# taz.de -- Überwachung von Rechtsextremen: Combat 18 ist wieder aktiv | |
> Sie prahlen mit Gewalt und galten als abgetaucht. Jetzt ist die | |
> Neonazigruppe „Combat 18“ wieder da. Hat der Verfassungsschutz sie im | |
> Blick? | |
Bild: Waffenaffin und gewaltbereit: Fundstücke einer Razzia bei Combat 18 in N… | |
BERLIN taz | Mit Spezialkräften der GSG 9 stoppte die Bundespolizei im | |
September die Autos, als diese die Grenze von Tschechien ins bayerische | |
Schirnding passierten. Das Dutzend Neonazis kam von einem Schießtraining, | |
in ihren Autos fanden die Polizisten noch Munition. Und die Männer waren | |
den Beamten bekannt: Es waren Angehörige des rechtsextremen Combat 18, aus | |
mehreren Bundesländern angereist. | |
Lange war es still geworden um die Neonazi-Gruppe. 1992 in Großbritannien | |
gegründet, fiel Combat 18 Anfang der 2000er Jahre auch in Deutschland als | |
militanter Ableger des „Blood & Honour“-Netzwerks auf, dessen Mitglieder | |
auch dem untergetauchten NSU-Trio halfen. Die Gruppe hantierte mit Waffen | |
und bedrohte politische Gegner. Die „18“ in ihrem Namen steht für den | |
ersten und achten Buchstaben des Alphabets: AH – für Adolf Hitler. Dann | |
aber tauchte die Gruppierung ab. | |
Nun aber ist Combat 18 wieder aktiv. Bereits seit 2013 soll es erneut einen | |
deutschen Ableger geben. Von „klandestinen“ Treffen spricht Burkhard | |
Freier, Verfassungsschutzchef in Nordrhein-Westfalen. Der | |
Bundesverfassungsschutz warnt nun vor einem „Ausbau von C18-Strukturen“ in | |
den vergangenen Jahren. Aktuell gebe es „ein Netzwerk von wenigen | |
regionalen Kleingruppen und Einzelpersonen“. Den Mitgliedern sei eine | |
„gewisse Waffenaffinität und grundsätzliche individuelle Gewaltbereitschaft | |
zu unterstellen“. Einzelpersonen könnten „mit schweren | |
rechtsextremistischen Gewalttaten in Erscheinung treten“. Dieses | |
„prinzipielle Gefährdungspotenzial“ beobachte man „mit besonderer | |
Aufmerksamkeit“. | |
Das Waffentraining in Tschechien sollte den Verfassungsschützern ein | |
Alarmsignal sein. Erst kürzlich antwortete das Bundesinnenministerium auf | |
eine Anfrage der Linksfraktion, dass seit 2016 immerhin 14 Schießübungen | |
deutscher Neonazis hierzulande oder im Ausland bekannt wurden. Die | |
Linken-Innenexpertin Martina Renner forderte am Donnerstag, dass „gründlich | |
überprüft“ werden müsse, ob darunter Combat-18-Aktivisten waren. | |
## Auftritt auf zwei Szeneaufmärschen | |
Der Verbund jedenfalls scheint international gut vernetzt. Schon 2016 | |
zeigten sich Mitglieder aus Nordrhein-Westfalen offen mit Neonazis aus | |
Großbritannien und den Niederlanden, die dort Combat 18 zugerechnet werden: | |
auf zwei Szeneaufmärschen im Juni und Oktober in Dortmund. Mit dabei war | |
Marko G. Der 45-Jährige ist schon seit seiner Jugend in der Szene aktiv, | |
etwa als Sänger der Rechtsrockband „Oidoxie“. Und Marko G. galt schon vor | |
Jahren, in der ersten Combat-18-Phase, als Repräsentant der Gruppierung in | |
Deutschland. Inzwischen trifft sich in NRW wieder ein Ableger. Von | |
„regelmäßigen“ Zusammenkünften auch 2017 ist im Düsseldorfer | |
Innenministerium die Rede. Die Gruppe verfüge gar über ein privates | |
Vereinsheim. | |
Auch in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und | |
Niedersachsen gibt es laut Bundesinnenministerium Combat-18-Mitglieder. | |
Zudem zeigte die Truppe zuletzt in Thüringen Präsenz. Als sich dort im | |
Sommer rund 6.000 Neonazis zum größten Rechtsrockkonzert seit Jahrzehnten | |
versammelten, war laut Landesinnenministerium auch Combat 18 dabei. | |
Regelmäßig seien in Thüringen „Sympathiebekundungen“ für die Gruppe | |
festzustellen, sagt Landesverfassungsschutzchef Stephan Kramer. Auch | |
einzelne Mitglieder wohnten hier. Das Landesamt prüft bei ihnen und anderen | |
Neonazis, die sich wieder auf das 2000 verbotene „Blood & Honour“ berufen, | |
inzwischen ein rechtsterroristisches Potenzial. Von einer „intensiven | |
Beobachtung“ spricht Kramer. | |
An anderer Stelle scheint man die Gefahr nicht so deutlich zu sehen. | |
Nordrhein-Westfalens Verfassungsschutzchef Freier attestierte den | |
Combat-18-Leuten in seinem Land, diese seien eher „Maulhelden“. Auch für | |
das Bundesamt diente der Bezug auf Combat 18 in der Szene zuletzt „in der | |
Regel eher der eigenen Aufwertung und sollte nach außen den Eindruck von | |
Gefährlichkeit vermitteln“. Aktuelle Hinweise auf eine Bewaffnung der | |
Gruppe lägen jedenfalls nicht vor, heißt es dort. | |
In der Linkspartei stößt diese Bewertung auf scharfe Kritik. „Es ist höchst | |
besorgniserregend, wie sehr die Bedeutung von Combat 18 als internationales | |
rechtsterroristisches Netzwerk durch das Bundesamt für Verfassungsschutz | |
negiert und verharmlost wird“, sagt Innenexpertin Martina Renner. Vor allem | |
angesichts der bundesweiten Angriffe auf Flüchtlinge durch Neonazis grenze | |
diese Analyse „letztendlich an bewusste Täuschung über die reale Gefahr | |
rechtsterroristischer Netzwerke“. | |
5 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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