# taz.de -- Ausstellungsempfehlungen für Berlin: Leiterstoffe, halb giftig, ha… | |
> Beate Scheder empfiehlt Rita McBrides fünfeckige Leitplanken, giftige | |
> Gemälde von Ella Goerner und Falafel als Erinnerungsobjekte bei Dafna | |
> Maimon. | |
Bild: Dafna Maimon, „Orient Express“, Galerie Wedding, 2017, Installationsa… | |
Im Alltag fristen Leitplanken ein Schattendasein. Dabei ist ihre Funktion | |
durchaus bemerkenswert, sorgen sie im Straßenverlauf doch sprichwörtlich | |
dafür, dass keiner vom Weg abkommt. Allerdings kommt man so einfach auch | |
nicht dazu, sie einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. | |
Düst man an ihnen vorbei, verschmelzen sie zu Linien in der Landschaft, | |
prallt man dagegen, hat man gewiss anderes im Kopf als über deren Rolle im | |
öffentlichen Raum zu reflektieren. Nachholen lässt sich das nun bei | |
[1][Konrad Fischer], wo [2][Rita McBrides] knallblaue „leitplanken“ einen | |
fünfeckigen Einbau inmitten der Galerie umschließen. Einfach so, jenseits | |
von Funktionalität, aber umso auffälliger . | |
Konfliktmineralien | |
Besondere Eigenschaften besitzen auch die Stoffe, mit denen sich [3][Ella | |
Goerner] auseinandersetzt. Das Schwermetall Wolfram zum Beispiel, das | |
aufgrund seines hohen Schmelzpunktes früher in Glühbirnen steckte und heute | |
überwiegend in elektronischen Geräten verarbeitet wird. | |
Bedenklich ist das in mehrfacher Hinsicht. Wolfram steht auf der Liste | |
sogenannter Konfliktmineralien und außerdem unter Verdacht | |
gesundheitsschädlich zu sein. Auf Goerners Gemälde „dubbing tungsten“ hä… | |
es als sinister dreinblickender Geist an der Zimmerdecke. | |
Es ist Teil einer Serie digitaler Malereien, die Goerner derzeit | |
präsentiert von [4][The Composing Rooms] im Zweitraum von Pushkin & Gogol | |
zeigt. Mineralerze schweben darauf auf Farbwirbeln durch architektonische | |
Interieurs, so pittoresk, dass man es glatt für das Editorial eines | |
Modemagazin halten könnte, wäre da nicht der ökoaktivistische Impetus der | |
Sujets. | |
Orient Express | |
Weniger giftig – zumindest auf den ersten Blick – sind die Bällchen, die | |
bei [5][Dafna Maimon] die Hauptrolle spielen: Falafel. In der [6][Galerie | |
Wedding] hat die Künstlerin den Imbiss ihres Vaters wieder aufgebaut, den | |
dieser in den 1980er-Jahren als ersten Dönerladen Helsinkis eröffnete. Zu | |
essen gibt es in ihrem „Orient Express“ zwar nichts, aber man kann sich den | |
Werbefilm ansehen, den Maimons Vater damals entwickelte. | |
Der wäre in seiner halbsurrealen 80er-Jahre-Anmutung an sich schon | |
sehenswert; Maimon nimmt ihn noch dazu als Ausgangspunkt für eigene | |
Versionen, in denen sie mit Untertiteln und Perspektivwechseln Exotismen, | |
Identitätsfragen sowie Erinnerungen an ihre Kindheit und ihren | |
patriarchalen, notorisch untreuen Vater nachspürt. | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
13 Dec 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.konradfischergalerie.de/exhibitions/rita-mcbride-3/show/ | |
[2] http://www.ritamcbride.net/ | |
[3] http://www.ellagoerner.com/ | |
[4] http://thecomposingrooms.com/ | |
[5] http://www.berlin.bard.edu/people/faculty-and-cooperation-partners/dafna-ma… | |
[6] http://galeriewedding.de/dafna-maimon/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
## TAGS | |
Kunst Berlin | |
Rauminstallation | |
ÖNZ | |
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