# taz.de -- Börseneinbruch in den USA: Panik bei den Anlegern | |
> Ein Kurssturz an den US-Börsen zieht die Aktienmärkte rund um den Globus | |
> in die Tiefe. Auch in Deutschland sind die Folgen spürbar. | |
Bild: Anleger sehen rot | |
FRANKFURT/MAIN rtr | Nach dem Kurssturz an der Wall Street rauschen am | |
Dienstag auch die Börsen in Europa in die Tiefe. Der Dax sackte um bis zu | |
3,6 Prozent auf 12.235 Punkte ab und verzeichnete das größte Minus seit | |
eineinhalb Jahren. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls zeitweise mehr als drei | |
Prozent. „Viele Anleger sind in Panik verfallen. Alle wollen durch die | |
gleiche Tür“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter | |
QC Partners. An den Aktienmärkten geht die Sorge um, dass die Zeiten des | |
billigen Geldes bald vorbei sein könnten und die Leitzinsen weltweit | |
schneller steigen als bisher erwartet. Geld schichten Anleger deshalb nun | |
verstärkt in Anleihen um, die künftig wieder mehr Rendite abwerfen dürften. | |
Der US-Leitindex Dow Jones war am Montag um 4,6 Prozent auf 24.346 Punkte | |
eingebrochen. Zeitweise stürzte er um fast 1600 Punkte ab, so viel wie noch | |
nie in seiner Geschichte. Beim S&P 500 löste sich innerhalb eines Tages | |
eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar in Luft auf. Das ist | |
mehr als Deutschland in einem Quartal erwirtschaftet. Auch in Asien gingen | |
die Börsen in die Knie. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda versuchte | |
Investoren zu beruhigen und betonte, eine baldige Zinserhöhung sei | |
ausgeschlossen. | |
„Viele Anleger, die erst seit drei, vier Jahren an den Märkten sind, haben | |
so etwas noch nie gesehen“, sagte Dennis Dick vom Wertpapierhändler Bright | |
Trading in Las Vegas. Die Stimmung habe gedreht. „Es wird einige Zeit | |
dauern, bis sich das wieder beruhigt.“ Mit einer Korrektur haben viele | |
Experten zwar schon länger gerechnet. Allerdings waren Anleger zuletzt von | |
den geringen Schwankungen an den Aktienmärkten verwöhnt gewesen. „Wir haben | |
in den vergangenen 14 oder 15 Monaten keine größeren Kurseinbrüche gesehen, | |
deshalb tut es jetzt umso mehr weh“, so Portfoliomanager Paul Nolte vom | |
Vermögensverwalter Kingsview Asset Management. | |
Seit Anfang 2009 ging es mit dem Dow Jones fast nur nach oben, bis auf | |
26.616 Punkte Ende Januar. Der Dax gewann 2017 12,5 Prozent. | |
## Negative Folgen für die Gewinnentwicklung befürchtet | |
Schon länger spekulieren Investoren darauf, dass es mit der [1][lockeren | |
Geldpolitik der Notenbanken] bald vorbei sein wird. Denn in den USA brummt | |
die Wirtschaft, am Arbeitsmarkt läuft es rund, und die Löhne stiegen im | |
Januar so stark an wie seit Mitte 2009 nicht mehr. Börsianer stellen sich | |
inzwischen darauf ein, dass die US-Notenbank Fed die derzeit bei 1,25 bis | |
1,5 Prozent liegenden Leitzinsen in diesem Jahr vier Mal erhöht – ein Mal | |
mehr als bislang signalisiert. | |
Das macht vielen Aktien-Anlegern gleich doppelt Sorgen. So könnten sich | |
höhere Zinskosten mit gleichzeitig steigenden Löhnen negativ auf die | |
Gewinnentwicklung der Firmen auswirken, erklärten die Experten der Bayern | |
LB. Auf der anderen Seite werden andere Anlageprodukte wie Anleihen wieder | |
interessanter. So notiert die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen | |
derzeit mit rund 2,8 Prozent so hoch wie zuletzt vor vier Jahren. Die | |
zehnjährigen Bundesanleihen rentieren bei gut 0,7 Prozent. Auch Gold war | |
gefragt, es verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1343 Dollar je Feinunze | |
(31,1 Gramm). | |
Viele Experten rechnen aber damit, dass die Verkaufswelle an den Börsen | |
bald wieder abebbt. „Es gibt jede Menge Gründe dafür, dass dies nicht das | |
Ende des [2][Bullenmarktes] ist“, sagte Milan Cutkovic vom Handelshaus | |
AxiTrader. „Die laufende Berichtssaison konnte bisher insgesamt überzeugen | |
und die US-Konjunktur sowie die Wirtschaft in der Euro-Zone zeigen bisher | |
keine Zeichen der Schwäche.“ Es gebe mehr Argumente für eine Fortsetzung | |
der Rally als für den Beginn einer Korrektur. | |
Verstärkt wurde die Verkaufswelle an der Wall Street nach Einschätzung von | |
Börsianern durch den Boom des Computerhandels – das sogenannte | |
Algo-Trading. Offenbar hätten ausgeklügelte Programme eigenständig Aktien | |
ver- und Staatsanleihen gekauft, sagte Chefhändler Larry Milstein vom | |
Broker R.W. Pressprich. Wenn bestimmte Kurse über- oder unterschritten | |
werden, kann sich der Trend nach oben oder unten verstärken. | |
6 Feb 2018 | |
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