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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Die perfekte Mutter
> Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern erwartet im Juni ihr
> erstes Kind. Und wer kümmert sich drum? Der Papa – und zwar in Vollzeit.
Bild: Jacinda Ardern übernimmt mit ihrer Mutterrolle Vorbildfunktion
Wie man das heute so macht als moderne Regierungschefin, verkündete Jacinda
Ardern ihr Glück [1][bei Twitter]: „In diesem Jahr werden wir uns zu den
vielen Eltern gesellen, die auf beiden Schultern Verantwortung tragen“,
schrieb die seit Oktober 2017 amtierende Premierministerin Neuseelands am
Donnerstag. „Ich werde Premierministerin und Mutter sein, und Clark wird
der erste First Man sein, der angelt und das Kind hütet.“
Wow, eine schwangere Premierministerin, wo gibt es das schon?
Aber jetzt bitte mal den Ball flach halten, so ungefähr sagte es Ardern
dann, als sie zusammen mit ihrem Ehemann [2][vor die Kameras trat]: „Ich
bin nicht die erste Frau, die arbeitet und ein Baby haben wird.“ Sechs
Wochen nach der Geburt will sie pausieren, dann übernimmt ihr Mann.
Was für eine schöne Welt wäre das, wenn eine schwangere Politikerin
tatsächlich so unspektakulär wäre. Wer aber vor vier Wochen [3][in der Zeit
las], wie die CDU-Politikerin Kristina Schröder auf ihre Zeit als junge
Mutter und Familienministerin zurückblickt, dem konnte ganz übel werden.
„Abgeordnete und Minister haben kein Recht auf Elternzeit“, sagt sie da.
„Hammerhart“ sei das gewesen.
## Eine schwangere Kanzlerin?
Schröder beschreibt, wie sie kurz nach der Geburt auf einer Liste der
angeblich faulsten Abgeordneten landete, wie sie, als sie noch voll
gestillt hat, vor den Haushaltsausschuss zitiert wurde und man sie
stundenlang warten ließ, bis ihr fast die Brüste platzten. Wenn schon der
Familienministerin nicht wirklich zugestanden wird, in ihrer Amtszeit ein
Kind zu bekommen, wie sähe das dann erst bei einer Kanzlerin aus?
Wir vermitteln unsere Töchtern: Du kannst in diesem Land alles werden,
sogar Bundeskanzlerin. Nur lernen die Töchter dann eben leider auch
schnell: Wenn du Kanzlerin wirst, dann wird das mit der Familie schwierig.
Die neuseeländischen Kinder werden demnächst eines Besseren gelehrt.
Ihre Schwangerschaft ist übrigens nicht der einzige Grund, Jacinda Ardern
zu lieben. „Wir wollten eine Familie“, sagte sie vor den Kameras. „Aber w…
waren nicht sicher, ob das für uns klappt. Deshalb sind die Nachrichten
unerwartet und großartig.“ Wie offen und mutig ist das denn!
Babynachrichten von Promis sind fast immer nur gute: Prinzessin Kate zum
dritten Mal schwanger, Manuela Schwesig bringt gesundes zweites Mädchen zur
Welt, Beyoncé Knowles erwartet Zwillinge.
Ganz selten mischt sich darunter mal die Geschichte einer Frau, die nicht
schwanger werden kann. Oder die ein Kind verliert. Oder abtreibt. Oder
verzweifelt, weil der Fötus schwer krank ist. Jacinda Ardern, zudem jüngste
Premierministerin der Welt, hat all diesen Frauen ein Signal gesendet – und
an den Rest der Gesellschaft gleich mit: Kinder kriegen ist nicht einfach.
Aber wir schaffen das, sogar in der höchsten Politik.
19 Jan 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/jacindaardern/status/954109869509914624/photo/1
[2] https://www.stuff.co.nz/life-style/parenting/100721182/jacinda-ardern-an-in…
[3] http://www.zeit.de/2018/01/kristina-schroeder-karriere-kind-spitzenpolitik-…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Jacinda Ardern
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Kristina Schröder
Beruf und Familie
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