# taz.de -- Schluss mit Funsport?: Schatten über dem Sportgarten | |
> Nur kurz nach der Eröffnung droht dem Sportgarten im Postamt 5 die | |
> Schließung. Senat und Ortsbeirat streiten um die Finanzierung. Eine | |
> Petition soll helfen. | |
Bild: Dem Sportgarten im P5 fehlen 75.000 Euro | |
Arne Kattert schraubt am Lenker seines BMX. Er ist Auszubildender beim | |
Sportgarten und arbeitet in der Skatehalle im Postamt 5. Beim Aufbau des | |
Skateparks war er von Anfang an dabei. Den Plan für die beweglichen Rampen | |
habe man mit den jugendlichen SkaterInnen, BMX- und ScooterfahrerInnen | |
erarbeitet. | |
Unter professioneller Anleitung haben dann alle zusammen die Rampen gebaut. | |
Bis zu 20 Jugendliche haben an manchen Tagen geholfen. Infolge des Streits | |
droht der erst 2016 eröffneten Skate-Anlage nun die Schließung. „Das wäre | |
ein großer Verlust“, sagt Kattert. Die Halle werde sehr gut besucht, viele | |
Jugendliche hätten erst durch die Halle mit dem Fahren wieder angefangen. | |
250.000 € hat die Errichtung des Indoor-Skateparks gekostet. Die 1.000 | |
Quadratmeter große Halle bietet nicht nur Jugendlichen einen Ort: Auch | |
Schulklassen, AGs und ein Geflüchtetenprojekt haben hier Skate- und | |
Parcourunterricht. | |
Die Stadt hat den Aufbau der Anlage mitfinanziert. 2014 gab der Bausenator | |
175.000 Euro aus dem Verkauf des Bahnhofsvorplatzes für die Errichtung der | |
Halle frei. Dort, wo heute die Kräne der Riesenbaustelle für die „City | |
Gate“-Klötze den Blick verstellen, war der Sportgarten zuvor untergebracht. | |
Die Skate-Anlage musste für den Investorenbau weichen. | |
Wer nun für die langfristige Finanzierung der Skatehalle verantwortlich | |
ist, darüber streiten sich Ortsbeirat und Sozialressort. Seit diesem Jahr | |
erhält der Sportgarten für den Betrieb der Skatehalle im Postamt 5 keine | |
Finanzierung mehr. Als einmalige Zuwendung erhielt der Verein im | |
vergangenen Jahr rund 75.000 aus Mitteln der offenen Jugendarbeit der | |
Stadtteile Mitte und Östliche Vorstadt. Auch weil das Projekt überregionale | |
Bedeutung habe, könne man laut Ortsbeirat nicht alles allein zahlen: „Eine | |
Förderung hätte eine nicht kompensierbare Belastung des Stadtteilbudgets zu | |
Lasten anderer Angebote zur Folge“, heißt es in einem Beschluss vom | |
Dezember 2017. | |
## „Eine politische Entscheidung“ | |
Michael Rüppel, Sprecher des Beirats Mitte, appelliert an das | |
Sozialressort, zumindest eine vorübergehende Finanzierung sicherzustellen. | |
„Die Errichtung der Skate-Anlage war eine politische Entscheidung.“ Die | |
Zustimmung für den Verkauf des Geländes am Bahnhofsvorplatz habe man nur | |
unter der Bedingung gegeben, dass die Skate-Anlage erhalten werde. „Die | |
Schließung würde einen erheblichen politischen Vertrauensverlust bedeuten“, | |
heißt es in dem Beschluss, auf den Rüppel verweist. | |
„Eine hochgradige unlautere Argumentation“ nennt das Bernd Schneider, | |
Sprecher des Sozialressorts. Die Herausgabe des Geländes bei Baubeginn sei | |
bereits die Bedingung dafür gewesen, dass die SkaterInnen überhaupt den | |
Bahnhofsvorplatz nutzen durften. „Eine politische Verpflichtung, den | |
Betrieb weiterzuführen, trifft den Senat nicht“, sagt Schneider. | |
Der Weiterbetrieb sei zwar wichtig, aber dafür gäbe es aber keinen | |
städtischen Etat. Auch die Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) befürworte | |
zwar die Einrichtung eines städtischen Haushaltspostens für | |
Jugendförderung, aber dieser sei jedoch bei den Haushaltsverhandlungen im | |
Dezember nicht konsensfähig gewesen. Solange läge die Finanzierung | |
weiterhin beim Stadtteil. | |
## „Finanzierung kann nicht beim Stadtteil liegen“ | |
Auch Ulli Barde, Vorstand des Sportgartens, widerspricht der Behörde: „Es | |
war von Anfang an klar, dass die langfristige Finanzierung nicht beim | |
Stadtteil liegen kann.“ Dort reiche das Geld seit Jahren nicht aus. Auch | |
seien die Gelder der Stadt zur Errichtung der Skate-Anlage nur nach Vorlage | |
von langfristigen Mietverträgen bewilligt worden. | |
Das Problem der langfristigen Finanzierung sei also schon lange bekannt. | |
„Wenn man das nicht finanzieren will, können wir solche Angebote nicht mehr | |
machen oder müssen die Preise massiv erhöhen.“ Man wolle jedoch | |
Jugendarbeit für alle machen und nicht nur für die Jugendlichen und | |
Stadtteile, die es sich leisten können. | |
Mit einer Petition will der Sportgarten die Stadt doch noch zum Erhalt der | |
Halle bewegen. [1][Knapp 500 UnterstützerInnen haben bislang allein online | |
unterzeichnet.] Für die Petition, die man bis Ende des Monats einreichen | |
möchte, erhalte der Verein viel positives Feedback von Eltern, | |
Jugendlichen, Schulen und Partnern, so Barde. Bis zur Mitgliederversammlung | |
am 17. Januar erwartet Barde, dass sich „im politischen Raum etwas bewegt“. | |
Dann will er über den Stand berichten und nächste Schritte beraten. Er | |
sagt: „Der Sportgarten wird sich wehren.“ | |
8 Jan 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/petition-zur-foerderung-des-spo… | |
## AUTOREN | |
Dominik Koos | |
## TAGS | |
Immobilien Bremen | |
Scooter | |
Jugendliche | |
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