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# taz.de -- ANC-Chef Cyril Ramaphosa: Kleineres Übel zur Großtat erklärt
> Der Vizepräsident und Unternehmer Cyril Ramaphosa setzt sich knapp gegen
> die Exfrau des südafrikanischen Präsidenten als ANC-Chef durch.
Bild: 19. Dezember: Cyril Ramaphosa (l.) in Johannesburg
Berlin taz | Er hat es geschafft: Cyril Ramaphosa ist neuer Präsident der
alten Befreiungsbewegung. Südafrikas Afrikanischer Nationalkongress (ANC)
hat am Montag gewählt und mit seiner am Abend bekanntgegebenen Entscheidung
für den ehemaligen Gewerkschaftsführer Ramaphosa den eigenen Weg in die
Zukunft erleichtert. Die Weichen sind wieder neu gestellt in dem Land am
Kap, das dringend eine Perspektive braucht.
Der 65-jährige Geschäftsmann ist kein Politiker, der alle in der
zerstrittenen Partei vereint. Aber der ANC hat sich zumindest gegen den
Kurs der Vetternwirtschaft von Präsident Jacob Zuma ausgesprochen. Wenn
auch nur mit geringer Mehrheit.
Ramaphosa setzte sich mit 2.440 Delegierten knapp gegen Nkosazana
Dlamini-Zuma durch. Die Exehefrau des derzeitigen Staatschefs erhielt 2.261
Stimmen. Um ein Haar also wäre die frühere Chefin der Kommission der
Afrikanischen Union zur ANC-Vorsitzenden und damit zur Spitzenkandidatin
bei Südafrikas nächsten Wahlen gekürt worden. Aber Vizepräsident Ramaphosa
heimste den Sieg ein und seine Chancen stehen gut, mit Ablauf von Zumas
Amtszeit 2019 zum nächsten Präsidenten gewählt zu werden.
Bereits Nelson Mandela hatte sich Ramaphosa vor beinahe 20 Jahren als
Nachfolger gewünscht, konnte sich damals aber nicht in seiner Partei
durchsetzen. Jetzt soll der als liberal geltende Ramaphosa dem von
Korruption und Wirtschaftsstagnation geschwächten Land neuen Atem
einhauchen. Dabei ist der Multimillionär selbst keiner, der mit aller Macht
Reformen durchbringt.
## Durch Korruptionsskandale erschüttert
Auch als Vizepräsident an Zumas Seite in den vergangenen drei Jahren war er
zurückhaltend und schritt nicht ein, als Präsident Zuma mit Hilfe seiner
Freunde, der schwerreichen indischstämmigen Gupta-Familie, Südafrikas Ruf
durch Korruptionsskandale erschütterte und das kritische Schlagwort „state
capture“ an die Stelle der früheren Parole von der „Regenbogennation“
rücken ließ.
Es kam beim Parteitag nicht zum offenen Bruch mit Zumas Fraktion. Aber:
„Ramaphosa hat bessere Chancen, das Vertrauen zu erneuern – nicht nur bei
den Finanzmärkten, sondern auch innerhalb des ANC, wo Reformer sich jetzt
bestätigt fühlen“, sagt Politologe William Gumede, Vorsitzender der
Democracy Works Foundation. Die Stimmung in Südafrika sei in den letzten
Jahren derartig depressiv gewesen, dass Ramaphosa jetzt allein durch seinen
Aufstieg neue Energie bringe.
Doch für viele ANC-Aktivisten ist der „Kapitalist“ Ramaphosa nur das
kleinere Übel. Ob er bis zur Wahl 2019 die massiven Aufgaben meistern kann,
bleibt fraglich – zu groß ist der Schaden, den Zuma dem Land zugefügt hat.
Präsident Zuma machte bei der Verkündung der Wahlergebnisse am späten
Montag gute Miene zum Spiel, seine Exfrau aber schien enttäuscht. Zuma ist
es nicht gelungen, sie als Nachfolgerin zu etablieren und somit seine
Politik hinter den Kulissen fortzuführen. Jacob Zuma – Vertreter von
Südafrikas größter Volksgruppe der Zulus – will jetzt trotzdem weiter bis
2019 im Amt bleiben. Von Ramaphosa erwarten nun viele, dass er das nicht
zulässt. „Ich bin zuversichtlich, dass Zuma nächstes Frühjahr geht und
Ramaphosa der nächste Präsident Südafrikas wird“, schreibt der Kommentator
Max du Preez.
## „Zwei der korruptesten Politiker des Landes“
Die fünf weiteren Posten im ANC-Parteivorstand wurden aus beiden Lagern der
zerstrittenen Fraktionen besetzt. Der neue Vorsitzende wird also mit Zumas
Verbündeten verhandeln müssen. Mit Ace Magashule als Generalsekretär und
dem umstrittenen Freistaat-Premier David Mabuza, der sich als Vizepräsident
durchsetzen konnte, hat nun Ramaphosa laut du Preez „zwei der korruptesten
Politiker des Landes“ an seiner Seite. „Magashule und seine Familie haben
noch starke Verbindungen mit den Guptas und eigene Interessen, das wird
Ramaphosas größtes Problem.“ Allerdings wird er durch den vorherigen
Generalsekretär und jetzigen ANC-Vorsitzenden Gwede Mantashe sowie
Schatzmeister Paul Mashatile unterstützt.
Ramaphosa hat laut du Preez die richtige Strategie gefahren: Mit Ruhe und
Respekt konnte er sich als Vizepräsident unter Zuma halten. So wurde er
ANC-Chef mit Aussicht auf den Top-Job des Landespräsidenten. „Jetzt werden
wir eine andere Seite von ihm sehen.“ Der ANC müsse sich wandeln, um bei
den nächsten Wahlen nicht unter der 50-Prozent-Hürde zu landen. „Mit Zuma
als lahme Ente wird Ramaphosas Fraktion und Macht im Parlament auch stark
anwachsen.“
Die Opposition ist dagegen weniger optimistisch. „Der ANC ist tot und kann
sich nicht mehr selbst korrigieren“, kommentierte Mmusi Maimane, Führer der
größten Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA). Ramaphosa führe eine
tief gespaltene Partei, die die Armen und Arbeitslosen vergessen habe. „Die
Zukunft Südafrikas liegt außerhalb des ANC.“
19 Dec 2017
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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