit geringfügig verfremdetem Namen: „Jürgen Buia ist toll“ – …
einem Foto von Jürgen Bula mit grünem Zylinder und aufgemaltem Dalì-Bart.
Es gibt aus den vergangenen Jahren diverse Gaga-Filme rund um diesen
„Jürgen Buia“.
Bei Xing ist ein „Jürgen Buia“ als „Direktor in allen möglichen
Fachkünsten“ und „Führungskraft in Graz“ gelistet, auf einer als Satire
gekennzeichneten Webseite bei „Weebly.com“ stellt sich „Dr. Jürgen Buia�…
als „Steuerberater und Leiter des Bremer Flughafens“ vor. Bei Facebook
postete „Jürgen Buia“ 2016: „Ich bin der King, alle anderen sind nur Mü…
HAHA!“ Und ein Bula-Portrait-Foto mit Zylinder und Hasskappen-Bemalung und
der Bemerkung: „Sehr guter Service und Wahnsinnig gutaussehender Chef!!!“
Der reale Flughafen-Chef Bula hatte, vom Betriebsrat auf den digitalen
Avatar schon vor Jahren angesprochen, damals erklärt, er habe mit „Buia“
nichts zu tun. Dagegen, dass dort sein Foto verwendet wird, hat er
allerdings offenbar nichts unternommen – oder jedenfalls nicht mit Erfolg.
19 Feb 2018
## AUTOREN
Klaus Wolschner
## TAGS
Bremen
Flughafen
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