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# taz.de -- Die Wahrheit: Alles verwanzt
> Neues aus Neuseeland: Das schmutzige Geheimnis der sonst so heilen
> Tourismuswelt in Aotearoa ist, dass Krabbelviecher Urlauber lieben.
Bei euch ist es Winter, bei uns Sommer. Die deutschen Touristen kommen! Vor
allem Scharen junger Familien zieht es während der Elternzeit ins Land der
langen weißen Wolke und der langen Wohnmobil-Urlaube. Alles easy – keine
Seuchen, keine gefährlichen Tiere. Doch stopp! Riesenwarnung: Was ist mit
den Wanzen? Blutiger Horror droht!
Vorsicht, Mamas und Papas: Bevor ihr euer rollendes Domizil bucht, um das
Land der Schafe zu umrunden, dann macht euch mit dem Schicksal der Familie
Kazmaier-Gölkel vertraut. 54 Tage lang waren die beiden Deutschen mit
vierjährigem Sohn und einjähriger Tochter auf der Nord- und Südinsel
unterwegs. Es war ein elendes Sabbatical. Denn 54 Tage lang waren sie mit
Stichen übersät und konnten vor lauter Kratzen kaum schlafen. Ihr Wohnmobil
der Firma Euro Campers war komplett mit Bettwanzen verseucht.
Erst dachten die Eltern, es handle sich um Sandfliegen, die vor allem an
der Westküste der Südinsel zustechen können. Doch es waren Parasiten. Elf
Tage früher als geplant gab die Familie völlig entnervt ihr Mietfahrzeug
zurück.
Zwei Urlaubswochen verbrachte sie dann damit, die Viecher im Gepäck wieder
loszuwerden: durch Vereisen, Einfrieren, Waschen, Reinigen und Erhitzen.
Denn die Firma mit deutschen Besitzern und 150 Fahrzeugen fühlte sich für
das Problem nicht zuständig. Lediglich eine Nacht im Motel und drei Tage
Mietwagen wurden den Wanzenopfern erstattet. Keine Reinigungskosten,
keinerlei Entschädigung.
Helmut Kazmaier und Verena Gölkel machten nach guter deutscher Sitte Stunk.
Erst in den neuseeländischen Medien – selbst eine Verbrauchersendung griff
ihren Fall auf –, dann auf einer eigenen Webseite, die zu einer
Opferinitiative auf Social Media führte. Mutter Gölkel ist es ernst: „Wir
fanden heraus, dass unser Camper-Vermieter systematisch die Gesundheit von
Kunden wie auch Mitarbeitern riskiert.“ Epidemien würden verbreitet,
Verbraucher belogen. Denn seit der Fall der zerbissenen Touristen bekannt
wurde, stellte sich heraus, dass ihr Schicksal kein Einzelfall ist: Es ist
das schmutzige Geheimnis der Kiwi-Campingwelt.
Einige der Mietwagenfirmen nehmen es mit den Entsäuberungsaktionen zwischen
den Vermietungen nicht so genau und sparen sich das Geld für den
Kammerjäger. Das Gefährt, das Kazmaier-Gölkels übernommen hatten, war
vorher von einer Frau aus Singapur angemietet worden, die unter der
gleichen Plage litt. Man hatte die deutsche Familie also getäuscht, als man
ihr sagte, dass ihre Verwanzung die erste sei. Sie kämpft seitdem um ihr
Recht und zieht demnächst vor Gericht.
Da hatten zwei 19-jährige deutsche Backpacker voriges Jahr mehr Glück im
Unglück: Ihr Fall machte Schlagzeilen, weil das Pärchen nach siebzehn Tagen
Reise in einem Lucky-Campervan Quaddeln im Gesicht hatte. Sie bekamen alle
Kosten von der Firma zurück.
8 Feb 2018
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
Neuseeland
Tourismus
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