Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wahrheit: Buschtrommel voraus
> Neues aus Neuseeland: Endlich eine weltweit wahrgenommene Nachricht – und
> die Korrespondentin ist am schönsten Arsch der Welt.
„Gone bush“ heißt es in meiner Abwesenheitsnotiz, denn ich verbringe den
Sommerurlaub wie jedes Jahr in unserem Hauslaster-Domizil an der wilden
Westküste. Der steht hoch oben auf einem dicht bewachsenen Hang über
tosendem Meer. Solarstrom, Plumpsklo, kein Internet, kein Handyempfang. Das
ist Segen und Fluch, mal wieder.
Es war vor exakt sechs Jahren, als ich mich auf dem Fahrrad die steile
Küstenstraße entlang bis zum nächsten Café in Punakaiki quälte, um dort
einen Blick auf die Zeitung vom Vortag zu erhaschen. So aktuell sind dort
die Auslieferungszeiten. Solch kleine Mankos machen sie dort mit einer
einmaligen Whitebait-Pizza und singenden Einheimischen wett, die jeden
Freitag bis in die Puppen musizieren.
So kam es, dass ich als Letzte im Lande erfuhr, was dem bekanntesten wie
dicksten Deutschen in Aotearoa widerfahren war: Kim Dotcoms Villa außerhalb
Aucklands war in einer Großrazzia, wie sie das Land noch nie gesehen hatte,
gestürmt worden. Der Hausherr saß im Knast – und die
Auslandskorrespondentin am schönsten Arsch der Welt, weit von jedem
Flughafen oder WLAN-Anschluss entfernt. Tage verbrachte ich telefonierend
in dem Café, sah viele Touristen kommen und gehen und bekam am Ende eine
halbwegs seriöse Geschichte zustande.
Jedes Mal, wenn ich das Pancake Rocks Café betrete, fällt mir kurz der von
Dotcom versaute Urlaub ein. Und jedes Mal schwöre ich, dass sich solche
Tiefpunkte statistisch nicht wiederholen können. Denn Januar ist
Sommerpause, da ruht das kiwianische Leben komplett. Nicht ganz. Ein Leben
begann längst woanders – im Bauch unserer neuen Premierministerin. Jacinda
Ardern, keine drei Monate im Amt, und – zack, bum! – schwanger. Ja,
Wahnsinn! Eine Weltnachricht. Und ich mal wieder in seliger
Unerreichbarkeit im Busch.
Darüber lachten wir dann alle beim letzten Grillen vor dem Hauslaster.
Stießen auf unsere coole PM an, die das babytechnisch sicher alles gewuppt
kriegt. Sonnten uns als eingewanderte Spät-Kiwis in dem Glanz, mit Jacinda
ein bisschen internationalen Eindruck gemacht zu haben, auch wenn mein
medialer Beitrag dazu bis dato leider fehlte. Bis unser frisch angereister
Gast, der früher an dem Tag noch Empfang hatte, einen Schluck vom Bier nahm
und beiläufig sagte: „Aber dass Kim Dotcom gerade wieder geheiratet hat und
den neuseeländischen Staat in Milliardenhöhe verklagen will, das weißt du?“
Der Mega-Upload-Krösus, dessen schillernde Laufbahn gerade in einem dollen
Dokumentarfilm beleuchtet wurde, hatte ausgerechnet den Jahrestag seiner
Verhaftung für die zweite Hochzeit gewählt – um, wie er twitterte, etwas
Schlechtes in Gutes zu verwandeln. Nach wie vor schlecht für mich. Welch
ein Sommer. Schlagzeilen sprudeln in die Welt, die zusammen eine halbe
Boulevardzeitung füllen könnten, und ich habe nichts als eine Buschtrommel.
Ich bin dann mal Wellenreiten.
25 Jan 2018
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
Neuseeland
Jacinda Ardern
Schwangerschaft
Neuseeland
Neuseeland
Neuseeland
Neuseeland
Neuseeland
Neuseeland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Wahrheit: Standort Armutsbucht
Neues aus Neuseeland: Mancherorts werden Orts- und Flurnamen aus der
Kolonialzeit remaorisiert. Die alten Namen sind poetischer.
Die Wahrheit: Kackende Camper
Neues aus Neuseeland: Die Hinterlassenschaften illegal defäkierender
Touristen erregen den Zorn der ansonsten recht friedlichen Neuseeländer.
Die Wahrheit: Alles verwanzt
Neues aus Neuseeland: Das schmutzige Geheimnis der sonst so heilen
Tourismuswelt in Aotearoa ist, dass Krabbelviecher Urlauber lieben.
Die Wahrheit: Rache der Glitzertitten
Neues aus Neuseeland: Beim R&V-Festival hat sich Madeline Anello-Kitzmiller
gegen Grapscher gewehrt. Das Video davon geht viral.
Die Wahrheit: Der Verräter
Neues aus Neuseeland: Auch als Neuseeländer des Jahres fällt es einem nicht
leicht, stolz auf das Land zu sein – wie der Regisseur Taika Waititi
beweist.
Die Wahrheit: Sprachhitzewelle
Neues aus Neuseeland: In Aotearoa tobt mal wieder ein erbitterter Streit um
die Maori-Sprache und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.