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# taz.de -- Trainerwechsel beim FC St. Pauli: Ende einer Auswärtsfahrt
> Der FC St. Pauli entlässt seinen Trainer Olaf Janßen. Sein Nachfolger
> wird der ehemalige Karlsruhe-Coach Markus Kauczinski.
Bild: Neu am Millerntor: Markus Kauczinski
Hamburg taz | Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat am Mittwochabend nach
nur einem halben Jahr Amtszeit seinen Cheftrainer Olaf Janßen entlassen und
durch Markus Kauczinski ersetzt. Beschlossen wurde Janßens Rauswurf am
vergangenen Freitag, als die Klubführung mit Präsident Oke Göttlich,
Sportchef Uwe Stöver und der kaufmännische Direktor Andreas Rettig nach
einer 0:5-Klatsche gemeinsam aus Bielefeld zurückfuhren.
Am Mittwochabend hatte Ewald Lienen, technischer Direktor des Klubs, als
Experte des TV-Senders Sky noch die auf die Frage, ob die Meldung stimme,
geantwortet, er wisse von nichts.
Anlass für Janßens Freistellung waren das 0:5 in Bielefeld und, kurz zuvor,
ein 0:4 in Fürth. Die Mannschaft wirkte dort völlig desorientiert. Nach
insgesamt sieben sieglosen Spielen in Folge war das Team auf Platz 14
abgestürzt, nur noch zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. „Wir
mussten handeln“, sagt Sportchef Stöver, „und haben das nach einer
ausführlichen Analyse der sportlichen Situation getan.“
Die Analyse von Stöver, Rettig und Göttlich ergab, dass sich das Team unter
Janßen eher zurück- als weiterentwickelt hatte. Nach solidem Saisonstart
schwächelte die Mannschaft bald spielerisch, holte aber viele glückliche
Punkte, die die sportlichen Defizite überdeckten. Ab Mitte der Hinrunde
spielte die Mannschaft meist überlegen, nur blieben diesmal die Ergebnisse
aus. Vor allem die für die zweite Liga überdurchschnittlich gut besetzte
Offensive mit den Nationalspielern Waldemar Sobotta (Polen), Mats Möller
Daehli (Norwegen), Aziz Bouhaddouz (Marokko) und Sami Allagui (Tunesien)
harmonierte nicht miteinander, sodass das Team insgesamt nur 14 Tore
erzielte.
Erst Im Sommer hatte Olaf Janßen die Nachfolge von Ewald Lienen angetreten,
den er zuvor ein halbes Jahr als Co-Trainer unterstützt hatte. In diesem
Zeitraum kletterte die Elf von Platz 18 auf Platz elf, spielte die
erfolgreichste Rückrunde aller Zeiten. Der sportliche Aufstieg sei vor
allem auch der Erfolg Janßens, befanden die Verantwortlichen und
installierten der 51-Jährigen als Nachfolger des amtsmüden Lienen.
## Straftraining in der Morgendämmerung
Janßen wurde vorgeworfen, dass er immer wieder Leistungsträger aus dem Team
nahm und schon mal ein Straftraining in der Morgendämmerung anordnete.
Allesamt Maßnahmen, hinter denen die Vereinsspitze keinen Plan erkennen
konnte.
Am Sonntag hatte auch der Aufsichtsrat einer Trennung von Janßen
zugestimmt, am Montag wurde Kauczinski kontaktiert, am Dienstag mit dem
47-Jährigen verhandelt, am Mittwoch Olaf Janßen von Uwe Stöver in einem
anderthalbstündigen Gespräch seine Entlassung mitgeteilt. Mit Janßen
verlässt den Verein auch Co-Trainer Patrick Glöckner, der durch den
Kauczinski-Intimus Patrick Westermann ersetzt wird.
„Wir haben das spielerische Potential, zu den acht, neun Mannschaften zu
gehören, die um den Aufstieg mitspielen“, geht Stövers Blick weiterhin nach
oben – auch wenn ein Aufstieg aufgrund des großen Abstands zur
Tabellenspitze unrealistisch sein dürfte. Stöver kündigte aber zugleich an,
für die Rückrunde noch in Verstärkungen investieren zu wollen.
Markus Kauczinski war von 2001 bis 2016 Trainer beim Karlsruher SC, erst im
Jugend-, dann im Profibereich. Er gilt als Talententwickler, formte Spieler
wie Hakan Çalhanoğlu, der inzwischen beim AC Mailand spielt.
Zwei Spiele bis zur Winterpause hat Kauczinski und sein Team Zeit, die
Mannschaft näher kennenzulernen und ihr wieder ein Erfolgserlebnis zu
bescheren. „Als die Anfrage kam, musste ich nicht lange überlegen“, sagte
Kauczinski, der zuletzt 13 Monate ohne Job war. „Dass der Verein etwas
Besonderes ist“, fügte er hinzu, „solche Floskeln erspare ich euch an
dieser Stelle. Das weiß jeder.“
7 Dec 2017
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
FC St. Pauli
Fußball
2. Bundesliga
Trainerwechsel
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